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Eines Tages geht der Rabbi

Eines Tages geht der Rabbi

Titel: Eines Tages geht der Rabbi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harry Kemelman
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Republikaner durchkommen, egal wie sie heißen, steht mal fest. Die Vorwahlen also … Wie hoch ist die Wahlbeteiligung bei Vorwahlen? 20, bestenfalls 25 Prozent. Wenn du einen harten Kern von Wählern aus Barnard’s Crossing hinter dir hast, bist du schon drin. Und – das ist der Knüller – du bist allein auf weiter Flur, der einzige republikanische Kandidat.»
    «Wieso denn das?»
    «Weil es keinem – zumindest keinem, der auch nur einen Funken Verstand hat – einfallen würde, gegen Joe Bradley anzutreten. Er ist seit einer halben Ewigkeit Senator für diesen Bezirk. Du läßt dich also aufstellen. Und wenn er schließlich damit herausrückt, daß er nicht zur Wiederwahl zur Verfügung steht, hast du freie Bahn.»
    «Ja, und sobald bekannt wird, daß er aus dem Rennen ist, drängen sich zehn andere rein.»
    «Macht nichts. Du warst der erste, du bist schon bekannt, noch ehe die anderen sich die Ärmel hochgekrempelt haben.»
    «Und wenn dein Freund, der Pfleger, sich mit seiner Voraussage geirrt hat und Bradley sich doch wieder aufstellen läßt?»
    «Dann verlierst du die Wahl, aber zumindest ist dabei eine kostenlose Werbung rausgesprungen.»
    «Tja, wenn du meinst …»

5
    Wenn Tony D’Angelo gefragt wurde, womit er seine Brötchen verdiente, wich er gern aus und bemerkte lediglich, er sei in der Politik. Aber er ließ sich nie für ein Amt aufstellen und machte auch nie Wahlkampf für andere Kandidaten. Seine Spezialität waren leicht anrüchige Geschäfte, sein Betriebskapital war das Wissen um die Achillesferse diverser wichtiger Leute in der Legislative und Exekutive des Staates. In letzter Zeit hatte er fast ausschließlich für Moriarty von den Demokraten gearbeitet, und diese Verbindung war nicht unbemerkt geblieben, weswegen er sich mit dem Sekretär auch nicht wie sonst in dem Restaurant auf dem Hill, sondern in einer obskuren Finte im South End traf.
    «Zur Zeit bist du Gift für uns, Tony», sagte der Parteisekretär. «Der Alte war ganz schön sauer, wenn er wüßte, daß ich mit dir auch nur rede.»
    Tony D’Angelo nickte. Er war nicht aufgebracht, nicht einmal gekränkt. Die Partei ließ ihn lediglich durch ihren Sekretär wissen, daß er für eine Weile unterzutauchen habe. Es war nicht persönlich gemeint, so was kam in der Politik eben vor – jedenfalls in jenen politischen Kreisen, in denen Tony sich bewegte. «Und was mach ich jetzt?» fragte er.
    Der Parteisekretär breitete die großen, fleischigen Hände aus. Er war ein gutgepolsterter Mann um die Dreißig mit schweinchenrosa Haut, der sich seiner Macht und seines Einflusses sehr bewußt war. «Du bist gewissen Leuten aufgefallen, Tony, der Globe -Reporter hat angefangen, rumzuschnüffeln. Man hat uns gesteckt, daß er die anderen Parlamentsreporter und auch die Fernsehfritzen rebellisch gemacht hat, sie sollten auf dich achten, sollten feststellen, in welchen Büros du aus und ein gehst. Und deshalb, meint der Alte, sollst du mal ’ne Weile Urlaub machen. Zwei, drei Monate, bis dahin hat der Globe vielleicht einen anderen Parlamentsreporter. Schaff dir ’ne Freundin an und Jette nach Florida.»
    «Die Freundin hab ich schon.»
    «Um so besser, dann kannst du ja gleich weg.»
    «Na gut. Ich bin also heiß?»
    «Vielleicht auch nur lauwarm, aber Vorsicht ist die Mutter der Porzellankiste. Oder du fährst Richtung Heimat. Wo bist du zu Hause? Lynn? Revere?»
    «Revere.»
    «Na schön, fährst du eben nach Revere, spannst mal richtig aus, spazierst über die Strandpromenade, pumpst dir die Lungen mit der guten Salzluft voll, gehst auf die Rennbahn oder in eine Bingohalle …»
    «Und wovon soll ich leben?»
    «Mußt eben vorübergehend das Kapital anknabbern.»
    «Und woher krieg ich das Kapital?»
    Der Parteisekretär lächelte wie über einen gelungenen Witz. «Bei deinen vielen Geschäftchen? Was hast du denn mit den Mäusen gemacht?»
    «Frag die Buchmacher.»
    «Ach so. Na ja, du kriegst schon irgendeinen Job. Bei deinen Beziehungen …»
    «In Revere hab ich keine Beziehungen. In der Kommunalpolitik hab ich nie mitgemischt. Absichtlich nicht. Da kennt mich keiner.»
    «Und was war mit Atlantic Dredging? Hattest du nicht was damit zu tun, daß Cash gegen die Hafenvorlage gestimmt hat?»
    «Bei Cash bin ich nie auf einen grünen Zweig gekommen, der läßt sich nicht gern in die Karten schauen.»
    Der Sekretär nahm ihm das zwar nicht ab, hütete sich aber, seine Zweifel laut werden zu lassen. Er nickte.
    «Außerdem ist die

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