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Eines Tages geht der Rabbi

Eines Tages geht der Rabbi

Titel: Eines Tages geht der Rabbi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harry Kemelman
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gegeben.»
    «Gern geschehen. Aber da wir zusammenarbeiten müssen, hätte ich auch ganz gern – nein, keine Stellenbeschreibung, aber in etwa eine Vorstellung, wie Sie zu unserer Synagoge und der Gemeinde stehen und was Sie für Pläne haben.»
    Magnuson nickte. «Das ist nur recht und billig. Also gut. Ich bin Geschäftsmann – von der Philosophie und der Überzeugung her.»
    Der Rabbi lächelte ein wenig. «Soll das heißen, daß Sie versuchen werden, die Synagoge zu einem gewinnbringenden Unternehmen auszubauen?»
    Magnuson gab, um zu zeigen, daß er nicht gekränkt war, das Lächeln zurück. «Nein, Rabbi. Das soll heißen, daß ich Geschäftsmann in dem Sinne bin, daß ich die Probleme geschäftsmäßig angehe, so wie ein Wissenschaftler sie vermutlich wissenschaftlich angehen würde. Deshalb habe ich von den Angestellten Stellenbeschreibungen erbeten. Ich werde Organisationspläne ausarbeiten lassen –»
    «Und Sie glauben, das bringt uns weiter?»
    «Schaden kann es nie, glauben Sie mir. Nur ein Beispiel: Um die Religionsschule kümmern sich ein Schulausschuß, ein Schulleiter und der Rabbi. Was passiert, wenn Schüler oder Eltern eine Beschwerde haben? Wenden sie sich an den Rabbi, an Brooks, an den Schulausschuß, vielleicht gar an mich? Es ist viel wert, solche Sachen ganz klar festzulegen. Ich habe mal eine Firma übernommen, die nur drei Mitarbeiter hatte.» Er hielt zur Verdeutlichung drei Finger hoch. «Jawohl, ganze drei. Und sie steckte tief in den roten Zahlen. Ich ging die Sache nach meiner Methode an, stellte klar, wer für was verantwortlich war, und ein halbes Jahr später machte das Unternehmen Gewinn, und der Mitarbeiterstab war auf zwanzig Personen angewachsen. Während aber viele, ja, vielleicht die meisten Geschäftsleute nur auf den Profit starren, sind mir auch andere Dinge wichtig. Ich wollte ein besseres Betriebsklima schaffen, wollte diesen drei Mitarbeitern den Weg zu Wachstum und Fortschritt weisen.»
    «Verstehe.»
    «Für mich ist der Profit nur ein Indiz dafür, daß ich auf dem richtigen Weg bin. Es ist der Beweis für den Erfolg der Methode.» Er lehnte sich zurück. «Als mein Vater und seine Partner 1929 das Warenhaus in Boston verkauften, hatten sie einen Haufen Bargeld zur Verfügung. In England hätte mein Vater vielleicht Land gekauft und sich als Gutsbesitzer, als Landadeliger niedergelassen. So was ist in den Staaten nicht üblich. Statt dessen begannen Magnuson & Beck Unternehmen aufzukaufen, und wir wurden zu dem, was man heute einen Mischkonzern nennt. Wir hatten Glück – nicht nur, weil wir noch vor dem großen Bankenkrach verkauft, sondern weil wir hinterher Bargeld zur Verfügung hatten. Wir haben eine Menge Geld verdient. Als meine Brüder und ich mündig wurden, konnten wir frei wählen, welchen Weg wir gehen wollten. Mein ältester Bruder, Myron, entschied sich fürs Nichtstun.»
    «Fürs Nichtstun?»
    «Er lebt in Paris, geht ins Theater und in Museen, macht Reisen und Besuche bei seinen vielen Freunden und Bekannten. Er ist unverheiratet.»
    «Muß ziemlich anstrengend sein», sagte der Rabbi.
    Magnuson nickte. «Ganz meine Meinung. Aber ihm scheint’s Spaß zu machen. Ich denke mir, daß er nach Frankreich gegangen ist, weil man für diese Lebensweise dort mehr Verständnis hat als hier. Mein zweiter Bruder, Lawrence, ist Mediziner in New York. Ich beschloß, Geschäftsmann zu werden, aber lege mein Geld nur in Projekten an, die mich interessieren. So habe ich zum Beispiel ein kleines Baseball-Team, weil ich Spaß am Baseball habe. Bisher wirft es noch keinen Gewinn ab», setzte er fast etwas verlegen hinzu. «Vielleicht ist meine Methode für Baseball doch weniger geeignet.»
    «Und was ist aus Beck geworden?» fragte der Rabbi.
    Magnuson lachte. «Ich habe sie geheiratet. Marcus Beck hatte nur die eine Tochter, Sophia. Wir sind zusammen aufgewachsen und waren, wie man so schön sagt, füreinander bestimmt. Es heißt ja, daß so etwas im allgemeinen nicht funktioniert, aber bei uns hat es geklappt.»
    «Haben Sie Kinder, Mr. Magnuson?»
    «Eine Tochter», erwiderte er mit unverkennbarem Stolz. «Sie hat ihr Examen in Bryn Mawr mit magna cum laude gemacht und dann an der London School of Economics Politische Wissenschaft studiert. Sie interessiert sich für Politik.»
    «Sie scheinen nicht unzufrieden mit ihr zu sein», sagte der Rabbi lächelnd.
    Magnuson strahlte. «Sie ist unser Lebensinhalt.»
    «Interessiert sie sich für die Synagoge?»
    Magnuson

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