Eines Tages geht der Rabbi
stand in Großbuchstaben: KOMITEE BESORGTER BÜRGER. Darunter war die anläßlich des Festbanketts gemachte Aufnahme angeklammert, unter den einzelnen Personen standen die Namen mit Angabe der Vergehen, für die sie verurteilt worden waren: Schwerer Diebstahl, Gewaltverbrechen, Verschwörung zum Betrug. Nur bei einem Mann fehlten der Name und sonstige Angaben.
Der Drucker nickte vor sich hin, dann sah er auf. «Arbeiten Sie noch für Moriarty?»
«Für den Alten, meinen Sie? Na, daß ich nicht gegen ihn arbeite, ist mal sicher», sagte Tony munter.
«Und was wollen Sie jetzt von mir?»
«Ich möchte das hier als Briefbogen gedruckt haben. Ein Blatt, das man einmal falten und in einen Briefumschlag stecken kann.» Er sah sich auf den verstaubten Regalen um, dann griff er nach einem bedruckten Formular. «Etwa in der Größe, aber gutes Papier. Es darf nicht billig aussehen. Das mit den ‹ Besorgten Bürgern› kann in die rechte obere Ecke. Klar?»
Der Drucker nickte.
«Das Bild und die Unterschriften hätte ich gern auf der oberen Hälfte des Blattes, direkt über dem Falz. Darunter, unter dem Falz, noch eine Zeile. ‹Kennen Sie die Freunde von Ihrem Senator?›»
«Ihres», sagte der Drucker. «‹Ihres Senators› muß es heißen.»
«Wie? Meinetwegen, Ihres Senators. Oder was halten Sie davon: ‹ Was für Freunde hat Ihr Senator?›»
«Das wäre noch besser.»
«Na gut, dann setzen Sie es so.» Er sah zu, wie der Drucker die Änderung mit Bleistift vermerkte. «Was meinen Sie, ob man die Unterschriften mit einem Kästchen umrandet und dann einen Pfeil auf die betreffenden Leute deuten läßt?»
«Machen kann man das natürlich, aber wenn ich die Unterschrift direkt unter die Person setze, ist es eigentlich nicht nötig, der Bezug ist ja klar.» Er besah sich noch einmal das Blatt und das Foto und streckte einen mit Druckerschwärze verfärbten Finger aus. «Und was ist mit dem?»
«Den lassen wir frei. Kennen Sie ihn?»
Der Drucker schüttelte den Kopf.
«Noch nie was von Tommy Baggio gehört?»
Wieder verneinte der Drucker stumm.
«Er kandidiert für den Senat von Massachusetts.»
«Und das schmeckt euch nicht, wie?»
«Genau. Da ist nur eins – er braucht ein Bärtchen, einen kleinen Hitlerschnurrbart.» Er zog den Zeitungsausschnitt mit Baggios Bild aus der Tasche. «So sieht er jetzt aus. Können Sie ihm wieder zu dem Schnurrbart verhelfen?»
Der Drucker besah sich kurz den Ausschnitt und das Foto. «Kein Problem.»
«Okay. Was wird mich die ganze Sache kosten?»
«Mit Umschlägen?»
«Ja, Umschläge brauchen wir auch. Und auf denen muß in der linken oberen Ecke (Komitee Besorgter Bürger) stehen.»
«Keine Adresse?»
«Nein. Nur der Name. Kostenpunkt?»
«Wie hoch soll die Auflage denn sein?»
«Das weiß ich jetzt noch nicht so genau. Ich sag Ihnen was. Machen Sie das Layout und geben Sie mir einen Probeabzug, bis dahin kann ich Ihnen dann sagen, wieviel Sie drucken sollen.»
«Ist gemacht.»
An der Tür blieb Tony noch einmal stehen. «Mir ist da noch was eingefallen. Wir könnten auch einfach drunterschreiben: Kennen Sie den? Das ist nicht so sehr nach der Holzhammermethode.»
«Ich setze mal beides, dann entscheiden Sie, welcher Text Ihnen besser gefällt.»
«Ist ja bestens.»
14
Howard Magnuson deutete auf die Papiere, die auf dem Schreibtisch in seinem Arbeitszimmer ausgebreitet waren. «Ich hab mal ein paar Leute in meinem Bostoner Büro an unsere Gehaltsskala gesetzt», sagte er zu Morris Halperin. «Mich interessierte der Vergleich mit anderen religiösen Institutionen. Da sind ein paar ganz erstaunliche Sachen herausgekommen. Wußten Sie, daß wir alles in allem unseren Leuten sehr viel mehr zahlen als unsere christlichen Freunde ihren Mitarbeitern?»
Halperin nickte. Er hatte das unbehagliche Gefühl, daß ihm der Geschäftsgeist, von dem Magnuson so oft und gern redete, jetzt in Aktion vorgeführt werden sollte. Wenn die Synagogengehälter allgemein höher lagen als die Gehälter, die von den Kirchen gezahlt wurden, lag es auf der Hand, daß sich durch Kürzungen Einsparungen erzielen ließen. Er versuchte, die Frage herunterzuspielen.
«Das ist wie bei dem berühmten Vergleich von Äpfeln und Birnen», meinte er. «Die Arbeit unserer Lehrer in den Religionsschulen, die Fachkräfte sind und die ganze Woche über arbeiten, läßt sich einfach nicht mit der Tätigkeit von Sonntagsschullehrern in den Kirchen vergleichen, die nur eine Stunde unterrichten und in
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