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Eines Tages geht der Rabbi

Eines Tages geht der Rabbi

Titel: Eines Tages geht der Rabbi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harry Kemelman
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beruhigte ihn Laura.
    «Und woher?»
    «Ich habe mit den Republikanern von Barnard’s Crossing geredet», antwortete sie vergnügt, «und habe ihnen klargemacht, daß Sie der einzige Lokalmatador sind. Theoretisch soll die Partei ja neutral bleiben, bis in den Vorwahlen über den republikanischen Kandidaten endgültig entschieden worden ist, aber ich habe die Leute davon überzeugt, daß es für sie vorteilhaft wäre, wenn Sie durchkämen. Ich habe mich auch mit Josiah Bradley, dem derzeitigen Senator – oder vielmehr mit seinen Leuten –, in Verbindung gesetzt, und die haben auch ein paar Anhänger mobilisiert. Keine Angst, wir haben genug Truppen, um die Wahllokale zu besetzen.»
    Er sah sie staunend an. «Also darauf wäre ich im Leben nicht gekommen.»
    «Brauchen Sie auch nicht. Wofür haben Sie ihren Wahlkampfmanager? Sie brauchen nur ins Rennen zu gehen.»
    «Und Sie sind der Jockey, ja?»
    Sie lächelte. «So ungefähr.»
    Für Dienstag waren die Vorwahlen angesetzt. Am Samstag davor fand Laura in der Post ein Flugblatt des ‹Komitees Besorgter Bürger › . Es zeigte ein schlecht reproduziertes Foto, auf dem eine Gruppe von sechs Männern zu sehen war, die an einem Tisch, offenbar in einem Bankettsaal, saßen. Unter fünf Figuren standen die Namen und ein Hinweis auf eine Verurteilung wegen eines schweren Vergehens. Der sechste Mann am Tisch – unverkennbar Thomas Baggio – war nicht benannt, aber eingekreist. Unter dem Foto stand eine einzige Zeile: «Kennen Sie den?»
    Sie trommelte mit den Fingern auf die Schreibtischplatte. Als Scofield kam, zeigte sie ihm das Blatt. «Haben Sie das schon gesehen? Das fand ich heute früh in der Post.»
    Er warf einen Blick darauf. «Das ist doch Tommy Baggio?»
    «Natürlich ist es Baggio. Ein ganz mieser Trick. Haben Sie schon mal was vom ‹Komitee Besorgter Bürger› gehört?»
    Er schüttelte nachdenklich den Kopf.
    «Ich auch nicht, und das wäre mir bestimmt zu Ohren gekommen. Nein, das Gremium ist offenbar frei erfunden.»
    «Wer hat das wohl verschickt, was meinen Sie?»
    «Vielleicht Cashs Leute.» Sie holte den Umschlag aus dem Papierkorb. «In Revere abgestempelt. Es könnte auch einer von Baggios politischen Gegnern in seinem eigenen Revier sein. Und da die Wahl schon am Dienstag ist, kann er kaum noch etwas dagegen unternehmen, der arme Kerl. Selbst wenn er versucht, auf einer Pressekonferenz ein Dementi in die Welt zu setzen, käme er damit wahrscheinlich erst am Dienstag in die Lokalpresse. Und ob sie es in Boston überhaupt bringen würden, wage ich zu bezweifeln.»
    «Aber es ist ein Foto, und Bilder lügen nicht.»
    «Das ist doch unwichtig. Wahrscheinlich war es irgendeine Benefizveranstaltung oder ein Festbankett. Baggio ist Berufspolitiker, er wird ständig zu solchen Sachen eingeladen. Irgendeiner sagt zu ihm: Der Soundso ist gerade aus dem Krankenhaus gekommen – oder kriegt einen neuen Job an der Westküste oder ist zum Vorsitzenden des Verbandes linkshändiger Handelsvertreter gewählt worden –, und wir geben ein Essen für ihn. Können Sie nicht hinkommen und ein paar Worte sagen? Also geht er hin, schwingt eine kurze Begrüßungsrede, läßt sich fotografieren und zieht wieder ab. Die Leute sind für ihn Wähler, und das ist für so einen Mann Grund genug, sich dort sehen zu lassen.»
    «Ja, das leuchtet mir ein.»
    Laura kam ein Gedanke. «Also, ich finde, wir sollten was unternehmen.»
    «Was denn?»
    «Irgendwie können wir die Sache nicht auf sich beruhen lassen, wir müssen Stellung beziehen. Vielleicht zahlt es sich für uns sogar noch aus. Ich sag Ihnen was: Wir werden dieses Machwerk schärfstens verurteilen. Sie geben eine Erklärung ab, daß Sie diese Art, Politik zu betreiben, strikt ablehnen und glauben, nein, überzeugt davon sind, daß Thomas Baggio ein ehrenwerter Mann ist. Ich rufe gleich das Lokalblatt an, vielleicht bekommen wir es noch in die Montagsausgabe.»
    Er überlegte einen Augenblick, dann nickte er. «Einverstanden. Entwerfen Sie einen Text, den können Sie dann gleich telefonisch durchgeben.»

19
    Millie Hanson legte sechs brutzelnde Speckstreifen auf ein Blatt Küchenkrepp, legte ein zweites darüber und tupfte sie trocken. Sie tat drei Streifen auf jeden Teller neben den Zimttoast, zögerte, dann packte sie einen Streifen auf den anderen Teller. Speck macht dick, und sie mußte auf ihre Figur achten. Sie ging mit den beiden Tellern zum Tisch und stellte den mit den vier Speckscheiben vor Tony

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