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Eines Tages geht der Rabbi

Eines Tages geht der Rabbi

Titel: Eines Tages geht der Rabbi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harry Kemelman
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einbog, sah er einen Streifenwagen. Er hupte, der Wagen verlangsamte die Fahrt und hielt an. Ein Polizist stieg aus, kam zu ihm herüber und richtete seine Taschenlampe auf ihn. «Ach, Sie sind’s, Mr. Halperin. Ist was passiert?»
    «Auf der Glen Lane liegt ein Mann auf der Fahrbahn, direkt hinter der Anhöhe. Ich … ich glaube, er ist tot.»
    «Glen Lane? Okay, wir sehen mal nach.»
     
    Sergeant Dunstable hockte sich neben den Mann auf der Straße und schob ihm seine dicken Finger unter den Kragen. «Ich schätze, er ist tot, aber ganz sicher bin ich nicht. Ich sag drüben Bescheid, stell du inzwischen Warnleuchten quer über die Fahrbahn, sonst kommt am Ende noch jemand hier reingedonnert und fährt uns alles kaputt.»
    «Alles klar.» Knowland, sein Kollege, kramte auf dem Rücksitz herum. «Und was machen wir am anderen Ende?»
    «Das erledigen wir, wenn ich Bescheid gesagt habe.»
    Aber als Knowland zum Wagen zurückkam, war der Sergeant noch da und leuchtete mit seiner Taschenlampe den Boden ab. «Eindeutig Fahrerflucht. Schau dir die vielen Splitter an, die stammen von einem Scheinwerfer. Nichts anfassen, klar? Die Jungs vom Labor vollbringen manchmal wahre Wunderdinge mit dem Zeug, was sie so auflesen. Sie müssen gleich hier sein.»
    Während sie die kleine Anhöhe hinuntergingen, erfaßte der hin und her gehende Strahl von Dunstables Taschenlampe das in der Schneise geparkte Fährzeug.
    «Sein Wagen?» fragte Knowland.
    «Möchte ich annehmen. Er ist wohl ausgestiegen, weil er mal mußte.» Der Sergeant drehte sich um und deutete mit der Taschenlampe nach oben. «Wahrscheinlich war er dort hinter der Baumgruppe.»
    «Aber hier stehen doch überall Büsche, er brauchte ja bloß die Tür aufzumachen und sich zur Seite zu drehen …»
    Widerspruch von Untergebenen, besonders wenn es sich um einen Bill Knowland handelte, schätzte der Sergeant ganz und gar nicht.
    «Es gibt eben Leute, die beschmutzen nicht gern das eigene Nest», sagte er sehr von oben herab.

23
    Sophia Magnuson setzte sich auf die Bettkante und sah zu, wie ihre Tochter sich vor der Frisierkommode das Haar bürstete. «Du hast dich in den letzten Wochen ziemlich rar gemacht», sagte sie zu Lauras Spiegelbild.
    «Es war doch Wahlkampf», gab Laura zurück, ohne sich umzudrehen. «Aber der beruhigt sich jetzt allmählich. Natürlich steht die eigentliche Wahl noch aus, aber nachdem wir bei der Vorwahl durchgekommen sind, ist die Wahl selbst nur noch halb so wild. Der Bezirk ist fest in republikanischer Hand. Däumchen drehen können wir natürlich nicht, es gibt noch einen Haufen Arbeit, aber es läuft alles gut, und wir machen uns nicht mehr verrückt.»
    «Du redest, als ob …»
    Laura wandte sich um und sah ihre Mutter an. «Als ob ich selbst kandidiere, meinst du? Da ist schon was dran. Wir sind ein Team, Jack Scofield und ich. Ohne mich hätte er die Vorwahlen nie gewonnen, und das weiß er auch. Wahrscheinlich wäre er ohne mich schon längst ausgestiegen. Aber ohne ihn käme auch ich nicht weit.»
    «Da sehe ich noch nicht ganz klar», sagte Mrs. Magnuson. «Zuerst, als du mit dieser Sache angefangen hast, haben wir gedacht, dein Vater und ich, daß es dir um praktische Erfahrungen geht, gewissermaßen als Ergänzung zu dem theoretischen Wissen aus dem Studium. So hast du es uns jedenfalls erklärt. Dein Vater hat gemeint, du würdest dabei vielleicht ein paar interessante junge Männer kennenlernen, allmählich zur Ruhe kommen und –»
    «– und heiraten?»
    «Nicht der schlechteste Beruf für eine Frau», sagte Mrs. Magnuson gelassen.
    «Komm, Mutter! Wir schreiben das Jahr 1984!»
    «Wie gesagt, dein Vater hat sich das so gedacht. Er ist ziemlich konservativ. Wie die meisten Männer.»
    «Und du bist nicht seiner Meinung?»
    «Sagen wir so: Ich habe akzeptiert, daß sich manche Dinge geändert haben. Daß du dich beruflich in der Politik engagierst, dagegen habe ich nichts, ebensowenig, wie ich etwas gegen eine Karriere im juristischen oder medizinischen Bereich einzuwenden hätte. Aber du mußt zugeben, daß die Politik ein risikoreiches Geschäft ist. Da kannst du machen, was du willst – wenn du die Wahl verlierst, war alles umsonst, und du stehst wieder ganz am Anfang.»
    «Genau deshalb habe ich ja diesen Weg gewählt», sagte Laura eifrig. «An einer eigenen Kandidatur liegt mir nichts, weil mir nichts an Ruhm und Ehre liegt. Außerdem geht eine Frau, die sich zur Wahl stellt, von vornherein mit einem gewaltigen Handikap

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