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Eines Tages geht der Rabbi

Eines Tages geht der Rabbi

Titel: Eines Tages geht der Rabbi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harry Kemelman
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der rechten Hosentasche. Warum?»
    «Die Frau hat angedeutet, er habe einen Haufen Geld bei sich gehabt – oder hätte es bei sich haben müssen.»
    «Hm. Wo ist sie jetzt?»
    «Soweit ich weiß, ist sie da wohnen geblieben. Die Miete ist bis zum Monatsende bezahlt.»
    «Hat sie denn Geld? Wovon will sie leben?»
    «Sie ist Kellnerin. Im Blue Moon , das ist eine Bar.»
    «Schönen Dank, Chezzie. Sag mir Bescheid, wenn du noch was hörst.»
    «Du kennst mich doch, Hugh.»
     
    Detective Sergeant Dunstable war nicht etwa faul oder arbeitsscheu, aber er hatte etwas gegen sinnlose Tätigkeiten. Und deshalb sagte er, als er seinen Auftrag bekam: «Herrje, Lieutenant, da müßte ja einer bescheuert sein, wenn er den Scheinwerfer, der bei einer Fahrerflucht zu Bruch gegangen ist, in ’ner hiesigen Werkstatt reparieren läßt.»
    «Vielleicht war er ja wirklich bescheuert. Besoffen vielleicht. Fährt den Mann über den Haufen und denkt, es war nur ’ne Bodenwelle. Und du weißt ja, daß die Fahrbahn in der Glen Lane mehr Löcher hat als ein Schweizer Käse. Also fährt er heim und legt sich schlafen. Und wie er am nächsten Morgen zum Wagen kommt, sieht er, daß ein Scheinwerfer kaputt ist.»
    «Ja, aber –»
    «Und deshalb würde es ganz schön komisch aussehen, wenn wir uns nicht die Mühe machen würden, an den Tankstellen rumzufragen, ob irgendwo ein Scheinwerfer ausgetauscht worden ist. Stell dir vor, einer vom Magistrat ruft bei Hugh Lanigan an, und der muß ihm sagen: ‹Sergeant Dunstable hat gemeint, da müßte einer schon bescheuert sein, wenn er den Scheinwerfer nach einer Fahrerflucht am Ort reparieren läßt, und deshalb hab ich in den hiesigen Werkstätten gar nicht erst nachfragen lassen.›»
    «Ich dachte ja bloß, Lieutenant …»
    In der ersten Werkstatt schüttelte der Besitzer den Kopf. «Wegen Fahrerflucht, wie? Da müßte ja einer bescheuert sein, den Scheinwerfer am Ort austauschen zu lassen, wenn er Fahrerflucht gemacht hat …»
    «Wo haben Sie denn das aufgeschnappt?»
    «Bill Knowland hat’s heute vormittag im Coffeeshop erzählt.»
    «Na ja, es ist eine Routinesache, aber sicher ist sicher», sagte der Sergeant zugeknöpft.
    «Versuchen Sie’s mal bei Grately», rief der Besitzer ihm nach.
    Beim vierten Anlauf wurde Sergeant Dunstable fündig. Mr. Glossop von Glossop’s Automotive and Gas runzelte die sonnengebleichten Brauen. «Ja, ich hab gestern einen Scheinwerfer ausgetauscht.»
    «Gestern? Wissen Sie das genau?»
    Glossop nahm die Füße von der Schreibtischplatte und setzte sich auf. In dem gegerbten Gesicht wetterleuchtete Zorn. «Klar, weiß ich das genau. Wie oft kommt das schon vor, daß ich ’nen Scheinwerfer austausche?»
    «War es ein Bekannter?»
    Glossop schüttelte den Kopf. «Schwarzer Chevy, dreiundsiebziger Modell, bißchen angegammelt, aber gekannt hab ich ihn nicht.»
    Sein Gehilfe, Tom Blakeley, ein großer, rothaariger junger Mann, der gerade einen Wagen aufgetankt hatte und hereinkam, um einen Beleg für die Kreditkarte auszustellen, ließ sich vernehmen. «Ich kenne ihn, Sergeant.»
    «Ach nee. Und wie heißt er?»
    «Kennen ist vielleicht zuviel gesagt, aber ich hab ihn hier schon gesehen. Moment, Sergeant.»
    Er holte sich draußen die Unterschrift des Kunden, und Glossop nahm seinen Bericht wieder auf. «Er fuhr am späten Nachmittag vor und ließ auftanken. Da hab ich den kaputten Scheinwerfer gesehen und hab ihn gefragt, ob er ihn nicht austauschen will.» Er sah zur Decke. «Vielleicht war das ein kleiner Verkaufstrick … Na ja, ich hab angedeutet, daß ihr gerade dabei seid, alle Wagen zu überprüfen, ob die Ausrüstung in Ordnung ist, Beleuchtung und so, und wenn ihr ihn bei Dunkelheit mit nur einem Scheinwerfer schnappt … Warum sollen wir eigentlich das ganze Geschäft den Warenhäusern überlassen?»
    «Klar, die Kleinen wollen auch was haben.»
    «Sag ich doch. Ja, also, da ist er ausgestiegen und hat sich’s angesehen und gemeint, da muß wohl ein Stein gegengeflogen sein, und ich soll ihn ruhig austauschen. Also hab ich den Rand abgeschraubt und den Scheinwerferrest rausgenommen –»
    «Und wo ist der jetzt?»
    «Da drüben in der Abfalltonne.»
    Tom Blakeley war zurückgekommen. «Ja, wie gesagt, Sergeant, persönlich kenn ich ihn nicht, aber gesehen hab ich ihn hier schon. Ich glaube, er wohnt noch nicht lange bei uns. Fast so groß wie ich, einsachtzig, würde ich sagen, aber eher schmal. Er wohnt in der Maple Lane, ziemlich weit unten, fast

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