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Eines Tages geht der Rabbi

Eines Tages geht der Rabbi

Titel: Eines Tages geht der Rabbi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harry Kemelman
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und dadurch ist es ein Fall von Totschlag, und das ist eine ernste Sache. Eine Sache, mit der sich die Kriminalpolizei des Staates und das Büro des District Attorney befassen wird. Neben der Leiche wurden Scherben gefunden, Scherben eines Scheinwerfers, der beim Aufprall zu Bruch gegangen ist. Wissen Sie, was wir mit solchen Scherben machen?»
    «Ich hab mal im Fernsehen einen Krimi gesehen, da haben die Cops – ich meine die Polizeibeamten – die Stücke zusammengebastelt wie in einem Puzzle.»
    «Genau das tun wir. Wir legen die Stücke zusammen, und wenn sie passen, kleben wir sie. Sie haben Ihren Scheinwerfer bei Glossop austauschen lassen. Die Reste des alten Glaskörpers haben Sie in die Abfalltonne geworfen. Einer unserer Leute hat die Stücke herausgeholt, und wir haben sie zusammengeklebt.» Lanigan hob mahnend einen Zeigefinger. «Und siehe da, die beiden Teile paßten ganz genau aneinander.»
    «Aber das ist unmöglich.»
    «Stimmt. Falls es nicht Teile von ein und demselben Scheinwerfer waren.»
    «Aber ich war die ganze Nacht zu Hause.»
    Lanigan zuckte die Achseln und griff nach der Karte mit den Miranda-Vorschriften, die in einer Ecke seiner Schreibtischunterlage steckte.
    «Ich möchte einen Anwalt haben.»
    Lanigan nickte. «Ja, ich glaube, das wäre eine gute Idee.» Er schob das Telefon über den Schreibtisch. «Sie können gern telefonieren, ich geh auch solange raus, wenn Sie wollen.»
    «Ich kenne aber keine Anwälte», sagte Paul verlegen. «Wir wohnen noch nicht lange hier. Ich hab gedacht – äh –»
    «Daß wir Ihnen einen besorgen? Na ja, wenn Sie am Montag vor den Untersuchungsrichter kommen, wird er Ihnen einen Anwalt stellen, falls Sie bis dahin noch keinen haben. Aber –»
    «Jetzt fällt mir was ein. Der Typ, der für den Senat kandidiert hat und bei den Vorwahlen durchgekommen ist–»
    «Sie kennen Jack Scofield?»
    «Nicht persönlich. Aber ich war mit meinen Eltern mal auf einer Party, da kam er herein und hat eine kurze Rede gehalten. Und er hat gesagt, wenn wir Hilfe brauchen, könnten wir uns jederzeit an ihn wenden. Mein Alter – mein Vater, meine ich – hat hinterher gesagt, daß er den Eindruck hat, Scofield war auf Mandanten ebenso scharf wie auf den Senatorenposten. Wenn ich den anrufe … Sonst weiß ich keinen.»
    «Rufen Sie ihn ruhig an. Aber seien Sie nicht enttäuscht, wenn er Sie abblitzen läßt.»
    «Warum sollte er mich abblitzen lassen? Es ist doch sein Geschäft.»
    «Ja, aber es ist eine Strafsache, deshalb könnte es sein, daß er erst mit Ihren Eltern sprechen will. Bei Strafsachen verlangen die Anwälte nämlich meist eine Vorauszahlung.»

27
    Es war nach zehn, als der Rabbi und Miriam vom Freitagabendgottesdienst nach Hause kamen. Während der Rabbi sich noch mit dem Schlüssel mühte, hörten sie im Haus das Telefon läuten.
    «Wahrscheinlich eine falsche Verbindung», sagte Miriam.
    «Vielleicht ist es aber auch wichtig», meinte der Rabbi. «Wenn schon jemand am Sabbat anruft …»
    Noch im Mantel, hob er ab. Eine aufgeregte Frauenstimme schlug an sein Ohr. «Rabbi Small? Gott sei Dank, daß Sie da sind. Entschuldigen Sie bitte, daß ich noch so spät anrufe, aber ich – wir machen uns so große Sorgen. Wir wußten nicht, an wen wir uns wenden sollten, und dann fielen Sie uns ein. Ich bin Sally Kramer, wir wohnen in derselben Straße wie Sie, in dem Haus direkt an der Ecke Glen Lane. Ich hätte meine Nachbarn angerufen, aber die kenne ich nicht, das heißt, ich weiß nicht einmal, wie sie heißen. Sie kenne ich natürlich auch nicht persönlich, aber wir wollten so bald wie möglich in die Gemeinde eintreten und –»
    «Worum geht es denn, Mrs. Kramer.»
    Der Rabbi hörte eine Männerstimme. «Komm, laß mich mal ran. Hier Ben Kramer, Rabbi. Meine Frau ist ein bißchen nervös. Sehen Sie, wir haben Urlaub gemacht und wollten eine Weile auf gut Glück durchs Land gondeln. Unser Sohn Paul konnte nicht mitkommen, er studiert. Ich habe ihm gesagt, daß wir jeden Freitag so gegen sieben anrufen würden. Nun haben wir heute angerufen, aber es hat sich niemand gemeldet. Es kann natürlich sein, daß er mit dem Anruf nicht schon an diesem Freitag gerechnet hat, wir sind nämlich erst am Mittwoch losgefahren. Wahrscheinlich ist er ausgegangen. Aber meine Frau macht sich Sorgen.»
    «Und was kann ich nun für Sie tun, Mr. Kramer?»
    «Wenn Sie nur mal vorbeischauen und nachsehen könnten, ob der Wagen da ist. Es ist ein ziemlich klappriger schwarzer

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