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Eines Tages geht der Rabbi

Eines Tages geht der Rabbi

Titel: Eines Tages geht der Rabbi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harry Kemelman
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Chevy, ein dreiundsiebziger, glaube ich. Ja, und an der Rückscheibe ist ein Aufkleber von der Northeastern University. Wenn der Wagen da steht, ist er zu Hause, und Sie könnten ihm sagen, er soll mal zurückrufen. Wenn der Wagen nicht da ist – übrigens steht er wahrscheinlich nicht in der Garage oder in der Einfahrt, sondern Ecke Glen Lane –, ist er weggefahren, und meine Frau braucht sich keine Gedanken zu machen.»
    «Schön. Und dann soll ich Sie noch einmal anrufen?»
    «Ja. Ich gebe Ihnen die Nummer. Haben Sie Papier und Bleistift bei der Hand?»
    «Ich schreibe am Sabbat nicht, Mr. Kramer. Aber wenn Sie mir die Nummer sagen, wiederhole ich sie, und falls ich sie vergessen sollte, wird meine Frau sie sich merken.»
    «Wunderbar, Rabbi, da sind wir Ihnen wirklich sehr dankbar. Wann, meinen Sie, werden Sie dazu kommen, mal vorbeizuschauen?»
    «Ich mache mich gleich auf den Weg.»
    «Das ist wirklich sehr nett von Ihnen. So, hier kommt die Nummer.» Er sagte sie durch, und der Rabbi wiederholte sie laut, damit Miriam es mitbekam.
    «Und dann höre ich so in einer halben, dreiviertel Stunde von Ihnen?»
    «So lange wird es wohl nicht einmal dauern.»
    «Großartig. Melden Sie es bitte als R-Gespräch an, ja?»
    Der Rabbi ging bis zum Ende der Maple Street, sah sich um und war zwanzig Minuten später wieder da. Er wählte das Amt und nannte die Nummer. Miriams Hilfe brauchte er dazu nicht, denn er hatte sie während des kurzen Fußwegs immer wieder vor sich hingesagt.
    Mrs. Kramer meldete sich.
    «An der Ecke Glen Lane stand kein Wagen, Mrs. Kramer. Und auch in Ihrer Einfahrt nicht. Ich habe durchs Garagenfenster gesehen, und in der Garage stand ein kleiner grauer –»
    «Das ist meiner. Dann ist er wahrscheinlich heute abend weggegangen.»
    «In der Diele war Licht, und im Obergeschoß auch», fuhr der Rabbi fort. «Ich habe geklingelt – die Klingel hat im Haus angeschlagen, das habe ich genau gehört – und habe ziemlich laut geklopft, aber es hat sich niemand gemeldet. Meinen Sie, ich sollte –»
    «Nein, das geht schon in Ordnung. Ich habe ihm gesagt, er soll in der Diele und im Schlafzimmer Licht brennen lassen, wenn er abends weggeht. Dann ist wahrscheinlich alles in Ordnung. Wenn –» Sie zögerte.
    «Ja?»
    «Wenn es Ihnen nicht zu viel Mühe macht und Sie es nicht vergessen, könnten Sie vielleicht in den nächsten Tagen einen Zettel durchstecken, damit Paul bestimmt da ist, wenn wir anrufen. Wir melden uns am nächsten Freitag.»
    «Das läßt sich sicher machen, Mrs. Kramer.»
     
    Die Samstagausgabe des Lokalblatts kam am späten Nachmittag, aber die Smalls lasen sie grundsätzlich erst, wenn der Sabbat zu Ende war. An diesem Samstag waren sie abends aus gewesen, und erst am Sonntag vormittag kam Miriam dazu, die Zeitung durchzublättern. Unter den Polizeimeldungen fand sie eine kurze Notiz, daß Paul Kramer, Maple Street, wegen des Unfalls mit Fahrerflucht, der sich am Mittwoch in der Glen Lane zugetragen hatte, verhaftet worden war. Sie zeigte die Meldung ihrem Mann.
    «Sie haben ihn am Freitagnachmittag geholt. Das heißt, daß er im Revier war, während du bei ihm geklopft hast.»
    «Hm.»
    «Du mußt seinen Eltern Bescheid geben, David.»
    «Aber wie denn?»
    «Weißt du die Nummer nicht mehr?»
    Er schüttelte den Kopf, «Die würde mir nichts nützen, sie sind bestimmt längst weitergefahren.»
    «Aber die Leute, bei denen sie gewohnt haben …»
    «Es war ein Hotel oder ein Gasthaus oder so was. Als ich zurückrief, meldete sich eine Vermittlung.»
    «Können wir denn gar nichts tun, David?»
    «Ich könnte mal mit Chief Lanigan sprechen. Wenn es Fahrerflucht war, haben die Verhaftung vermutlich die Registry-Leute vorgenommen, aber er müßte etwas darüber wissen. Er sollte eigentlich zu Hause sein. Ich versuche es gleich mal.»
    Als er ihn am Apparat hatte, fragte er: «Haben Ihre Leute Paul Kramer verhaftet?»
    «Ganz recht.»
    «Könnten Sie mir Näheres darüber sagen?»
    «Was interessiert Sie an dem Fall, David? Mal abgesehen davon, daß er einer Ihrer Leute ist.»
    «Das dürfte allein schon eine ausreichende Begründung sein. Aber außerdem haben mich seine Eltern angerufen.» Er erzählte, was sich am Freitagabend nach ihrer Rückkehr aus der Synagoge getan hatte.
    «Hm», machte Lanigan. «Ich bin gerade auf dem Sprung zum Revier. Wollen wir uns dort treffen?»

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    Als Mitglied der Geschäftsführung im Verband Höherer Polizeibeamter hatte Cesare Orlando häufig Kontakt

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