Eines Tages geht der Rabbi
an der Glen Lane. Ich hab den Wagen da schon stehen sehen. Ich glaub, es ist das letzte Haus. Er hat einen Sticker an der Rückscheibe, Northeastern University, wahrscheinlich studiert er in Boston.»
Der Sergeant ging zur Abfalltonne und stocherte ein bißchen darin herum. Als er zurückkam, sagte er: «Ich möchte mal telefonieren. Sie sollen jemand vom Revier schicken und die Tonne abholen.»
«Abholen? Was soll denn das heißen?» fragte Glossop.
«Nur vorübergehend. Sie kriegen das Ding ja zurück. Sie wird bei uns leergemacht.»
«Und was machen wir inzwischen?»
«Draußen ist ’ne Kiste, die nehmen wir», befand Blakeley und holte sie. Als er zurückkam, fragte Glossop ihn neugierig: «Was hast du denn in der Maple Street zu suchen?»
Blakeley feixte. «Ach, ich hab da ’ne Freundin wohnen.»
Auf dem Revier erstattete der Sergeant Chief Lanigan Bericht. «Der Bursche wohnt in der Maple Street, Ecke Glen Lane. Kramer heißt er. Soll ich ihn herbringen?»
«Nein, wir warten, bis wir Bescheid vom Labor haben. Wenn die Scherben zueinander passen, holen wir ihn uns. Gut gemacht, Sergeant.»
Sergeant Dunstable griente selbstzufrieden. «Ganz normale kriminalistische Ermittlung.»
25
«Na, wie findest du ihn?» Mrs. Magnuson schloß die Schlafzimmertür hinter sich.
Howard Magnuson nahm den Schlips ab. «Macht einen netten Eindruck», sagte er hinhaltend.
«Und er ist offenbar unsterblich in Laura verliebt», sagte Mrs. Magnuson. «Er hat sie ja während des Essens kaum aus den Augen gelassen.»
«Das ist mir auch aufgefallen. Selbst wenn er mit mir sprach, hat er ständig zu ihr hingesehen. Verliebt, sagst du. Na ja, schon möglich. Mir schien es allerdings eher, als ob er sich von ihr die Stichworte holte.»
Mrs. Magnuson nahm Scofield in Schutz. «Er war in einem fremden Haus. Daß er da nicht ins Fettnäpfchen treten wollte, ist ja verständlich.»
«Das verstehe ich ja auch.» Er bemühte sich ehrlich, etwas wie Freude in sich aufkommen zu lassen. Aber es ging ihm gegen den Strich, sich selbst etwas vorzumachen, und deshalb fugte er hinzu: «Aber du mußt zugeben, daß er nicht gerade aussieht, als ob er Bäume ausreißen könnte.»
«Woher willst du das wissen?»
«Wenn ich Laura recht verstanden habe, ist er in die Politik gegangen, weil er mit seiner Anwaltspraxis nicht auf einen grünen Zweig gekommen ist. Die paar tausend Dollar, die er geerbt hat, liegen auf einem Sparbuch. Er fährt einen pinkfarbenen Wagen, weil er den billig gekriegt hat. Er–»
Mrs. Magnuson versuchte es anders. «Und weshalb muß einer Bäume ausreißen können, um ein guter Ehemann zu werden? Nimm eine junge Frau wie unsere Laura. Entschlossen, willensstark, meinetwegen auch eigensinnig. Was passiert, wenn sie einen energischen, zielstrebigen Mann heiratet? Die beiden machen sich gegenseitig die Hölle heiß. Vielleicht ist Laura klüger als du – jedenfalls was die Wahl des Ehemanns angeht. Ich könnte mir durchaus vorstellen, daß der Mann, den Laura braucht, großzügig und flexibel sein müßte …!»
«Ein Trottel und ein Schwächling also …»
«Wäre das so ein Unglück? Sie wird ihn lenken und leiten, er weiß, daß er sie braucht und wird ihr dankbar und ergeben sein. Er hat kein Geld, sagst du. Dafür hat Laura Geld, und eines Tages wird sie noch viel mehr haben. Sie wünscht sich eine politische Karriere, und zu der wird er ihr verhelfen. Dank ihrer Ratschläge und ihrer Lenkung dürfte er ein erfolgreicher Senator werden. Nach ein oder zwei Amtsperioden wird er sich für den Kongreß aufstellen lassen, wird durchkommen, und die beiden werden nach Washington gehen. Wenn du dir für deine Tochter ein erfolgreiches, erfülltes Leben wünschst, müßtest du dich eigentlich über ihre Wahl freuen. Hat sie, nur weil sie eine Frau ist, nicht das Recht auf eine Karriere?»
«Ja, schon, aber verflixt noch mal–»
«Weißt du, was geschehen würde, wenn sie den Typ von Mann heimbringen würde, der dir als Ehemann für sie vorschwebt? Einen vielversprechenden jungen Arzt oder Wissenschaftler, einen Anwalt, Geschäftsmann oder Ingenieur? Dann wäre er es, der erfolgreich Karriere macht, und sie müßte zu Hause sitzen und Essen für seine Freunde und Bekannten geben. Sie wäre Hausfrau und sonst nichts. Er hätte ein interessantes Leben, und sie dürfte sich mit dem Innenarchitekten über die Farbe ihrer Vorhänge beraten. Laura ist der Sohn, den wir nie hatten, und danach haben wir ihre Erziehung
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