Einfach bezaubernd

plötzliches Auftauchen war ihr noch unangenehmer gewesen als das Auftauchen dieses Fremden – sie hatte ihren überstürzten Entschluss, ihn zu heiraten, bereits bedauert; und ihn nun wie mit Elrics dunklen, rätselhaften Augen zu sehen ließ ihr diese Vorstellung noch absurder erscheinen.
    »Mein Verlobter«, erklärte sie unnötigerweise.
    »Nicht mehr lange«, versetzte Elric, wandte sich um und eilte in die Küche zurück, wobei er offensichtlich erwartete, dass sie ihm folgte. Verlangend blickte sie einen Augenblick zur Haustür, und wie auf ein Stichwort rastete der Riegel mit einem Klicken ein. »Er ist nicht Ihr Typ.«
    »Ich werde bestimmt nicht mein Liebesleben mit Ihnen diskutieren«, meinte sie steif. Sie raffte das auf dem Tisch herumliegende Silberbesteck zusammen, einschließlich des gelben Löffels, und warf alles in das Spülbecken.
    »Was tun Sie da?«
    »Abwaschen«, erwiderte sie, ohne sich umzudrehen. Vielleicht würde er verschwinden, wenn sie ihn so weit wie möglich ignorierte. »Wir haben eine Abmachung, meine Schwestern und ich. Ich kümmere mich um den Haushalt, und sie verdienen Geld.«
    »Sie kommen mir nicht wie ein Hausmütterchen vor.«
    »Bin ich auch nicht. Ich koche gern – da kann ich Zutaten zusammenmischen und etwas entstehen lassen, ohne dass es explodiert oder in Flammen aufgeht. Mit normalen Jobs habe ich so meine Probleme. Die Dinge ändern oft ihre Form, wenn ich es nicht erwarte, und das lässt sich schwer erklären.«

    Er trat von hinten an sie heran – sie musste sich nicht umdrehen, um ihn zu fühlen, brauchte dazu keine übernatürlichen Kräfte. Er war überall. »Der Abwasch kann warten. Ich möchte, dass Sie mir sagen, warum Sie diesen willenlosen Trottel heiraten wollen.«
    »Er ist kein …«
    »Sie haben ihn um Ihren Finger gewickelt. Ich bin schwer beeindruckt … diese Art von Gedankenzauberei ist schon höhere Schule, und sie passt eigentlich nicht zu Formverwandlungen. Vielleicht haben Sie ihn deswegen so gut in der Hand, während Ihnen alles andere in Ihrem Leben außer Kontrolle gerät.«
    Bei diesen Worten drehte sie sich um und starrte ihn an. Oder versuchte es zumindest, doch schien er jedes Mal, wenn sie den Blick auf ihn richtete, ein wenig fortzuwabern, und das Farbenspiel verwirrte sie. »Sind Sie außer Scharlatan etwa auch noch Psychiater?«, fragte sie. »Sie sollten lieber jemand anderen analysieren.«
    Ungerührt von dieser Beleidigung, erwiderte er: »Habe ich einen Nerv getroffen, Elizabeth Alicia? Sie können doch mit einem Mann, der Ihnen sagt, Sie seien ein lebensuntüchtiges Dummerchen, nichts anfangen.«
    »Genau das tun Sie, seit Sie hier in meiner Küche erschienen sind«, gab sie schnippisch zurück und wandte sich wieder ihrem Abwasch zu.
    Einen Augenblick herrschte Schweigen, und sie fragte sich, ob sie dieser ruhigen Selbstsicherheit endlich doch einen Stoß versetzt hatte.
    »Ein Punkt für Sie«, gab er schließlich zu. »Aber wenn ich ehrlich bin, glaube ich, Sie sind zu klug und zu begabt, um dumme Fehler zu machen und sich selbst und die Ihnen Nahestehenden in Gefahr zu bringen. Ihr Verlobter hält Sie aber anscheinend für lebensuntüchtig. Wie in aller Welt kommen Sie nur auf den Gedanken, ihn zu heiraten?«

    »Ich hab Ihnen doch gesagt, dass ich ein normales Leben will, ohne Zauberei.«
    »Nun, ich glaube, ich kann dafür die Hand ins Feuer legen, dass ein Leben mit diesem Menschen nicht den Hauch eines Zaubers haben wird«, sagte er trocken.
    Lizzie ließ das silberne und gelbe Besteck auf das Abtropfsieb fallen und wandte sich zu ihm um. Da war wieder dieses seltsame innere, schwirrende Gefühl – als ob ihre Hormone einen Kurzschluss verursachten.
    Ihre Hormone hatten nichts mit diesem Fremden zu tun, der aus dem Nichts in ihrer Küche erschienen war, ermahnte sie sich selbst streng. Eigentlich arbeiteten ihre Hormone wie immer auf Sparflamme, trotz der fremdartigen, erotischen Träume, die sie in den letzten Nächten gequält hatten und die auch weiter nichts bewirkt hatten, als dass sie sich unausgeschlafen fühlte und jetzt von dem mysteriösen Elric allmählich mehr als genug hatte.
    »Sie sollten jetzt gehen«, sagte sie in ihrem einlullenden Ton. »Sie sollten vergessen, dass Sie uns je gefunden haben.«
    Das Gelächter, in das er ausbrach, hätte sie vielleicht beleidigt, wenn sie auch nur die leiseste Hoffnung gehabt hätte, dass ihr Trick funktionieren könnte. »Ich sagte doch, das wirkt nur bei