Einfach bezaubernd
Bankgeschäften hier sind, dann muss ich Sie bitten, mich zu entschuldigen.«
Er zog ein Scheckheft aus seiner Brusttasche. »Aber das bin ich, das habe ich doch gesagt. Ich möchte gern ein Konto eröffnen. Mit … sind fünfzigtausend genug?«
Dee erstickte fast an ihrer Zunge. »Fünfzig… ja.«
Mit zitternden Händen wählte sie die Formulare für das zinstragende Girokonto – mit Überziehungsschutz – und schob sie zu ihm hinüber. »Und Sie möchten die Summe von Ihrer Bank in Chicago hierher überweisen?«
Er lächelte und zog eine Augenbraue in die Höhe. »Sie recherchieren ebenfalls, nicht wahr?«
»Genau dafür hat Gott Google erschaffen.« Sie zog einen Kugelschreiber mit dem Banklogo darauf hervor und legte ihn
auf die Formulare. »Soweit ich herausgefunden habe, betreiben Sie Recherchen für Bücher, und das scheint lohnender zu sein, als ich dachte, wenn Sie mit fünfzigtausend Dollar um sich werfen können. Sie arbeiten für den Schriftsteller Mark Delaney. Sehr beeindruckend, denn er scheint mit seinen Horrorromanen einen Haufen Geld zu verdienen und hat schon erstaunlich viele Literaturpreise gewonnen.«
»Geschichten und ihre andere Seite, bitte. Und um der Wahrheit die Ehre zu geben, hatten Sie Recht damit, dass Rechercheure nicht viel Geld verdienen. Das Geld gehört Mark.«
Dee zuckte die Schultern. »Sie haben keine hohen Ansprüche oder Verpflichtungen, Sie bezahlen Ihre Mietwohnung, und Sie fahren ein Motorrad und einen Jeep. Auf den Bericht über Ihre Verschuldungssituation warte ich noch. Nun ja, alles in allem ziemlich langweilig.«
Er unterzeichnete seinen Scheck und blickte mit breitem Grinsen auf. »In Wirklichkeit überhaupt nicht langweilig. Ich komme immer wieder an Orte, die andere nie zu sehen kriegen, ich spreche mit Menschen, die ich sonst nie kennen lernen würde, und ich lerne vieles, was ich schon immer gern wissen wollte. Da Mr. Delaney darin nicht gern verwickelt ist, darf ich es für ihn tun. Ich lerne sogar reizende Leute wie Sie und Ihre Schwestern kennen. Das ist vielleicht nicht besonders romantisch, aber mir macht es Spaß.«
Das glaubte sie ihm sofort. Wenn sie die Reaktionen auf ihn in der Stadt richtig deutete, dann war er jemand, der einen Stein zum Reden bringen konnte. Und wahrscheinlich machte ihm auch das Spaß. Einen Augenblick lang beneidete sie ihn von ganzem Herzen. Sie selbst steckte hier in diesem Bürojob fest, bis sowohl Lizzie als auch Mare eine eigene sichere Existenz besaßen und bis sie selbst gelernt hatte, ihr unglückliches Talent zur Selbstverwandlung in den Griff zu bekommen. Die andere
Seite von Geschichten zu recherchieren erschien ihr plötzlich äußerst aufregend.
Wie zur Erinnerung daran, wohin sie gehörte, tippte sie auf das Formular, das vor ihm lag. »Ich kann mir zwar nicht vorstellen, wozu Sie für die kurze Zeit, die Sie sich hier aufhalten, ein Konto eröffnen wollen, Mr. James, aber dieses hier sollte wohl das richtige für Sie sein.«
Er riss den Scheck heraus und reichte ihn ihr. »Wer sagt denn, dass ich mich nur für kurze Zeit hier aufhalte, Miss O’Brien?«
Sie versuchte, ihn niederzustarren. »Ich. Ich fürchte, dass es hier nicht das Geringste gibt, was für Sie von Interesse ist.«
»Sie wissen aber nicht, was für mich von Interesse ist.«
Sie starrte ihn wütend an. »Was immer es ist, ich habe es nicht.«
Verflixt. Hatte sie das wirklich gesagt? Wieder errötete sie, ein fleckiges Rot, das bei einem Rotschopf höchst unattraktiv wirken musste, während er sie in ihrem langweiligen grauen Kostüm und dem schrecklichen Haarknoten eingehend musterte.
»Ach, das würde ich nicht sagen, Miss O’Brien. Sind Sie sicher, dass ich Sie nicht zu einem Abendessen überreden kann?«
Sie tat ihr Bestes, um zu ihrer Würde zurückzufinden. »Ganz sicher, Mr. James.«
»Wie wäre es mit einem Drink? Das würde doch wohl das sensible Gleichgewicht des Universums nicht über Gebühr beanspruchen.«
Ein Drink. Mit Danny James. Wem wollte er eigentlich etwas vormachen?
»Mr. James«, hob sie an, um ihm die Abfuhr seines Lebens zu erteilen, doch da zuckte plötzlich ihre Nase, und sie erschauerte einmal heftig. »Ein Drink, das wäre ganz reizend.«
Dee war sich nicht sicher, wer von ihnen beiden überraschter war. Sie wusste aber, wer von ihnen zutiefst erschrocken war.
Es war einfach ein schrecklicher Tag, dachte Lizzie unglücklich, als sie zu dem jetzt wieder sichtbaren Elric aufblickte. Charles’
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