Einfach bezaubernd
Spanien.«
Sie verdaute diese Auskunft, wobei sie einen kleinen Stich des Neids unterdrücken musste. Sie hatte schon immer den Wunsch gehabt, einmal Spanien zu sehen. »Hören Sie, wir leben hier ganz gemütlich zusammen und tun niemand etwas
zuleide. Könnten Sie nicht einfach vergessen, dass Sie uns je gesehen haben?«
Er sah sie einen Augenblick lang an. Sie hätte gedacht, dass er im Freien weniger eindrucksvoll wirken würde, weniger großartig, als wenn sie in einem Zimmer mit ihm eingeschlossen war. Aber sie hatte sich geirrt. Selbst auf der Spitze eines Berges ging von ihm eine irritierende Macht aus. Sie wusste, dass sie sich möglichst schnell davon befreien musste.
Doch es sah nicht so aus, als wäre er leicht abzuschütteln. »Sie möchten, dass ich aus Ihrem Leben verschwinde und vergesse, dass Sie überhaupt existieren?«
»Ja.«
»Gut. Dann tun Sie dafür, was ich Ihnen sage, und wir sind uns einig.«
Es gefiel ihr nicht, sich auf einen Handel mit dem Teufel einzulassen, und Elric-wer-auch-immer erschien ihr absolut teuflisch. Aber sie wusste nicht, ob ihr überhaupt etwas anderes übrig blieb. »Und was soll ich tun?«, fragte sie vorsichtig.
»Liegt das nicht auf der Hand? Ich werde Ihnen zeigen, wie man Stroh in Gold verwandelt.«
Sie starrte ihn an. »Ich dachte, wir dürften unterschiedliche Elemente nicht kreuzen. Ich dachte, Sie wollten mich daran hindern .«
Elric zuckte die Schultern, was schön anzusehen war. »Ich habe so das Gefühl, dass Sie es trotzdem tun würden, also akzeptiere ich es am besten und sorge dafür, dass Sie auf die Komplikationen vorbereitet sind.«
»Welche Komplikationen könnten das wohl sein?«
»Das Gold wird nicht Gold bleiben. Aber mit ein bisschen Glück bleibt es lange genug Gold, bis Sie es auf der Bank umgetauscht haben und verschwunden sind. Ich nehme an, das ist es, was Sie vorhaben. Ich kann mir irgendwie nicht vorstellen, dass die Nachkömmlinge von Phil und Fiona Fortune auf
Dauer in diesem Kaff hier leben wollen. Die Fortunes waren immer etwas anspruchsvoller.«
»Ich bin nicht wie meine Eltern«, entgegnete Lizzie steif. »Ich habe nicht die Absicht, den Leuten das Geld aus der Tasche zu ziehen, und ich will nicht berühmt sein. Ich will ehrliches Geld machen.«
»Und Sie glauben, dass es ehrlich ist, sich mit Zaubersprüchen Geld zu verschaffen? Das klappt aber meistens nicht – sonst wären die zwanzig reichsten Menschen auf der Welt Leute mit unserer Art von Kräften. Persönliche Bereicherung wird unter uns nicht gebilligt, und es geht nie gut aus. Sehen Sie nur, was mit Ihren Eltern geschehen ist.«
Sie wusste eigentlich nicht genau, was mit ihren Eltern geschehen war, außer dass sie ums Leben gekommen waren. Dee mochte es nicht, wenn sie Fragen stellte, und irgendetwas hatte sie davon abgehalten, sich näher damit zu befassen. Sie konnte sich kaum noch an jene Jahre im Rampenlicht erinnern – sie hatte die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit, die Gleichgültigkeit ihrer Eltern gehasst. Ihr Streben nach Ruhm und Reichtum hatte sie umgebracht – soweit wusste sie Bescheid. Und sie hatte kein Interesse daran, ihrem Beispiel zu folgen.
Sie hatte lautere Absichten, sie wollte das Geld nicht für sich, sondern für ihre Schwestern, doch würde sie keine Zeit verschwenden, ihm das zu erklären, sie würde ihm nicht mehr verraten als unbedingt notwendig. Er wusste ohnehin schon zu viel. »Gibt es irgendein Material, das ich in Gold verwandeln könnte und das auch Gold bleibt?«
»Manche Grundmetalle. Wenn Sie es richtig machen, und wenn Ihre Absichten lauter sind. Ich bin mir nur nicht sicher, ob ich Ihnen innerhalb der nächsten drei Tage so viel beibringen kann.«
»Drei Tage?«, wiederholte sie schwach. »So lange wollen Sie hier in der Gegend bleiben?« Der Gedanke erfüllte sie mit
Schrecken, und sie wusste selbst nicht, ob es daran lag, dass er zu lange bleiben oder zu schnell wieder verschwinden wollte.
»Nein«, entgegnete er. »Ich will so lange in Ihrem Haus bleiben.«
»Nicht wenn meine Schwestern dabei etwas zu sagen haben. Dee erlaubt nicht, dass jemand über Nacht bei uns bleibt.«
»Wenn ich an Charles denke, kann ich verstehen, warum. Aber egal, sie wird es gar nicht erfahren. Ich habe nicht die Absicht, mich von ihr sehen zu lassen.«
»Dee sieht viel zu viel«, meinte Lizzie verärgert.
»Mag sein, aber das hier ist etwas anderes als ein Teenager, der über die Stränge schlägt«, erklärte Elric. »Vertrauen
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