Einfach bezaubernd
Mare.
»… ja, ich will Kinder mit dir haben …«
Ein pummeliges, vor Lachen blubberndes Baby, das in einer sonnigen, staubigen Straße vor sich hin wackelte …
Nein , dachte Mare. Was würde er denken, wenn sein Baby genauso ein Freak würde wie sie?
»… ja, ich will … was ist los?«
Temperamentsausbrüche mit blauen Funken und fliegenden Teddybären im Kinderzimmer? Violett wallender Rauch und Kaninchen, die sich im Laufställchen drängten? Eine Wolke grünen Nebels, und dein Erstgeborener fliegt auf und davon?
»Na gut, keine Kinder, wenigstens nicht sofort«, meinte er. »In ein paar Jahren. In fünf Jahren. Oder zehn Jahren. Wir müssen nicht unbedingt Kinder kriegen.« Er blickte verwirrt drein, als wäre ihm die Sache über den Kopf gewachsen.
Sie wusste, wie er sich fühlte.
»Halt!«, rief Mare. »Es ist nur … das ist alles nicht so einfach. Im Job wurde mir gerade eine Beförderung angeboten. Nenn mich eine Feministin, aber ich finde, es täte mir vielleicht gut, wenn ich an meiner eigenen Karriere arbeite, anstatt mich einfach an deine zu hängen.« Nur, dass deine in Italien ist, und ich wette, ich könnte auch etwas Faszinierendes in Italien finden. Jedenfalls etwas Besseres, als Videos zu verleihen. Und ich weiß, dass ich faszinierende Sachen mit dir tun könnte. Allein schon dieser Lunch mit dir nimmt mir den Atem .
»Ich habe nicht gemeint, dass du überallhin mit mir gehen musst«, wehrte Crash ab. »Ich weiß nicht, was ich gemeint habe. Aber das können wir uns alles noch überlegen.« Er warf wieder einen Blick auf den Zuckerstreuer. »Irgendwie habe ich das falsch angefangen. Was zum Henker ist hier eigentlich los?«
»Und wir kennen uns wirklich nicht wirklich«, versetzte Mare. »Die fünf Jahre haben uns beide verändert. Ein Wochenende allein genügt nicht, um zu wissen, was wir wollen. Nicht nach fünf Jahren. Und du hast mich verlassen. Wie soll ich wissen, ob du das nicht noch einmal tust?« Ich kann dir nicht mal das große Geheimnis meines Lebens verraten. Wie kann ich dich da heiraten?
Crash schüttelte den Kopf. »Sieh mal, es hat so lange gedauert, bis ich zurückgekommen bin, weil ich dir etwas geben wollte, weil ich in der Lage sein wollte, zu dir zu sagen: ›Komm mit mir.‹ Jetzt bin ich so weit, und ich bleibe bei dir, das schwöre ich, Mare. Ich will dir nicht vormachen, dass ich nur gearbeitet habe. Da waren andere …« Er hielt stirnrunzelnd inne, als wüsste er, dass er im Begriff war, einen Fehler zu machen. »Sieh mal, was ich auch getan habe oder mit wem ich auch zusammen war, ich konnte dich nie vergessen. Ich musste einfach zurückkommen und dich holen.«
Mare setzte sich ärgerlich auf. »Wieso habe ich das Gefühl, als wäre ich eine Bestellung am Schalter des großen Drive-in der Liebe? Du hast dir ein Wochenende freigenommen und fährst hier schnell mal durch. Einmal Mare Maxi, zum Mitnehmen.«
»Das ist nicht fair«, empörte sich Crash. »Hör zu, wenn du willst, dass ich verschwinde, dann sag mir einfach, dass ich gehen soll.«
Er blickte ihr gerade in die Augen, und sie dachte: Bitte verlass mich nicht , und ließ ihr Gesicht in die Hände sinken.
»Mare?«
Italien und der staubige Sonnenschein und das Motorrad, und dann Crash und vielleicht das Baby, und sie liebte ihn, sie hatte nie aufgehört, ihn zu lieben. Wenn sie nur nicht eine der sonderbegabten Fortune-Schwestern wäre, eine Hexe auf dem Besenstiel...
»Bitte geh nicht fort«, flehte sie.
»Muss es denn immer so schwierig sein?«, fragte Crash, »immer Geheimnisse und Elend? Könnte es nicht einfach heißen: ›Ich liebe dich auch‹, und: ›Auf nach Italien‹?«
»Nein.« Sie holte tief Luft. »Darüber muss ich erst nachdenken.«
»Nachdenken.« Er nickte. »Sicher, warum nicht? Nachdenken. Manche Frauen antworten auf Heiratsanträge einfach mit ›Ja‹ und einem Kuss, aber du musst darüber nachdenken.«
»Hey«, protestierte Mare. »Nach fünf Jahren !«
Crash ließ sich gegen die Rückenlehne zurücksinken. »Hast du eine Vorstellung, wie lange ungefähr du nachdenken musst?«
»Ich komme erst um halb elf aus dem Laden raus«, antwortete Mare. »Und ich brauche wahrscheinlich ein bisschen länger. Also dann morgen.«
»Gut. Morgen.«
»Passiert’s dann?«, fragte Pauline.
Mare starrte zu ihr hinauf. »Wie bitte?«
Pauline setzte das bestellte Essen auf den Tisch. »Morgen? Heiratet ihr da? Hast du ›Ja‹ gesagt? Maxine hinten in der Küche stirbt vor
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