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Einfach ein gutes Leben

Einfach ein gutes Leben

Titel: Einfach ein gutes Leben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Ploeger
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sich damit streng genommen um eine Antwort »herumlaviert« haben, denn ungleiche Leistungen, unterschiedliche Qualifikationen und andere Faktoren, die eine gerechte Entlohnung berücksichtigen sollte, gibt es nach wie vor. Mit dem Problem der Fairness haben ja zum Beispiel auch viele der Arbeitssammlerinnen zu kämpfen, eben weil sie den Wert ihrer Arbeit falsch bemessen fühlen. Pflüger geht aber andererseits davon aus, dass »wirkliche Leistungsmessung unter Menschen gar nicht möglich ist«. Wissenschaftliche Studien unterstützen ihn in dieser Ansicht. 90
    Welches Leistungsmaß auch immer angelegt wird und ob es dabei fair zugeht oder nicht, eines bleibt stets gleich: Der Lohn ist Geld – keine Goldnuggets, keine Kuh und keine Stiege Bananen. Mehr noch: Geld ist für den modernen Angestellten der hervorstechende Grund, überhaupt arbeiten zu gehen. Wenn wir über Leistungsmessung sprechen, reden wir über die Frage, was dem Arbeitgeber die Arbeit wert ist. Eine andere Frage ist, welchen Stellenwert die Arbeit für mich hat, welches Gewicht sie in meinem Alltag haben soll. Auch die wird monetär beantwortet.
    Die kapitalistische Marktwirtschaft fokussiert auf finanzielle Anreize. Sie macht dabei zwei Grundannahmen: Erstens soll mit der Bezahlung auch die Qualität der Arbeit und damit deren Wert für den Arbeitgeber steigen. Wer mehr bekommt, leistet mehr (beziehungsweise hat in seiner Ausbildung mehr geleistet, ist somit höher qualifiziert und verdient deswegen besser). Die Aussicht auf ein höheres Einkommen wird so zu einem direkten Anreiz für mehr Leistung. Zweitens verspricht der Geldlohn, ein Vorteil für die Beschäftigten zu sein, indem er ihnen einen steigerbaren Lebensstandard offeriert. Wer mehr bekommt, hat mehr vom Leben, heißt es. Beide Seiten haben mithin ihren Nutzen, der sich zudem auf den Pfennig genau bemessen lässt.
    So weit die Theorie. Im Effekt bedeutet sie, »dass eine Mehrheit der Arbeitenden den Ansporn zu ihrer Tätigkeit nicht in deren gesellschaftlicher Bedeutung, in den mit ihr verbundenen täglichen Herausforderungen oder im selbstbestimmten und verantwortlichen Mitarbeiten sehen kann. … Der fordistische Gesellschaftsvertrag ist tief verinnerlicht.« 91 Scheinbar genügen allen Beteiligten die äußeren Anreize, die extrinsische Motivation.
    Nun wirft die Motivationsforschung allerdings ein Licht auf die Dinge, das die marktwirtschaftliche Theorie plötzlich etwas alt aussehen lässt. Offensichtlich ist es nicht so, dass finanzielle Anreize am besten als Arbeitsstimulanzien geeignet sind. Im Gegenteil, die empirischen Daten zeigen, dass sie zwar motivieren, die der Tätigkeit selbst innewohnenden Anreize allerdings vermindern, die intrinsische Motivation also herabsetzen, und damit die Leistung des Ganzen schwächen. Die Folgen finanzieller Anreize sind nämlich Entfremdung und eine instrumentelle Einstellung gegenüber der Arbeit (»Ich tu’s nur wegen des Geldes«), die wohl niemanden dazu bringen werden, Höchstleistungen zu vollbringen. Ähnlich kontraproduktiv wirken die beiden anderen extrinsischen Anreize: Drohung (Termindruck, verschärfte Kontrolle, Bewertung und so weiter) und Wettbewerb unter der Belegschaft. 92
    Schaut man sich die Haltungen der Beschäftigten direkt an, wie es die psychologische und die ökonomische Glücksforschung in letzter Zeit intensiv tut, sieht man, dass die Arbeitenden ihre Erwerbstätigkeiten tatsächlich weniger nach dem Geld beurteilen als gedacht. Zwar wollen sie fair bezahlt werden, darüber hinaus spielt das Einkommen aber im Vergleich zum Inhalt der Arbeit oder zur Qualität der zwischenmenschlichen Beziehungen am Arbeitsplatz eine untergeordnete Rolle für die Zufriedenheit mit dem Job. Auch bei der Berufswahl steht das Entgelt zurück gegenüber den Arbeitsbedingungen, den Anforderungen, die der Job stellt, den Kompetenzen, die eingesetzt werden können, oder der Möglichkeit zu eigenständigen Entscheidungen. 93 Zufriedenheit – um die Grundaussage des Easterlin-Paradoxons (siehe Kapitel 1) abzuwandeln – hängt also auch im Beruf bei Weitem nicht allein am Geld.
    Intrinsische Motivation, die Anreize also, die in der Tätigkeit selbst liegen, haben offenbar die Funktion der wesentlichen Triebkräfte bei der Arbeit inne. Das würde auch erklären, warum sie von den Selbstversorgern und Eigenarbeiterinnen so gesucht werden. Nichts anderes als intrinsische Motive meinen sie schließlich, wenn sie davon sprechen, dass »das

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