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Einfach göttlich

Einfach göttlich

Titel: Einfach göttlich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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Schluck Wasser zu trinken. Hast du eine Erklärung dafür?«
    »Bestimmt fällt es dir schwer, dir… einen solchen Wunsch zu erfüllen«, sagte Brutha langsam. Er ließ die gleiche Vorsicht walten wie ein Angler, der einen fünfzig Pfund schweren Fisch am Haken hat und weiß: Die Schnur reißt bei einundfünfzig Pfund.
    »Sonderbar, sonderbar«, murmelte St. Ungulant. »Dabei stehen hier doch köstliche Getränke zur Auswahl.«
    »Wo besorgst du es dir?« fragte Brutha. »Das Wasser, meine ich.«
    »Kennst du die Pflanzen, die wie Steine aussehen?«
    »Die mit den großen Blüten?«
    »Ich schneide den fleischigen Teil der Blätter auf«, sagte der Einsiedler. »Enthält etwa einen halben Liter Wasser. Schmeckt wie Pisse, das Zeug.«
    »Ich glaube, ich probiere es trotzdem«, brachte Brutha zwischen trockenen Lippen hervor. Er wich zur Strickleiter zurück, die Ungulants Domizil mit dem Boden verband.
    »Willst du nicht noch etwas bleiben?« fragte der Eremit. »Heute ist Mittwoch, und das bedeutet: Wir bekommen Spanferkel mit einer besonderen Auswahl von frischem Obst und Gemüse.«
    »Leider, äh, haben wir viel zu tun«, sagte Brutha und war bereits auf halbem Wege nach unten.
    »Erdbeertorte mit Sahne?«
    »Vielleicht ein anderes Mal…«
    St. Ungulant beobachtete traurig, wie Brutha Vorbis fortführte.
    »Und dann gibt’s auch noch Pfefferminztee!« rief der Einsiedler, der die Hände trichterförmig an den Mund gelegt hatte. »Na?«
    Bald waren die beiden Gestalten nur noch Punkte in der Wüste.
    »Hinzu kommen Visionen von fleischlichen Freu…« Ungulant unterbrach sich. »Nein«, murmelte er. »Das wäre gelogen. Solche Erlebnisse sind für den Freitag reserviert.«
    Die Besucher waren fort, und daraufhin kehrte das Summen, Surren und Raunen der geringen Götter zurück. Milliarden von ihnen umschwirrten den Einsiedler.
    St. Ungulant lächelte.
    Er war natürlich übergeschnappt, und gelegentlich regte sich ein entsprechender Verdacht in ihm. Aber er vertrat auch den Standpunkt, daß man den Wahnsinn nicht vergeuden durfte. Täglich genoß er die Speisen der Götter, trank die erlesensten Weine und aß Obst, das nicht nur frisch und schmackhaft war, sondern auch absolut irreal. Ab und zu ekliges Wasser zu schlucken und am Bein einer alten Eidechse zu knabbern, aus rein medizinischen Gründen, versteht sich… Das war ein geringer Preis.
    St. Ungulant wandte sich wieder dem vor ihm schimmernden Tisch zu. Solche Köstlichkeiten… Und die geringen Götter wollten nur, daß jemand von ihnen erfuhr, vielleicht sogar an sie glaubte.
    Heute gab es auch Wackelpeter und Eis.
    »Eigentlich ganz gut, daß die beiden Besucher gegangen sind«, sagte der Eremit. »Um so mehr bleibt für uns, nicht wahr, Angus?«
    Ja, lautete die Antwort.
     
    I n Ephebe ging der Kampf zu Ende. Er hatte nicht lange gedauert, was insbesondere den Sklaven zu verdanken war. Es gab zu viele schmale Gassen, zu viele Möglichkeiten, jemandem aufzulauern, und vor allem zuviel Entschlossenheit. Es heißt immer, daß freie Menschen letztendlich über Sklaven triumphieren werden, aber vielleicht hängt alles von der Perspektive ab.
    In diesem Zusammenhang unterlief dem Kommandeur der omnianischen Truppen ein fataler Fehler: Er erklärte die Abschaffung der Sklaverei, was den Zorn der Sklaven weckte. Welchen Sinn hatte es, auf die Freiheit hinzuarbeiten, wenn man sich anschließend keine Sklaven halten durfte? Und außerdem: Wer sollte ihre Mahlzeiten garantieren?
    Die Omnianer verstanden es nicht, und unsichere Soldaten kämpfen schlecht. Außerdem: Vorbis war fort. Gewißheiten erschienen weniger gewiß, wenn die dunklen Augen des Exquisitors nicht in der Nähe weilten.
    Der Tyrann wurde aus der Haft entlassen. Den ersten Tag der wiedergewonnenen Freiheit verbrachte er damit, Mitteilungen an die anderen Küstenländer zu schreiben.
    Es wurde Zeit, in Hinsicht auf Omnien etwas zu unternehmen.
     
    B rutha sang. Seine Stimme hallte von den Felsen wider. Skalbis wankten nicht mehr träge umher, sondern erinnerten sich plötzlich daran, daß sie auch Flügel hatten. Entsetzt flatterten sie davon und ließen bei ihrer wilden Flucht Dutzende von Federn zurück. Schlangen krochen so weit wie möglich in tiefe Felsspalten.
    Man konnte in der Wüste leben. Oder zumindest überleben…
    Jetzt war die Rückkehr nach Omnien allein eine Frage der Zeit. Noch ein Tag…
    Vorbis stapfte einige Meter hinter dem Novizen. Nach wie vor schwieg er, selbst, wenn man

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