Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Einfach göttlich

Einfach göttlich

Titel: Einfach göttlich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
Vom Netzwerk:
bekam ihn von einem Bauern. Viele Leute begleiteten ihn!«
    Nhumrods Wangen waren vor Aufregung rot gefleckt.
    »Er hat einen Jhaddra-Monat erklärt, und doppelte Buße, und das Konzil hat ihm Stab und Halfter gegeben, und der Zönobiarch ist zur Einsiedelei nach Skant aufgebrochen!«
    »Vorbis… Der achte Prophet?«
    »…Prophet. Natürlich.«
    »Und… Gab es irgendwo eine Schildkröte? Hat Vorbis eine Schildkröte erwähnt?«
    »…erwähnt. Was haben denn Schildkröten damit zu tun?« Die Strenge wich aus Nhumrods Zügen. »Nun, der Prophet wies darauf hin, daß die Hitze nicht ohne Folgen für dich bleiben würde. Er meinte, du hättest von den verschiedensten Dingen gefaselt und so.«
    »Tatsächlich?«
    »Drei Tage lang wich er nicht von deiner Seite. Es war sehr… inspirierend.«
    »Wann sind wir zurückgekehrt?«
    »…gekehrt. Vor einer knappen Woche.«
    »Vor einer Woche ?«
    »Der Prophet erwähnte mehrmals deine tiefe Erschöpfung. Aufgrund der langen Reise.«
    Brutha starrte die Wand an.
    »Und du sollst sofort nach dem Erwachen zu ihm geführt werden«, fügte Nhumrod hinzu. »In dieser Hinsicht hinterließ er unmißverständliche Anweisungen.« Der Tonfall des Novizenmeisters vermittelte folgende Botschaft: Er wußte nicht genau, ob Bruthas gegenwärtiger Zustand die Bezeichnung »wach« verdiente. »Kannst du gehen? Oder soll ich einigen Novizen Bescheid geben, auf daß sie dich tragen?«
    »Muß ich jetzt zu ihm?«
    »…ihm. Ja. Auf der Stelle. Bestimmt möchtest du ihm danken.«
     
    D iesen Teil der Zitadelle kannte Brutha nur vom Hörensagen. Bruder Nhumrod erging es ebenso. Zwar hatte Vorbis in seinen Anweisungen nur Bruthas Namen genannt, aber der Novizenmeister fühlte sich verpflichtet, den Jungen zu begleiten. Er tat wichtig, während zwei kräftig gebaute junge Männer Brutha in einer Sänfte trugen, die normalerweise von den älteren der alten Kleriker benutzt wurde.
    Im Zentrum der Zitadelle, hinter dem Tempel, erstreckte sich ein von hohen Mauern umgebener Garten, der die Aufmerksamkeit des Experten in Brutha weckte. Auf dem Felsgestein ruhte nicht ein einziges Gramm natürlicher Boden. Alle schattenspendenden Bäume wuchsen in Erde, die fleißige Hände hierhergebracht hatten.
    Hier hielt sich Vorbis auf, von Bischöfen und Iams umgeben. Er wandte ihm den Kopf zu, als Brutha näher kam.
    »Ah, mein Wüstengefährte«, sagte er freundlich. »Und Bruder Nhumrod, wenn ich mich nicht irre. Brüder, ich verkünde hiermit meine Absicht, Brutha zum Erzbischof zu ernennen.«
    Die anwesenden Kleriker murmelten erstaunt, und jemand räusperte sich. Vorbis’ Blick wanderte zu Bischof Treem, Archivar der Zitadelle.
    »Nun, er hat noch nicht einmal die Priesterweihe hinter sich«, sagte Bischof Treem skeptisch. »Aber wir wissen natürlich, daß es einen Präzedenzfall gibt.«
    »Ossorys Esel«, warf Bruder Nhumrod ein. Sein Mund klappte sofort wieder zu, und er sah verlegen zu Boden.
    Vorbis lächelte.
    »Der gute Bruder Nhumrod hat recht«, sagte er. »Auch dem Esel fehlte die Priesterweihe, obgleich man damals bei den Voraussetzungen keine sehr strengen Maßstäbe anlegte.«
    Diese Worte bewirkten mehrstimmiges nervöses Lachen, typisch für Personen, die ihren Job und vermutlich auch ihr Leben jenem Mann verdanken, der gerade einen nicht sehr lustigen Witz gerissen hat.
    »Allerdings wurde der Esel nur zum Bischof ernannt«, meinte Bischof »Todeswunsch« Treem.
    »Wofür er bestens qualifiziert war«, sagte Vorbis scharf. »Geht jetzt, ihr alle. Das gilt auch für Subdiakon Nhumrod«, fügte er hinzu. Angesichts der unerwarteten Beförderung wich die Verlegenheitsröte in Nhumrods Gesicht plötzlicher Blässe. »Erzbischof Brutha bleibt hier. Wir wünschen ein Gespräch.«
    Der versammelte Klerus eilte fort.
    Vorbis nahm auf einem steinernen Stuhl unter einem Holunderbaum Platz. Es war ein großer Baum, viel älter als seine kurzlebigen Artgenossen außerhalb des Gartens, und seine Beeren reiften.
    Der Prophet stützte die Ellenbogen auf die Armlehnen aus Stein, faltete die Hände und bedachte Brutha mit einem langen, durchdringenden Blick.
    »Hast du dich… erholt?« fragte er schließlich.
    »Ja, Herr«, erwiderte der Junge. »Aber ich kann kein Bischof sein, Herr. Ich…«
    »Das Amt des Bischofs oder Erzbischofs erfordert kaum Intelligenz, wie ich dir versichern darf«, sagte Vorbis. »Andernfalls müßten hier viele Leute damit rechnen, ihren Posten zu verlieren.«
    Wieder folgte

Weitere Kostenlose Bücher