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Einfach göttlich

Einfach göttlich

Titel: Einfach göttlich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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solche Kontakte blieben auf die Hand beschränkt, sparten Gedanken und Gefühle aus.
    »Es ist besser für dich, wenn du nichts davon weißt«, sagte Urn.
    »Aber ich weiß doch gar nichts davon«, klagte Brutha.
    »Um so besser.«
    Der andere Mann deutete mit dem Messer auf den nächsten Tunnel.
    »Gehen wir nun?« drängte er.
    Urn folgte ihm, doch nach einigen Schritten blieb er noch einmal stehen und drehte sich um.
    »Sei vorsichtig«, sagte er. »Wir brauchen den Inhalt deines Kopfes!«
    Brutha sah ihm nach.
    »Ich brauche ihn ebenfalls«, murmelte er.
    Und dann war er wieder allein.
    Und er dachte: He, warte mal. Niemand zwingt mich, allein zu sein. Immerhin bin ich Bischof. Ich kann zumindest zusehen. Om ist fort, und der Weltuntergang rückt immer näher. Warum sollte ich nicht beobachten, wie es geschieht?
    Bruthas Sandalen klatschten über Kopfsteine hinweg, als er zum Platz der Klage eilte.
    Zumindest dieser Bischof lief. Und Läufer erscheinen oft dort, wo der König nicht mit ihnen gerechnet hat.
    »Du verdammter Idiot! Lauf nicht ausgerechnet dorthin !«
    Die Sonne hing bereits ein ganzes Stück über dem Horizont. Vielleicht ging sie unter, wenn Didaktylos’ Theorien in Hinsicht auf die Lichtgeschwindigkeit zutrafen. Wie dem auch sei: Bei der Relativität kommt es in erster Linie auf die Perspektive des Beobachters an, und aus Oms Blickwinkel gesehen war die Sonne ein goldener Ball an einem orangefarben glühenden Himmel.
    Er erklomm einen weiteren Hügel und starrte besorgt zur fernen Zitadelle. Tief in seinem Innern hörte er die spöttischen Stimmen vieler geringer Götter. Sie mochten keinen Gott, der versagt hatte. Nein, so einen mochten sie ganz und gar nicht. Es erinnerte sie zu sehr an Sterblichkeit. Om ahnte ihre Absicht: Sie würden ihn in die entlegensten Regionen der Wüste verbannen, wo er nie hoffen durfte, einem Menschen zu begegnen. Dort bliebe er in einem Schattendasein gefangen, bis zum Ende der Welt.
    Om schauderte unterm Panzer.
     
    U rn und Fergmen schlenderten unschuldig durch die Tunnel der Zitadelle. Es handelte sich um jene Art von unschuldigem Schlendern, das innerhalb weniger Sekunden Aufmerksamkeit erregt und dafür gesorgt hätte, daß sich Armbrüste und Pfeilspitzen auf sie richteten. Aber jetzt waren nur noch solche Leute unterwegs, denen aufgrund dringender Pflichten keine andere Wahl blieb. Die meisten von ihnen gingen mit gesenktem Kopf – um die Blicke von Inquisitoren zu meiden, denen sie womöglich unterwegs begegneten.
    Simony hatte Urn mitgeteilt, daß er mit dem Plan einverstanden sei – obgleich sich Urn überhaupt nicht daran erinnern konnte, einen Plan vorgeschlagen zu haben. Fergmen wußte, wie man in die Zitadelle gelangte. Und Didaktylos’ Neffe kannte sich mit Hydraulik aus. Gut. Jetzt wanderte Urn mit einem klirrenden Werkzeuggürtel durch trockene Korridore. Irgendwo gab es eine logische Verbindung, aber sie mußte von jemand anders hergestellt worden sein.
    Fergmen bog um eine Ecke und blieb vor einem großen Gitter stehen, das vom Boden bis zur Decke reichte. Es schien nur aus Rost zu bestehen. Einst war es vielleicht eine Tür gewesen – an den Wänden zeigten sich die rotbraunen Andeutungen von Angeln. Urn spähte durch die Lücken zwischen den Gitterstäben, und im Halbdunkel dahinter bemerkte er Rohrleitungen.
    »Heureka«, sagte er.
    »Willst du jetzt ein Bad nehmen?« fragte Fergmen.
    »Halt du hier Wache.«
    Urn zog eine kurze Brechstange hinter dem Gürtel hervor, schob sie zwischen Gitter und Mauer. Man gebe mir eine stabile Stange und eine Wand, an der ich mich abstützen kann… Das Gitter neigte sich nach vorn, protestierte mit einem dumpfen Knirschen – und sprang aus dem Gestein.
    …dann könnte ich die Welt aus den Angeln heben.
    Der praktische Philosoph trat in einen langen, dunklen und feuchten Raum. Einige Sekunden lang sah er sich um und pfiff dann leise durch die Zähne.
    Hier waren keine Wartungsarbeiten mehr durchgeführt worden seit… Nun, die Zeit hatte ausgereicht, um Eisenangeln in zerbröckelnden Rost zu verwandeln. Und trotzdem funktioniert es noch?
    Er betrachtete aus Eisen und Blei bestehende Eimer, die größer waren als er selbst. Sein Blick glitt zu Rohrleitungen, die einen halben Meter durchmaßen.
    Dies war der Atem Gottes.
    Der letzte Mensch, der sich mit der Funktionsweise dieser komplexen Anlage auskannte, mochte vor vielen Jahren der Folter zum Opfer gefallen sein. Oder er ist unmittelbar nach der

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