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Einfach göttlich

Einfach göttlich

Titel: Einfach göttlich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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zwei Füße sowie ganz oben ein Kopf mit dunklen Nasenlöchern dran.
    »Wen hast du mitgebracht?« knurrte Om.
    »Das ist Bruder Nhumrod«, sagte Brutha. »Der Novizenmeister. Er bekleidet einen hohen Rang.«
    »Ich habe dich nicht aufgefordert, irgendeinen alten, dicken Päderasten zu holen!« heulte der Gott hinter Bruthas Stirn. »Dafür sollen deine Augäpfel an Lanzen aus Feuer aufgespießt werden!«
    Brutha ging in die Hocke.
    »Ich darf nicht zum Hohepriester«, sagte er so geduldig wie möglich. »Normalerweise ist es Novizen sogar verboten, den Großen Tempel aufzusuchen – dort sind sie nur bei besonderen Gelegenheiten zugelassen. Die Quisition würde mich in allen Einzelheiten auf meine Fehler hinweisen – so verlangt es das Gesetz .«
    »Blöder Narr!« ereiferte sich die Schildkröte.
    Nhumrod räusperte sich demonstrativ.
    »Novize Brutha«, begann er, »aus welchem Grund sprichst du mit einer kleinen Schildkröte?«
    »Weil…« Brutha zögerte. »Weil sie mit mir spricht. Äh, das stimmt doch, oder?«
    Nhumrod blickte auf den kleinen, einäugigen Kopf hinab, der unter dem Panzer hervorragte.
    Eigentlich war er ein freundlicher Mann. Manchmal pflanzten Teufel und Dämonen beunruhigende Gedanken in seinem Kopf, aber hingebungsvoll und ausreichend rezitierte Gebete brachten Abhilfe. Meistens jedenfalls. Er verdiente es nicht, verflucht zu werden, zumindest nicht mit den Worten, die der Große Gott Om in Seiner Inkarnation als Schildkröte benutzte – wenn Nhumrod sie gehört hätte, hätte er vielleicht gedacht, daß es etwas mit Füßen zu tun hat. Er wußte natürlich, es war durchaus möglich, Stimmen von Dämonen und manchmal auch die von Göttern zu hören. Doch Schildkröten, das war ihm neu. Bruder Nhumrod richtete seinen Blick besorgt auf Brutha – bisher hatte er ihn für einen netten Jungen gehalten, der immer gehorchte und keine Fragen stellte. Viele Novizen meldeten sich freiwillig für den Dienst in den Pfuhlen und Stierkäfigen. Seltsamerweise glaubten sie, man könnte am besten fromm sein, wenn man bis zu den Knien in Schmutz steckte. Brutha bat nie darum, für derartige Arbeiten eingeteilt zu werden, aber wenn man ihn aufforderte, etwas zu erledigen, so murrte er nie. Es ging ihm nicht darum, jemanden zu beeindrucken. Er gehorchte einfach, weil man ihm eine Anweisung gegeben hatte.
    Und jetzt hörte er die Stimme einer Schildkröte.
    »Ich glaube, ich muß dich darauf hinweisen, daß die Schildkröte nicht spricht, Brutha«, sagte Bruder Nhumrod.
    »Du hörst sie nicht?«
    »Nein, Brutha.«
    »Sie hat mir gesagt, sie…« Der Novize zögerte. »Sie hat mir gesagt, sie sei der Große Gott.«
    Brutha duckte sich unwillkürlich. Großmutter hätte jetzt mit irgendeinem schweren und vor allem harten Gegenstand zugeschlagen.
    »Oh, ja, ich verstehe«, erwiderte Bruder Nhumrod. Seine eine Wange zuckte. »Nun, so etwas ist nicht ungewöhnlich für junge Leute, die vor kurzer Zeit zur Kirche gerufen wurden. Ich nehme an, du hast die Stimme des Großen Gottes gehört, als Er dich zur Kirche bestellte, nicht wahr? Ähm?«
    Mit Metaphern wußte Brutha nichts anzufangen. Er erinnerte sich daran, die Stimme seiner Großmutter gehört zu haben – er war nicht gerufen, sondern eher geschickt worden. Trotzdem nickte er.
    »Und du bist so voller… Enthusiasmus, daß du glaubst, du vernähmst auch weiterhin diese Stimme«, fügte Nhumrod hinzu.
    Die Schildkröte sprang umher. Sie versuchte es jedenfalls.
    »Mögen dich Blitze erschlagen!« kreischte sie.
    »In solchen Fällen ist viel Bewegung die richtige Medizin«, sagte der Novizenmeister. »Und jede Menge kaltes Wasser.«
    »Verende an den Dornen der Verdammnis!«
    Nhumrod bückte sich, griff nach der Schildkröte und drehte sie um. Ihre Beine wackelten zornig.
    »Wie kam sie hierher, ähm?«
    »Ich weiß es nicht, Bruder Nhumrod«, antwortete Brutha wahrheitsgemäß.
    »Deine Hand soll verfaulen und abfallen!« heulte die Stimme im Kopf des Novizen.
    »Schildkröten sind recht lecker«, sagte der alte Priester.
    Er bemerkte das Entsetzen in Bruthas Miene und fügte hinzu: »Sieh’s mal so: Würde sich der Große Gott Om…« – bei den heiligen Hörnern – »…jemals in Gestalt eines so bedeutungslosen Wesens manifestieren? Er mag als Stier erscheinen, ja. Auch als Adler. Sicherlich kommt auch ein majestätischer Schwan in Frage. Aber eine Schildkröte ?«
    »Deinen Geschlechtsorganen sollen Flügel wachsen, die sie forttragen!«
    Nhumrod

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