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Einfach göttlich

Einfach göttlich

Titel: Einfach göttlich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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Mauern, sogar natürliche Höhlen.
    Dies war eine solche Höhle. In der Mitte brannte ein Feuer, und der Rauch zog durch einen Riß in der Decke ab, verlor sich irgendwo im Durcheinander von zahllosen Schächten und Kaminen.
    In den unsteten Schatten standen zwölf Gestalten. Sie trugen unscheinbare, unauffällige Kleidung – Lumpen, die rasch vergraben werden konnten und dann keine Spuren für die Quisition hinterließen. Die Kapuzen waren tief in die Stirn gezogen, hüllten die Gesichter in Finsternis. Gewisse Bewegungsabläufe deuteten darauf hin, daß die Männer Waffen trugen. Hier und dort kam es zu subtilen Hinweisen: eine knappe Geste; ein bestimmtes Wort.
    Die eine Wand der Höhle schmückte eine Zeichnung. Sie war im großen und ganzen oval, wies oben drei Erweiterungen auf, die mittlere etwas größer als die beiden anderen. Drei weitere zeigten sich unten, und in ihrem Fall ragte die mittlere etwas weiter aus dem Oval, lief außerdem spitz zu.
    Die einfache Darstellung einer Schildkröte.
    »Natürlich begibt er sich nach Ephebe«, sagte ein Maskierter. »Er wagt es nicht, hier in der Zitadelle zu bleiben. Er muß den Fluß der Wahrheit stauen, und zwar an seiner Quelle.«
    »Dann gilt es, vorher möglichst viel Wasser der Wahrheit zu schöpfen«, ließ sich ein anderer Maskierter vernehmen.
    »Wir sollten die Gelegenheit nutzen und Vorbis umbringen.«
    »Nein, nicht in Ephebe. Er muß hier sterben, damit die Leute davon erfahren. Und wir müssen noch stärker werden, bevor wir ihn töten können.«
    »Werden wir jemals stark genug sein?« fragte ein Maskierter. Er ließ nervös die Fingerknöchel knacken.
    »Auch die einfachen Leute wissen, daß irgend etwas nicht mit rechten Dingen zugeht. Die Wahrheit läßt sich nicht für alle Zeiten aufhalten. Den Fluß der Wahrheit stauen? Irgendwo entstehen immer Lecks, das läßt sich gar nicht vermeiden. Wir haben doch auch die Sache mit Murduck herausbekommen, oder? Vorbis behauptete, er sei in Ephebe umgebracht worden. Hah!«
    »Einer von uns muß nach Ephebe und den Meister retten. Wenn er wirklich existiert.«
    »Natürlich existiert er. Sein Name steht auf dem Buch.«
    »Didaktylos. Ein sonderbarer Name. Er bedeutet ›zwei Finger‹.«
    »Bestimmt verehrt man ihn in Ephebe.«
    »Wir sollten versuchen, ihn hierherzubringen. Ihn und das Buch.«
    Einer der Maskierten zögerte, und seine Fingerknöchel knackten erneut.
    »Aber ob die Leute bereit sind, sich hinter einem… Buch zu sammeln? Ich meine, die meisten Leute brauchen mehr als nur ein Buch. Weil sie dumm sind und gar nicht lesen können.«
    »Aber sie können zuhören!«
    »Trotzdem… Sie benötigen noch etwas anderes, ein Symbol…«
    »Wir haben eins!«
    Dieser Hinweis veranlaßte alle Maskierten, zur Wand zu starren. Im flackernden Schein des Feuers war die Zeichnung nur undeutlich zu erkennen, aber alle Anwesenden wußten, wie sie aussah. Sie betrachteten die Wahrheit, die sehr eindrucksvoll sein kann.
    »Die Schildkröte bewegt sich!«
    »Die Schildkröte bewegt sich!«
    »Die Schildkröte bewegt sich!«
    Der Anführer nickte.
    »Und jetzt lassen wir das Los entscheiden…«, sagte er.
     
    D er Große Gott Om ließ die Welt seinen Zorn spüren. Das heißt: Er versuchte es jedenfalls. Er gab sich alle Mühe, doch die Welt schenkt der Wut einer Schildkröte kaum Beachtung.
    Er verfluchte einen Käfer – ebensogut hätte er Wasser in einen Teich gießen können. Es machte überhaupt keinen Unterschied. Der Käfer krabbelte ungerührt weiter.
    Er verfluchte eine Melone bis zur achtzehnten Generation, aber nichts geschah. Er beschwor Furunkel und eitrige Geschwüre. Die Melone lag einfach nur da und reifte gelassen vor sich hin.
    Om befand sich vorübergehend in einer peinlichen Situation, und die Welt glaubte offenbar, das ausnutzen zu können. Nun, er beschloß, Maßnahmen zu ergreifen, sobald er zu seinem früheren Selbst zurückgefunden hatte, mit allem Drum und Dran. Dann würden sich Käfer und Melonen wünschen, nie Teil der Schöpfung gewesen zu sein. Und für Adler hielt die Zukunft ganz besonderen Schrecken bereit. Darüber hinaus plante Om ein heiliges Gebot in Hinsicht auf den Anbau von Kopfsalat…
    Als der Junge mit einem bleichen Alten zurückkehrte, hatte die Laune des Großen Gottes Om einen neuen Tiefpunkt erreicht. Das Erscheinen der beiden Menschen verbesserte seine Stimmung nicht. Aus dem Blickwinkel einer Schildkröte gesehen sind selbst die attraktivsten Personen vor allem

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