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Einfach göttlich

Einfach göttlich

Titel: Einfach göttlich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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wechselten einen kurzen Blick. »Ich… möchte für eine Weile fort von der Zitadelle. Eine Luftveränderung. Außerdem sollten die Ephebianer nicht glauben, wir wollten sie mit der Präsenz eines hochrangigen Kirchenmitglieds ehren. Nun, ich dachte eben an die Möglichkeit einer Provokation…«
    Fri’its Knöchel knackten laut – es klang fast wie das Knallen einer Peitsche.
    »Wir haben unser Wort gegeben…«
    »Ein dauerhafter Frieden mit Ungläubigen ist ausgeschlossen«, stellte Vorbis fest.
    »Und wie gehen wir praktisch vor?« fragte Fri’it etwas schärfer als beabsichtigt. »Der Palast von Ephebe ist ein Labyrinth. Ich weiß Bescheid. Es gibt jede Menge Fallen. Ohne einen Führer kommt niemand hinein.«
    »Und wie gelangt der Führer ins Innere?« fragte Vorbis.
    »Vielleicht führt er sich selbst«, sagte der General.
    »Ich habe die Erfahrung gemacht, daß es immer einen anderen Weg gibt«, verkündete Vorbis. »Ganz gleich, welchen Ort man erreichen möchte: Immer existiert ein anderer Weg. Den uns der Gott früher oder später zeigen wird. Da können wir sicher sein.«
    »Zweifellos hätten wir es einfacher, wenn die Situation in Ephebe nicht ganz so stabil wäre«, sagte Drunah. »Dort gibt es tatsächlich gewisse… Elemente.«
    »Und Ephebe ist das Tor zur drehwärtigen Küste«, fügte Vorbis hinzu.
    »Nun…«
    »Der Djel«, sagte Vorbis. »Und dann Tsort.«
    Drunah versuchte, Fri’its Gesichtsausdruck zu ignorieren.
    »Es ist unsere Pflicht«, meinte Vorbis. »Unsere heilige Pflicht. Auf keinen Fall dürfen wir den armen Bruder Murduck vergessen. Er war unbewaffnet und allein.«
     
    B ruthas große Sandalen klatschten gehorsam über die Steinplatten des Korridors und trugen den Novizen zu Bruder Nhumrods Kammer.
    Unterwegs bemühte er sich, die richtigen Worte zu finden. Herr, eine Schildkröte hat mir gesagt… Herr, die Schildkröte möchte… Herr, denk nur, von der Schildkröte bei den Melonen weiß ich…
    Brutha hatte es nie gewagt, sich als Prophet vorzustellen. Trotzdem wußte er ziemlich genau, wie ein Gespräch endete, das auf diese Weise begann.
    Viele Leute hielten Brutha für einen Idioten. Nun, er sah auch wie einer aus: rundes, offenes Gesicht; nach außen gestellte Füße; X-Beine. Er neigte dazu, die Lippen zu bewegen, wenn er konzentriert nachdachte, schien dem mentalen Klang eines jeden Satzes zu lauschen, bevor er ihn aussprach. Dieser Eindruck täuschte nicht. Das Denken fiel Brutha schwer. Die meisten Menschen denken automatisch: Bei ihnen tanzen die Gedanken so durchs Gehirn wie statische Elektrizität durch eine Wolke. Brutha hingegen mußte jeden einzelnen Gedanken konstruieren, Stück für Stück, wie bei einem Gebäude. Ein tonnenförmiger Körper und Füße, die den Anschein erweckten, in unterschiedliche Richtungen gehen zu wollen – vor allem diesen beiden Aspekten seines Erscheinungsbilds verdankte er es, daß er während seines kurzen Lebens häufig ausgelacht worden war. Darauf reagierte er zumeist, indem er immer gründlich überlegte, bevor er etwas sagte.
    Bruder Nhumrod lag lang ausgestreckt vor der Statue des Großen Gottes Om, der die Gottlosen niedertrampelt. Er hielt sich beide Ohren zu. Die Stimmen plagten ihn erneut.
    Brutha hüstelte. Kurz darauf hüstelte er wieder.
    Nhumrod hob den Kopf.
    »Bruder Nhumrod?« fragte Brutha.
    »Ja?«
    »Äh… Bruder Nhumrod?«
    »Was?«
    Der Novizenmeister nahm die Hände von den Ohren.
    »Ja?« fragte er mürrisch.
    »Äh. Es gibt da etwas, das du dir ansehen solltest. Im Garten.«
    Nhumrod setzte sich auf. In Bruthas Gesicht glühte Besorgnis.
    »Was soll ich mir ansehen?« erwiderte er.
    »Im Garten. Es ist schwer zu erklären. Äh. Ich… ich habe herausgefunden, woher die Stimmen kommen, Bruder Nhumrod. Und ich sollte dir doch Bescheid geben.«
    Der alte Priester bedachte den Novizen mit einem durchdringenden Blick. Aber wenn es einen Menschen gab, der völlig ohne Arglist und Spitzfindigkeit war, so hieß er Brutha.
     
    F urcht formt einen sonderbaren Nährboden. Gehorsam gedeiht darin besonders gut. Wie Korn wächst er, in ordentlichen Reihen, durch die das Unkrautjäten besonders leicht wird. Aber manchmal reifen im Boden, den Blicken verborgen, die Kartoffeln des Trotzes heran.
    Die Zitadelle reichte bis tief in den Boden hinein. Man denke nur an die Gruben und Tunnel der Quisition. Hinzu kamen: normale Keller, Kloaken, Abwasserkanäle, vergessene Kammern, Sackgassen, Hohlräume hinter massiv wirkenden

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