Einfach göttlich
gesplitterte Bretter beiseite. Darunter lag ein Mann mit großen Blutflecken auf Brustharnisch und Kleidung. Aber er lebte noch.
»Ich gebe nicht nach!« rief Simony, während der Wind an ihm zerrte. »Du hast nicht gewonnen! Hüte dich davor, mein gegenwärtiges Verhalten falsch zu verstehen – irgendwelche existierenden oder imaginären Götter spielen dabei überhaupt keine Rolle! Es geht mir allein um Menschen! Und hör endlich auf zu grinsen !«
Zwei Würfel fielen in den Sand. Sie funkelten und knisterten einige Sekunden lang und lösten sich dann auf.
Die hohen Wogen des Meeres schrumpften, und der Nebel lichtete sich. Ein Rest von Dunst blieb zurück, aber jetzt konnte man wenigstens wieder die Sonne sehen, wenn auch nur als eine etwas hellere Stelle am Himmel.
Erneut spürte man, wie der Kosmos Luft holte.
Die Götter erschienen und schimmerten transparent. Sonnenlicht spiegelte sich an goldenen Locken, Flügeln und Leiern wider.
Sie redeten alle gleichzeitig, doch ihre Worte waren keineswegs synchron. Manche sprachen etwas schneller und langsamer – wie Menschen, die einen ganz bestimmten Text wiederholten.
Om stand direkt hinter dem tsortanischen Donnergott und schnitt eine betont unschuldige Miene. Nur Brutha bemerkte folgendes: Der rechte Arm des Donnergotts war auf den Rücken gedreht, und zwar auf eine Weise, die Schmerz vermuten ließ.
Alle Kämpfer und Soldaten hörten die Mitteilung der Götter in ihrer jeweiligen Sprache, und vertraute Begriffe vermittelten diese Botschaft:
I. Dies Ist Kein Spiel.
II. Ihr Lebt, Hier Und Heute.
U nd dann war es vorbei.
» D u wärst ein guter Bischof«, sagte Brutha.
»Ich?« erwiderte Didaktylos. »Ich bin Philosoph!«
»Um so besser. Wird Zeit, daß wir einen bekommen.«
»Und außerdem Ephebianer!«
»Ausgezeichnet. Dann weißt du vielleicht, was es zu beachten gilt, wenn man in diesem Land regieren will. Priester sollten nicht an der Macht sein. Sie gehen falsch damit um. Ebenso wie Soldaten.«
»Danke«, brummte Simony.
Sie saßen im Garten des Zönobiarchen. Weit oben kreiste ein Adler und suchte nach etwas, das ganz bestimmt keine Schildkröte war.
»Mir gefällt die Demokratie«, fuhr Brutha fort. »Man braucht jemanden, dem alle mißtrauen. Weil… Dann sind alle zufrieden. Denk mal darüber nach. Simony?«
»Ja?«
»Ich ernenne dich zum Oberhaupt der Quisition.«
»Was?«
»Ich möchte, daß sie aufhört. Und zwar auf die schwierige Art.«
»Du willst, daß ich die Inquisitoren ins Jenseits schicke? Kein Problem!«
»Nein. Das wäre der leichte Weg. Ich möchte, daß so wenige Personen wie möglich sterben. Vielleicht jene, die Gefallen daran fanden, anderen Personen Leid zuzufügen… Aber keine anderen. Und nun… Wo ist Urn?«
Die Bewegliche Schildkröte ruhte noch immer am Strand – die Räder steckten tief im Sand fest. Urn war viel zu verlegen gewesen, um den Dampfwagen auszugraben.
»Als ich ihn das letzte Mal sah, bastelte er am Mechanismus der Tür«, meinte Didaktylos. »Er ist immer glücklich, wenn er an irgend etwas herumbasteln kann.«
»Ja. Wir müssen uns etwas einfallen lassen, um ihn zu beschäftigen. Bewässerung. Architektur. So etwas.«
»Was hast du selbst vor?« erkundigte sich Simony.
»Ich muß Abschriften der vielen Bücher in meinem Gedächtnis herstellen«, antwortete Brutha.
»Aber du kannst doch gar nicht lesen und schreiben«, wandte Didaktylos ein.
»Nein. Aber ich kann zeichnen. Nun, ich dachte an jeweils zwei Kopien. Eine bleibt hier.«
»Es mangelt bestimmt nicht an Platz, wenn wir erst das Septateuch verbrannt haben«, sagte Simony.
»Nein, nichts wird verbrannt«, widersprach Brutha. »Eins kommt nach dem anderen.« Er starrte auf die Wüste, dachte an Hitze und Ödnis. Sonderbar: In jenem kargen Land hatte er die Freude kennengelernt.
»Und dann…«, begann er.
»Ja.«
Bruthas Blick glitt zum Ackerland, zu den kleineren Orten am Rand der Zitadelle. Er seufzte.
»Und dann nehmen wir die Dinge in die Hand«, sagte er. »Jeden Tag aufs neue.«
F asta Benj ruderte nachdenklich heim.
Hinter ihm lagen einige interessante Tage. Er hatte viele neue Leute kennengelernt und eine Menge Fisch verkauft. P’Tang-P’Tang und seine Diener waren gekommen, um einige weise Worte an ihn zu richten und ihm das Versprechen abzunehmen, nie Krieg gegen einen Ort zu führen, von dem er gar nichts wußte. Fasta erklärte sich einverstanden. 10
Einige der anderen Personen hatten ihm die
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