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Einfach göttlich

Einfach göttlich

Titel: Einfach göttlich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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Papier sah. Freude erfaßte ihn.
    Eine solche Chance hatte er sich erhofft. Er mußte jenen Mann holen, der die Wahrheit schrieb, als Symbol für die Bewegung. Diese Aufgabe kam ihm zu. Schade nur, daß er Vorbis nicht umbringen durfte.
    Der Tod des Exquisitors mußte in aller Öffentlichkeit stattfinden.
    Irgendwann. Vor dem Tempel. Damit ihn alle sterben sahen. Damit die Leute glaubten.
     
    O m stapfte durch einen sandigen Korridor.
    Nach Bruthas Verschwinden hatte er eine Zeitlang gewartet. Schildkröten können gut warten. Darin sind sie praktisch Weltmeister.
    Blöder Junge, dachte Om. Na ja, wenn man’s genau nimmt, bin ich selbst schuld an meiner Lage. Ich hätte mich gar nicht erst an den Narren Brutha wenden dürfen.
    Der dürre Alte hatte ihn nicht gehört. Ebensowenig der Koch. Nun, der alte Knacker war vermutlich taub. Was den Koch betraf… Für ihn würde sich Om ein ganz besonderes Schicksal ausdenken, sobald ihm wieder göttliche Allmacht zur Verfügung stand. Er wußte noch nicht genau, wie die Strafe aussehen mochte, doch soviel stand fest: Es ging dabei um kochendes Wasser und vielleicht auch Karotten.
    Eine Zeitlang erfreute er sich an dieser Vorstellung. Aber brachte sie ihn weiter? Löste sie seine aktuellen Probleme? Nein. Er blieb eine Schildkröte, die es in einen Gemüsegarten der Zitadelle verschlagen hatte. Wie er diesen Ort trotz der hohen Mauer erreicht hatte? Profundes Unbehagen erfaßte Om, als er an den winzigen Punkt am Himmel dachte. Ein zweites Mal durfte er nicht mit so enorm viel Glück rechnen. Er legte keinen Wert darauf, über die Mauern hinwegzufliegen, in den Klauen eines Adlers, und das bedeutete: Er mußte einen anderen Weg finden, wenn er sich nicht den nächsten Monat unter Melonenblättern verstecken wollte.
    Etwas anderes fiel ihm ein. Das Essen!
    Wenn er sich in einen wahren Gott zurückverwandelt hatte, würde er viel kreative Kraft darauf verwenden, einige neue Höllen zu entwerfen. Außerdem wollte er weitere Gebote formulieren. Zum Beispiel: Du sollst nicht essen das Fleisch der Schildkröte. Das war wichtig. Om fragte sich, wieso er nicht schon viel früher daran gedacht hatte. Es kam eben auf die Perspektive an.
    Oder: Du sollst jede in Not geratene Schildkröte aufheben und sie zu einem sicheren Ort tragen, es sei denn – und das ist wichtig – du bist ein Adler; in dem Fall laß deine verdammten Klauen vom armen Reptil. Eine solche göttliche Anweisung hätte dem nun kleinen Gott Om eine Menge Schwierigkeiten erspart.
    Ihm blieb nichts anderes übrig, als den Zönobiarchen selbst zu finden. Ein Hohepriester sollte eigentlich imstande sein, ihn zu hören.
    Und bestimmt befand er sich irgendwo in der Zitadelle. Hohepriester gingen nur selten auf Reisen. Om mochte derzeit eine Schildkröte sein, aber das änderte nichts an seinem göttlichen Wesen, oder?
    Nach oben. Darauf lief die Hierarchie hinaus. Den Burschen an der Spitze fand man oben.
    Der frühere Große Gott Om schwankte ein wenig, und sein Schildkrötenpanzer wackelte, als er durch jene Zitadelle wanderte, die man zu seinen Ehren erbaut hatte.
    Unterwegs stellte er fest, daß sich in den vergangenen dreitausend Jahren viel verändert hatte.
     
    »Ich?« brachte Brutha hervor. »Aber, aber…«
    »Er will dich nicht bestrafen«, sagte Nhumrod. »Obwohl du natürlich Strafe verdienst. Wir alle verdienen sie«, fügte er fromm hinzu.
    »Aber warum?«
    »…warum? Er äußerte die Absicht, mit dir zu reden.«
    »Ich kann doch gar nichts sagen, das für einen Quisitor von Interesse wäre!« jammerte Brutha.
    »… wäre. Du willst es gewiß nicht ablehnen, dich den Wünschen des Diakons zu fügen«, meinte Nhumrod.
    »Nein, nein, natürlich nicht«, bestätigte Brutha und ließ den Kopf hängen.
    »Braver Junge«, lobte Nhumrod. Er hob die Arme und klopfte Brutha möglichst weit oben auf den Rücken. »Du solltest sofort zu ihm gehen. Bestimmt ist alles in bester Ordnung.« Auch der Novizenmeister war in den Traditionen der Wahrheit erzogen, und deshalb fügte er hinzu: »Ich nehme an, alles ist in bester Ordnung.«
     
    E s gab nur wenige Treppen in der Zitadelle. Die komplexen Rituale des Großen Gottes Om erforderten lange Prozessionen, die dann besonders eindrucksvoll wirkten, wenn sie über sanft geneigten Boden führten. Die wenigen existierenden Stufen waren niedrig genug, so daß sie keine Hindernisse für schwache, gebrechliche Alte darstellten. In der Zitadelle wimmelte es von alten

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