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Einfach göttlich

Einfach göttlich

Titel: Einfach göttlich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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kaum mit jemandem verwechseln. Etwas an ihm projizierte sich schon nach wenigen Tagen ins Selbst eines jeden Neuankömmlings in der Zitadelle. Den Großen Gott Om fürchtete man allein aus Tradition, aber Vorbis säte Entsetzen.
    Brutha fiel in Ohnmacht.
    »Sonderbar«, sagte der Diakon.
    Er vernahm ein leises Zischen und drehte sich um.
    Eine kleine Schildkröte kroch in unmittelbarer Nähe seiner Füße über den Boden. Als er sie beobachtete, wich sie langsam zurück, starrte zu ihm empor und zischte wie ein Kessel.
    Vorbis griff danach und betrachtete das Reptil, während er es hin und her drehte. Anschließend sah er sich noch einmal im Garten um, fand eine schattenlose Stelle und legte die Schildkröte dort auf den Rücken. Er überlegte kurz, sammelte einige Steine und schob sie unter den Panzer. Das Tier war jetzt mit dem Bauch zum Himmel festgesetzt.
    Nach Vorbis’ Ansicht mußte jede Gelegenheit genutzt werden, um esoterisches Wissen zu sammeln. Er beschloß, in einigen Stunden zurückzukehren und festzustellen, wie es der Schildkröte erging – vorausgesetzt natürlich, daß ihm die Pflichten Zeit dafür ließen.
    Dann wandte er seine Aufmerksamkeit wieder Brutha zu.
     
    E s gab eine Hölle für Leute, die sich der Blasphemie schuldig machten. Es gab eine Hölle für Untertanen, die rechtmäßige Autorität in Frage stellten. Es gab gleich mehrere Höllen für Lügner. Vermutlich gab es auch eine Hölle für kleine Jungen, die ihrer Großmutter den Tod wünschten. An Höllen herrschte kein Mangel.
    So lautete die Definition der Ewigkeit: ein vom Großen Gott Om geschaffener Zeitraum, der sicherstellen sollte, daß alle Sterblichen ihre gerechte Strafe erhielten.
    Die Omnianer kannten viele Höllen.
    Und Brutha schien in ihnen allen gleichzeitig zu weilen Bruder Nhumrod und Bruder Vorbis beobachteten, wie sich der Novize auf dem Bett hin und her wälzte und dabei gewisse Ähnlichkeiten mit einem gestrandeten Wal aufwies.
    »Es liegt an der Sonne«, vermutete Nhumrod. Inzwischen erholte er sich allmählich von dem Schock, den der Besuch des Exquisitors verursacht hatte.
    »Der arme Junge arbeitet den ganzen Tag im Garten. Früher oder später mußte so etwas passieren.«
    »Hast du es mit Prügeln versucht?« fragte Bruder Vorbis.
    »Es tut mir leid, aber bei Brutha haben Prügel ebensowenig Sinn, als wollte man eine Matratze verhauen«, erwiderte Brutha. »Er sagt ›Au!‹, doch ich vermute, damit will er nur guten Willen demonstrieren. Daran mangelt es ihm nicht. An gutem Willen, meine ich. Er ist der Junge, von dem ich dir erzählt habe.«
    »Er sieht nicht besonders intelligent aus«, stellte Vorbis fest.
    »Er ist es auch nicht«, sagte Nhumrod.
    Vorbis nickte anerkennend. Übermäßige Intelligenz bei einem Novizen war nicht unbedingt wünschenswert. Manchmal ließ sie sich nutzen, um den Ruhm des Großen Gottes Om zu mehren, doch sie konnte auch… Nein, sie schuf keine Unruhe, denn Vorbis wußte genau, wie man das Problem falsch verwendeter Intelligenz löste. Aber sie konnte zusätzliche Arbeit bedeuten.
    »Und doch loben ihn seine Lehrer, wie ich von dir hörte«, sagte der Diakon.
    Nhumrod zuckte mit den Schultern.
    »Er ist sehr gehorsam. Und… Und dann wäre da noch sein Gedächtnis.«
    »Was hat es damit auf sich?«
    »Es scheint sehr umfangreich zu sein.«
    »Soll das heißen, das Gedächtnis des Jungen ist gut?«
    »Mehr als nur gut. Es ist ausgezeichnet, geradezu perfekt. Er kennt das Septateuch in- und auswendig. Er…«
    »Hmm?« fragte Vorbis.
    Nhumrod fühlte sich vom Blick des Exquisitors durchbohrt.
    »Ich meine, sein Gedächtnis ist so perfekt, wie etwas in dieser alles andere als perfekten Welt sein kann.«
    »Ein sehr frommer, belesener junger Mann«, kommentierte Vorbis.
    »Äh«, sagte Nhumrod. »Er kann weder lesen noch schreiben.«
    »Oh. Ein fauler Junge.«
    Der Diakon vergeudete keine Zeit in Grautönen. Nhumrods Mund öffnete und schloß sich mehrmals, während er eine Antwort zu formulieren versuchte.
    »Nein«, entgegnete er schließlich. »Er gibt sich Mühe. Da sind wir ganz sicher. Aber offenbar schafft er es nicht, irgendwelche Verbindungen zwischen… Lauten und Buchstaben zu erkennen.«
    »Habt ihr ihn wenigstens deshalb verprügelt?«
    »Es scheint kaum etwas zu nützen, Diakon.«
    »Wie ist es ihm möglich gewesen, trotzdem ein guter Schüler zu werden?«
    »Er hört zu«, erklärte Nhumrod.
    Niemand hörte besser zu als Brutha. Und dadurch hatten es die Lehrer

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