Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Einfach göttlich

Einfach göttlich

Titel: Einfach göttlich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
Vom Netzwerk:
Hypothesen Aufmerksamkeit zu schenken.«
    »Das Brot ist nicht einmal frisch«, klagte Om, während er Milch schlürfte.
    »Oh, ich weiß, daß es die Götter gibt«, versicherte Brutha hastig. »Ich möchte nur… etwas mehr über sie herausfinden.«
    Der Wirt zuckte mit den Schultern.
    »Dann wäre ich dir sehr dankbar, wenn du darauf achten könntest, nicht in der Nähe wertvoller Dinge zu stehen. Nun, in hundert Jahren spielt das alles ohnehin keine Rolle mehr.« Er griff nach einem weiteren Krug, den es zu polieren galt.
    »Bist du ebenfalls Philosoph?« fragte Brutha.
    »Nach einer Weile färbt es ab«, sagte der Wirt.
    »Die Milch ist sauer«, beschwerte sich Om. »Ephebe gilt als Demokratie. Dieser Milch sollte man das Stimmrecht geben.«
    »Ich fürchte, hier bekomme ich nicht die erhofften Auskünfte.« Brutha zögerte kurz. »Äh. Herr Getränkeverkäufer?«
    »Ja?«
    »Vorhin, als die Göttin…« – das Wort klang noch immer sonderbar für ihn – »…der Weisheit erwähnt wurde, kam ein seltsamer Vogel herein. Was hat es mit ihm auf sich?«
    »Oh«, erwiderte der Wirt. »Eine peinliche Angelegenheit.«
    »Wieso?«
    »Es handelte sich um einen Pinguin.«
    »Ich nehme an, das ist ein kluger Vogel, oder?«
    »Nein«, widersprach der Wirt. »Nein, nicht unbedingt. Pinguine genießen keineswegs den Ruf, besonders intelligent zu sein. Sie gelten als die zweitdümmsten Vögel der Welt. Angeblich können sie nur unter Wasser fliegen.«
    »Aber warum…«
    »Wir reden nicht gern darüber«, sagte der Wirt. »Es verärgert die Leute. Verdammter Bildhauer«, fügte er leise hinzu.
    Laute Stimmen zogen Bruthas Aufmerksamkeit auf sich: Die Philosophen zankten sich schon wieder.
    Der Wirt beugte sich vor. »Ohne Geld wirst du wohl kaum auf Hilfe rechnen können. Gespräche sind hier nicht billig.«
    »Aber…«
    »Man bedenke zum Beispiel die Kosten für Seife und Wasser. Für Handtücher, Waschlappen, Luffas, Bimssteine, Badesalz und so. Es kommt einiges zusammen.«
    Von der Untertasse her erklang ein schlürfendes Geräusch. Om sah zu Brutha auf; die Milch bildete am Kopf der Schildkröte weiße Flecke.
    »Du hast überhaupt kein Geld?« fragte das Reptil.
    »Nein.«
    »Nun, wir brauchen einen Philosophen«, sagte Om schlicht. »In meinem gegenwärtigen Zustand kann ich nicht richtig denken, und du hast keine Ahnung, worauf es dabei ankommt. Wir müssen jemanden finden, der das Denken zu seinem Beruf gemacht hat.«
    »Du könntest es beim alten Didaktylos versuchen«, schlug der Wirt vor. »Er ist der billigste Philosoph weit und breit.«
    »Benutzt er keine teure Seife?« fragte Brutha.
    Das Gesicht des Wirts blieb ernst, als er erwiderte: »Wahrscheinlich übertreibe ich nicht, wenn ich hier feststelle: Er verzichtet ganz und gar auf die Verwendung von Seife.«
    »Oh«, sagte Brutha. »Gut. Danke.«
    »Frag ihn, wo der Mann wohnt«, wandte sich Om an den Jungen.
    »Wo finde ich Herrn Didaktylos?« fragte Brutha.
    »Auf dem Palasthof. Neben der Bibliothek. Laß dich einfach von deiner Nase leiten – sie wird dir den Weg zeigen.«
    »Wir kommen gerade vom Pa…« Aus irgendeinem Grund unterbrach sich Brutha. »Vielleicht sollten wir jetzt besser gehen.«
    »Vergiß die Schildkröte nicht«, riet der Wirt. »Sonst kommt noch jemand auf den Gedanken und steckt sie in den Kochtopf.«
    »Möge sich all dein Wein in Wasser verwandeln!« kreischte Om.
    »Nun?« fragte Brutha, als sie nach draußen in die Nacht traten. »Wird sich der Wein tatsächlich in Wasser verwandeln?«
    »Nein.«
    »Bitte erklär es mir noch einmal: Warum suchen wir nach einem Philosophen?«
    »Ich will meine frühere Macht zurück«, sagte Om.
    »Aber alle glauben an dich!«
    »Wenn die Leute an mich glauben würden, könnten sie zu mir sprechen. Und ich zu ihnen. Ich weiß nicht, woran es liegt. In Omnien werden doch keine anderen Götter verehrt, oder?«
    »Das ist verboten«, sagte Brutha. »Und die Quisition sorgt dafür, daß sich niemand über dieses Verbot hinwegsetzt.«
    »Ja. Man kann nur schwer niederknien, wenn man keine Knie mehr hat.«
    Brutha blieb in der leeren Straße stehen.
    »Ich verstehe dich nicht!«
    »Das verlangt auch niemand von dir! Wie heißt es so schön? Die Wege der Götter sind unerfindlich.«
    »Die Quisition gewährleistet, daß wir auf dem Pfad der Wahrheit bleiben! Die Quisition mehrt den Ruhm der Kirche!«
    »Glaubst du das wirklich?« fragte die Schildkröte.
    Brutha horchte in sich hinein und stellte fest,

Weitere Kostenlose Bücher