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Einfach göttlich

Einfach göttlich

Titel: Einfach göttlich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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geschmückt.
    »Die Bibliothek«, verkündete Didaktylos.
    Er hob die Arme, und seine Fingerkuppen tasteten über die geschnitzten Muster.
    Brutha begann zu verstehen.
    »Du bist blind, nicht wahr?« fragte er.
    »Ja.«
    »Und trotzdem trägst du eine Laterne?«
    »Keine Sorge«, erwiderte Didaktylos. »Es befindet sich kein Öl darin.«
    »Eine Laterne, die nicht brennt – für einen Mann, der nicht sieht?«
    »Ja. Paßt gut zusammen. Und natürlich ist es sehr philosophisch.«
    »Und du wohnst in einem Faß.«
    »Es ist sehr modern, in einem Faß zu wohnen.« Didaktylos ging mit langen, energischen Schritten voran. Gelegentlich strich er mit den Fingerkuppen über die Schnitzereien in der Planke. »Viele Philosophen entscheiden sich für solche Unterkünfte – um ihre Geringschätzung und Verachtung weltlichen Dingen gegenüber zu zeigen. Nun, Legibus hat eine Sauna in seiner Tonne. Er meint, darin fielen ihm die tollsten Dinge ein.«
    Brutha sah sich um. Schriftrollen ragten aus ihren Fächern, wie Kuckucke, die der Welt mitteilen wollten, wie spät es war.
    »Es ist alles so… Ich bin noch nie einem Philosophen begegnet. Die Gruppe gestern abend…«
    »Du solltest wissen, daß es hier drei philosophische Hauptrichtungen gibt«, meinte Didaktylos. »Erklär’s ihm, Urn.«
    »Da wären die Xenoisten«, sagte der Neffe prompt. »Sie vertreten den Standpunkt, die Welt sei sehr komplex und zum größten Teil vom Zufall bestimmt. Die Ibidianer hingegen sind der Meinung, daß die Welt im Grunde genommen sehr einfach ist und einigen fundamentalen Regeln gehorcht.«
    »Und dann gibt es noch mich.« Didaktylos zog eine Schriftrolle aus dem Regal.
    »Der Meister hält die Welt für komisch«, sagte Urn.
    »Und er ist davon überzeugt, daß es auf ihr nicht genug zu trinken gibt«, fügte Didaktylos hinzu.
    »Und er ist davon überzeugt, daß es auf ihr nicht genug zu trinken gibt«, wiederholte Urn.
    »Götter«, murmelte Didaktylos mehr zu sich selbst und griff nach einer weiteren Rolle. »Du möchtest also mehr über die Götter herausfinden? Hier sind Xenos Reflexionen, und die Platitüden des alten Aristokrates, und Ibids dämliche Diskurse, und Legibus’ Geometrien, und Hierarchs Theologien…«
    Didaktylos’ Finger huschten über die einzelnen Fächer. Staub wirbelte auf.
    »Das alles sind Bücher?« staunte Brutha.
    »Ja. Hier schreibt praktisch jeder welche. Man kann die Leute einfach nicht daran hindern.«
    »Und andere Leute lesen sie?« fragte der Novize.
    Das Leben in Omnien basierte auf einem Buch. Und hier gab es… Hunderte…
    »Nun, die Möglichkeit besteht«, sagte Urn. »Aber das geschieht eher selten. Bücher wie diese sind eigentlich gar nicht zum Lesen da. Sie werden in erster Linie geschrieben.«
    »Hier lagert die Weisheit von Äonen«, meinte Didaktylos. »Weißt du, man muß ein Buch schreiben, um zu beweisen, daß man Philosoph ist. Als offizieller Philosoph bekommt man seine Schriftrolle und eine kostenlose Luffa.«
    Auf einen großen steinernen Tisch in der Mitte des Raums fiel Sonnenschein. Urn entrollte ein Pergament. Im hellen Licht schienen darauf Blumen zu glühen.
    »Orinjkrates’ Über die Natur von Pflanzen«, sagte Didaktylos. »Sechshundert Pflanzen und ihr Nutzen…«
    »Sie sind wunderschön«, hauchte Brutha.
    »Ja, darin besteht eine der Eigenschaften von Pflanzen«, bestätigte Didaktylos. »Orinjkrates neigte dazu, sie zu übersehen. In Ordnung. Zeig ihm Philos Bestiarium, Urn.«
    Eine andere Schriftrolle präsentierte Dutzende von Bildern, die kleine Tiere darstellten. Hinzu kamen Tausende von Worten, deren Bedeutung Brutha verborgen blieb.
    »Aber… Bilder von Tieren… Es ist falsch… Es ist nicht richtig…«
    »Ganz gleich, was man auch betrachten möchte – ich bin sicher, hier gibt es Bilder davon«, sagte Didaktylos.
    Kunst war in Omnien nicht erlaubt.
    »Und hier ist das von Didaktylos geschriebene Buch«, stellte Urn fest.
    Brutha starrte auf das Bild einer Schildkröte. Er sah… Elefanten, das sind Elefanten, teilte ihm das Gedächtnis mit und berief sich dabei auf Erinnerungen ans Bestiarium, die sich ihm unauslöschlich eingeprägt hatten… Elefanten standen auf dem Rücken der Schildkröte, und sie trugen etwas mit Bergen und einem Ozean, der sich als Wasserfall über den Rand ergoß…
    »Wie ist das möglich?« fragte Brutha. »Eine Welt auf dem Rücken einer Schildkröte? Warum behauptet man so etwas? Es kann auf keinen Fall stimmen!«
    »Sag das den

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