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Einfach göttlich

Einfach göttlich

Titel: Einfach göttlich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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Gedanken und Überlegungen festgehalten.«
    »Hast du behauptet, die Welt sei flach und werde auf dem Rücken einer riesigen Schildkröte durchs All getragen?« erkundigte sich Brutha atemlos.
    »Kennst du den Text?« Didaktylos musterte den Jungen. »Bist du ein Sklave?«
    »Nein. Ich bin…«
    »Nenn bloß nicht deinen Namen! Behaupte, ein Schreiber oder was weiß ich zu sein!«
    »…ein Schreiber«, beendete Brutha den begonnenen Satz.
    »Ja.« Urn nickte. »Das merkt man sofort. Die Schwielen am Daumen deuten darauf ebenso hin wie die Tintenflecke an den Ärmeln.«
    Brutha betrachtete seinen linken Daumen. »Ich habe gar keine…«
    »Ja.« Urn lächelte. »Und du schreibst mit der linken Hand, wie?«
    »Mit, äh, beiden«, sagte Brutha. »Aber nicht sehr gut, wie alle Leute sagen.«
    »Oh.« Didaktylos nickte weise. »Zwei linke Hände, wie?«
    »Was?«
    »Er meint, du bist mit beiden Händen nicht sehr geschickt«, erläuterte Om.
    »Äh, ja, da stimmt.« Brutha hüstelte höflich. »Nun, ich suche einen Philosophen. Äh. Jemanden, der sich mit Göttern auskennt.«
    Er wartete.
    »Ihr weist nicht darauf hin, daß Götter Relikte eines überholten Glaubenssystems sind?« fragte er nach einer Weile.
    Didaktylos betastete Oms Panzer und schüttelte den Kopf.
    »Nein. Ich mag keine Gewitter direkt über mir.«
    »Oh. Würdest du bitte damit aufhören, ihn hin und her zu drehen? Er hat mir gerade gesagt, er mag das nicht.«
    »Man kann feststellen, wie alt Schildkröten sind«, sagte Didaktylos. »Indem man sie aufschneidet und die Ringe zählt.«
    »Ähm. Er hat keinen sehr ausgeprägten Sinn für Humor.«
    »Du scheinst Omnianer zu sein.«
    »Ja.«
    »Bist du mit den anderen gekommen, um über den Frieden zu verhandeln?«
    »Ich höre bei den Verhandlungen zu.«
    »Und was möchtest du über Götter wissen?«
    Brutha lauschte eine Zeitlang.
    Schließlich sagte er: »Ich möchte wissen, wie sie entstehen. Wie sie wachsen. Und was nachher mit ihnen geschieht.«
    Didaktylos legte die Schildkröte in Bruthas Hand.
    »Derartiges Denken kostet Geld«, erwiderte er.
    »Gib mir Bescheid, wenn die Dankbarkeit mehr als zweiundfünfzig Obolusse kostet«, sagte Brutha.
    Didaktylos grinste. »Offenbar kannst du für dich selbst denken. Hast du ein gutes Gedächtnis?«
    »Nein. Nein, nicht unbedingt ein ›gutes‹.«
    »Nun, kommt mit zur Bibliothek. Sie hat ein geerdetes Kupferdach, das bei solchen Gelegenheiten recht praktisch ist. Weißt du, von derartigen Erörterungen halten Götter nicht viel.«
     
    D ie Bibliothek von Ephebe war – bevor sie niederbrannte – die zweitgrößte auf der Scheibenwelt.
    Natürlich reichte sie nicht an die der Unsichtbaren Universität heran, denn jene Bibliothek hatte den Vorteil, magischer Natur zu sein. In ihr gab es, wie in keiner anderen, eine ganze Abteilung mit ungeschriebenen Büchern – mit Büchern, die der Autor geschrieben hätte, wenn er nicht kurz nach dem ersten Kapitel von einem Krokodil gefressen worden wäre und so. Hinzu kamen: Atlanten imaginärer Orte; Vokabularien mit illusorischen Worten; Bildbände mit Beschreibungen unsichtbarer Dinge; wilde Thesauren im Verlorenen Lesezimmer. Die Bibliothek des zentralen thaumaturgischen Bildungsinstituts in Ankh-Morpork war so groß, daß sie die Realität krümmte und Dimensionstore zu anderen Bibliotheken öffnete, zu den existierenden ebenso wie zu den früheren, zukünftigen und überhaupt möglichen.
    Die Bibliothek von Ephebe mit ihren vier- bis fünfhundert Büchern zeichnete sich durch eine ganz andere Beschaffenheit aus. Zunächst einmal: Sie enthielt zum größten Teil Schriftrollen – um dem Leser die Mühe zu ersparen, jedesmal einen Sklaven rufen zu müssen, wenn umgeblättert werden sollte. Jede einzelne Rolle hatte ein Fach für sich. Zwischen Büchern sollte ein sicherer Abstand gewahrt werden, denn sonst kommt es zu seltsamen und unvorhersehbaren Interaktionen.
    Sonnenstrahlen bohrten sich durch die Schatten und bildeten in der staubigen Luft helle Säulen.
    Die Bibliothek enthielt für Brutha zahllose Wunder, und eins davon – es gehörte zweifellos zu den banalsten – rückte sofort ins Zentrum seiner Aufmerksamkeit. Er betrachtete eine seltsame Konstruktion, die aus hölzernen Latten bestand. Sie erstreckten sich in einer Höhe von etwa zwei Metern zwischen den steinernen Regalen und stützten eine breitere Planke, die keinem ersichtlichen Zweck diente. Ihre Unterseite war mit Schnitzereien

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