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Einfach göttlich

Einfach göttlich

Titel: Einfach göttlich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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machte der Sklave. »Von wegen. Aristokrates ist ein alter Geizhals. Muß mich ganz allein um die Rückreise kümmern. Meistens lasse ich mich von Schiffen mitnehmen oder so.«
    »Du kehrst freiwillig zurück?«
    »Ja. Das Ausland ist ganz gut für den einen oder anderen Besuch, aber wer möchte da schon leben? Darüber hinaus brauche ich nur noch vier Jahre als Sklave zu verbringen; anschließend bin ich frei. Als freier Mann hat man Stimmrecht. Und man kann sich Sklaven halten.« Die Augen des Mannes trübten sich, als er die einzelnen Punkte an den Fingern abzählte. »Ein Sklave bekommt drei Mahlzeiten pro Tag, mindestens eine davon mit Fleisch. Er hat das Recht auf einen freien Tag pro Woche. Und einmal im Jahr darf er für zwei Wochen weglaufen. Niemand verlangt von mir, Ofen zu reinigen oder schwere Dinge zu heben. Hochgeistige Konversation nur nach vorheriger Vereinbarung.«
    »Ja, aber du bist nicht frei«, wandte Brutha ein. Gegen seinen Willen war er fasziniert.
    »Wo ist da der Unterschied?«
    »Äh…« Brutha kratzte sich am Kopf. »Als freier Mann bekommt man keinen Tag frei. Und eine Mahlzeit weniger.«
    »Im Ernst? In dem Fall verzichte ich gern auf die Freiheit, herzlichen Dank.«
    »Äh… Hast du hier irgendwo eine Schildkröte gesehen?« fragte der Novize.
    »Nein. Und ich habe sogar auch unterm Bett saubergemacht.«
    »Ist dir sonst irgendwo eine Schildkröte aufgefallen?«
    »Möchtest du eine? Sollen sehr lecker sein…«
    »Nein, nein. Schon gut…«
    »Brutha!«
    Die Stimme des Exquisitors. Brutha eilte über den Hof und betrat Vorbis’ Kammer.
    »Ah, Brutha.«
    »Ja, Herr?«
    Der Diakon saß im Schneidersitz auf dem Boden und starrte an die Wand.
    »Du bist ein junger Mann und befindest dich an einem Ort, der viel Neues bietet«, sagte Vorbis. »Zweifellos möchtest du dich hier umsehen.«
    »Möchte ich das?« erwiderte Brutha. Vorbis sprach jetzt wieder mit der Exquisitorstimme, die verbalem Stahl gleichkam.
    »Du kannst gehen, wohin du willst. Sieh dir das Neue an, Brutha. Finde soviel wie möglich heraus. Sei Auge und Ohr für mich. Und mein Gedächtnis. Mache dich mit Ephebe vertraut.«
    »Äh, meinst du das ernst, Herr?«
    »Habe ich jemals den Eindruck erweckt, ich scherze, Brutha?«
    »Nein, Herr.«
    »Geh jetzt. Sammle Informationen. Und sei bis Sonnenuntergang zurück.«
    »Äh«, sagte Brutha. »Soll ich mir auch die Bibliothek ansehen?«
    »Wie? Ja, die Bibliothek. Die hiesige Bibliothek. Natürlich. Gefüllt mit nutzlosem, gefährlichem und unheilvollem Wissen. Ich sehe es ganz deutlich vor dem inneren Auge, Brutha. Siehst du es ebenfalls?«
    »Nein, Herr.«
    »Deine Unschuld ist dein Schild, Brutha. Ja. Statte auch der Bibliothek einen Besuch ab. Dich wird sie bestimmt nicht zur Sünde verleiten.«
    »Herr?«
    »Ja?«
    »Der Tyrann sagte, daß Bruder Murduck hier kaum ein Leid zugestoßen ist…«
    Stille senkte sich wie Blei herab.
    »Er hat gelogen«, sagte Vorbis.
    »Ja.« Brutha wartete. Der Exquisitor starrte weiter an die Wand, und Brutha fragte sich, was es dort zu sehen gab. Als Vorbis’ Schweigen andauerte, murmelte er: »Danke.«
    Dann trat er ein wenig zurück und warf rasch einen Blick unters Bett des Diakons, bevor er den Raum verließ.
     
    O m hat bestimmt Probleme, fuhr es Brutha durch den Sinn, als er durch den Palast eilte. Hier scheinen Schildkröten als besondere Leckerbissen zu gelten.
    Er versuchte, nichts zu übersehen und gleichzeitig jene Friese zu ignorieren, die unbekleidete Nymphen zeigten.
    Brutha wußte rein theoretisch, daß Frauen anders beschaffen waren als Männer. Immerhin hatte er sein Heimatdorf erst als Zwölfjähriger verlassen, zu einem Zeitpunkt, als einige Altersgenossen bereits verheiratet waren. Der Omnianismus befürwortete frühe Ehen als Schutz vor Sünde. Obgleich alle Aktivitäten, die irgendwelche zwischen Kehle und Knien gelegene Körperteile betrafen, ohnehin als sündig galten.
    Brutha bedauerte es, nicht gelehrter zu sein. Sonst hätte er seinen Gott jetzt nach dem Grund dafür fragen können.
    Anschließend dachte er daran, daß er einen intelligenteren Gott brauchte, um eine Antwort zu erwarten.
    Er hat nicht nach mir gerufen, dachte der Novize. Ich hätte ihn bestimmt gehört. Vielleicht ist er noch nicht in irgendeinem Kochtopf gelandet.
    Ein Sklave, der mehrere Statuen putzte, wies ihm den Weg zur Bibliothek. Brutha hastete durch einen von Säulen gesäumten Flur.
    Als er den Platz vor der Bibliothek erreichte, sah

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