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Einfach göttlich

Einfach göttlich

Titel: Einfach göttlich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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nicht wahr?«
    »Ja.«
    »Und du gehorchst mir.«
    »Ja.«
    »Gut. Nimm einen Stein und erschlag Vorbis.«
    Brutha rührte sich nicht von der Stelle.
    »Du hast mich doch gehört, oder?« fragte Om.
    »Ja, aber… er… die Quisition würde…«
    » Jetzt verstehst du sicher, was ich meine«, sagte die Schildkröte. »Du hast mehr Angst vor dem Exquisitor als vor mir. An dieser Stelle heißt es in Abraxas’ Schriftrolle: ›Um den Gotte formet sich eine Schale aus Gebeten, Gebäuden, Priestern, Pfaffen und Getue, bisse der letzte Gotte stürbet. Und vielleicht merket es niemand.‹«
    »Unmöglich!«
    »Ich schätze, da irrst du dich. Abraxas schreibt von einem Schalentier, das auf ähnliche Weise lebt. Es läßt seine Schale größer und immer größer werden, bis es sich nicht mehr bewegen kann – und dann stirbt es.«
    »Aber, aber… das bedeutet… die ganze Kirche…«
    »Ja.«
    Brutha versuchte, diese Vorstellung festzuhalten, damit er sie genauer betrachten konnte. Doch ihr enormes Bedeutungsgewicht entriß sie seinen geistigen Händen.
    »Du bist nicht tot«, sagte er mühsam.
    »Ich bin es fast «, erwiderte Om. »Und weißt du was? Kein anderer geringer Gott versucht, meinen Platz einzunehmen. Habe ich dir jemals vom alten Ur-Gilasch erzählt? Nein? Er war der Gott in Omnien, bevor ich seinen Platz einnahm. Nun, er machte nicht viel her. Ein Wetter- oder Schlangengott. Was auch immer. Es dauerte Jahre, ihn loszuwerden. Es kam zu Kriegen mit allem Drum und Dran. Ich habe darüber nachgedacht…«
    Brutha schwieg.
    »Om existiert nach wie vor«, sagte die Schildkröte. »Ich meine die Schale. Du mußt nur dafür sorgen, daß die Leute verstehen.«
    Brutha schwieg noch immer.
    »Du kannst der nächste Prophet sein«, betonte Om.
    »Nein! Alle wissen, Vorbis wird der nächste Prophet sein!«
    »Bei dir würde die Sache offiziell .«
    »Nein!«
    »Nein? Ich bin dein Gott!«
    »Und ich bin ich. Ich bin kein Prophet. Ich kann nicht einmal schreiben oder lesen. Niemand wird auf mich hören.«
    Om musterte ihn von Kopf bis Fuß.
    »Ich muß zugeben, daß du nicht gerade der Auserwählte bist, den ich auserwählt hätte«, räumte er ein.
    »Die großen Propheten hatten Visionen«, sagte Brutha. »Selbst wenn… wenn du nicht zu ihnen gesprochen hast: Sie hatten etwas zu sagen. Im Gegensatz zu mir. Ich habe überhaupt nichts zu sagen. Was sollte ich schon sagen?«
    »Glaubt an den Großen Gott Om«, schlug die Schildkröte vor.
    »Und dann?«
    »Was soll das heißen, ›und dann‹?«
    Brutha blickte mißmutig über den dunkler werdenden Hof.
    »Glaubt an den Großen Gott Om, wenn ihr nicht von Blitzen erschlagen werden wollt«, brummte er.
    »Klingt nicht schlecht.«
    »Muß es nicht immer so sein?«
    Das letzte Licht der Sonne glitzerte über die Statue in der Mitte des Platzes. Sie wirkte im großen und ganzen feminin. Ein Pinguin hockte auf ihrer Schulter.
    »Patina, Göttin der Weisheit«, sagte Brutha. »Die mit dem Pinguin. Warum ausgerechnet ein Pinguin?«
    »Ich habe keine Ahnung«, sagte Om hastig.
    »Pinguine sind doch nicht besonders weise, oder?«
    »Ich bezweifle es. Es sei denn, man berücksichtigt dabei den Umstand, daß sie in Omnien nicht auftreten – sehr klug von ihnen.«
    »Brutha!«
    »Das ist Vorbis.« Der Novize stand auf. »Soll ich dich hierlassen?«
    »Ja. Es ist noch etwas von der Melone übrig. Vom Laib, meine ich.«
    Brutha schritt durch die Abenddämmerung.
    Vorbis saß auf einer Bank unter einem Baum, reglos wie eine Statue.
    Sicherheit, dachte Brutha. Früher bin ich sicher gewesen, aber jetzt…
    »Ah, Brutha. Begleite mich bei einem kleinen Spaziergang. Wir genießen die Abendluft.«
    »Ja, Herr.«
    »Der Aufenthalt in Ephebe gefällt dir.«
    Vorbis stellte kaum je eine Frage; eine Feststellung genügte.
    »Ich finde es hier… interessant.«
    Vorbis legte dem Jungen die eine Hand auf die Schulter, schloß die andere um den Knauf des Gehstocks und zog sich hoch.
    »Welche Eindrücke hast du gewonnen?« erkundigte er sich.
    »Die Ephebianer haben viele Götter und schenken ihnen nur geringe Beachtung«, antwortete Brutha. »Außerdem suchen sie die Unwissenheit.«
    »Die sie in Hülle und Fülle finden«, erwiderte Vorbis.
    Er hob den Stock, deutete damit in die Nacht. »Laß uns umhergehen.«
    Irgendwo lachte jemand in der Dunkelheit, und Töpfe klapperten. Der Duft von Blumen, die nur abends blühten, erfüllte die Luft. Das Gestein strahlte die während des Tages gespeicherte

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