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Einfach losfahren

Einfach losfahren

Titel: Einfach losfahren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fabio Volo
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Alteingesessenen mimen zu können. Die wenigen Fotos, die ich in dieser Zeit machte, sind deshalb übrigens heimlich entstanden. Ich wollte nicht als Tourist gelten.
    Tags darauf lud Sophie mich zum Mittagessen ein, wo es neben Ziegenkäse auch mein neues Lieblingsgericht gab, Cachupa guisada, ein Pfannengericht mit Fleisch, Mais und Ei. Für meinen Geschmack ein bisschen schwer, aber einmal die Woche musste ich es trotzdem haben, mindestens. Wenn ich das gegessen hatte, versuchte ich, an den folgenden zwei, drei Tagen nur leichte Sache zu essen. Reis mit Garoupa, dem berühmten Fisch der kapverdischen Küche, oder etwas in der Art.
    Schon als ich das erste Mal bei Sophie zu Hause war, waren mir zwei Fotos von ihr und Federico aufgefallen. Auf dem einen waren sie am Strand, auf dem anderen sah man im Hintergrund den Eiffelturm. Sozusagen das Sommer- und das Winterbild. Während ich das Winterfoto betrachtete, sagte Sophie: »Dieses Foto wollte ich gar nicht machen, grad deshalb hängt es jetzt da. Federico hat darauf bestanden, und deshalb ist es allein sein Verdienst, dass dieses Bild von uns beiden existiert. Als Pariserin fand ich es albern, Touristenfotos zu machen. Jetzt ist es mein Lieblingsbild. Ich hab noch mehr, möchtest du sie sehen?«
    Sophie öffnete eine Schublade und reichte mir einen Umschlag voller Fotos. Viele mit einem allein, viele mit beiden zusammen, mit ausgestrecktem Arm aufgenommen, in der Hoffnung, dass sie beide aufs Bild kämen. Manche waren aus so großer Nähe gemacht, dass sie darauf riesige Nasen hatten und das Blitzlicht sich gnadenlos über ihre Gesichter ergoss.
    Dann eine Reihe von Fotos von Federico oder Sophie, jeweils allein schlafend.
    »Und die hier?«
    »Das war so ein Spiel. Eines Morgens bin ich aufgewacht und habe ein Foto von ihm gemacht, als er noch schlief. Beim nächsten Mal hat er’s mir heimgezahlt. Da wir immer darüber zankten, wer zuerst wach war und wer länger schlief, hat derjenige, der als Erster aufwachte, den anderen fotografiert. Das ging eine Zeitlang so, und deshalb gibt es jetzt eine Menge Morgenfotos von uns im Bett.«
    Damals hatte es mich sehr beeindruckt, all diese Fotos von Federico im Haus einer Frau zu sehen, die für mich praktisch eine Unbekannte war. Ich fand es seltsam, weil ich in Federico jemanden sah, der mir gehörte oder zumindest anderen, die ich kannte.
    »Wie kommt diese Frau an seine Fotos?«, hätte ich fast gefragt. Es ist schwierig zu erklären. Für einen kurzen Augenblick war ich fast eifersüchtig gewesen.
    Doch an diesem Tag, als wir zusammen zu Mittag aßen, war meine Beziehung zu Sophie schon eine ganz andere, ich konnte behaupten, sie gut zu kennen, und sie gefiel mir unheimlich gut. Sie war eine hinreißende Frau. In ihrem Haus war mir alles vertraut. Mehr als ein Monat war seit meiner Ankunft auf der Insel schon vergangen, aber dieses Mittagessen war eindeutig anders. Während ich aß, sah Sophie mich plötzlich an und sagte: »Ich muss dir was sagen.«
    »Habe ich was angestellt? Bin ich entlassen?«
    »Ich bin schwanger.«
    Mir klappte die Kinnlade in den Teller. »Schwanger? Von wem? Das heißt, entschuldige, damit wollte ich nicht sagen… Ich meinte… Ja, also, seit wann denn?«
    »Keiner weiß davon, nicht mal Federico wusste es. Ich wollte es ihm bei seiner Rückkehr sagen. Kurz bevor er wegfuhr, ist es passiert, und jetzt bin ich am Ende des dritten Monats.«
    »Ach du Scheiße!«, war das Erste, was mir einfiel. Das kam so plötzlich, dass ich nicht mal wusste, ob es eine gute oder eine schlechte Nachricht war. »Warum hast du niemandem davon erzählt? Federicos Eltern muss man es schon sagen, meinst du nicht? Ich kenne sie, sie wären bestimmt überglücklich.«
    »Ich wollte sicher sein. Ich wollte ihnen eine weitere schlechte Nachricht ersparen. Nach dem dritten Monat kann man etwas beruhigter sein, aber ich denke trotzdem, dass ich es ihnen nicht vor der Geburt sagen werde. Meine Eltern wissen auch nichts. Dir habe ich es gesagt, weil ich dir vertraue. Du bist der Einzige, der davon weiß.«
    Von diesem Mittagessen kam ich zurück, als hätte ich die ganze Nacht Sex gehabt. Wie wenn man stundenlang mit einer Frau Liebe macht und am nächsten Morgen auf der Arbeit völlig erschlagen ist, erschöpft und doch voller Energie und glücklich. Genau so fühlte ich mich jetzt. Erschlagen, aber glücklich.
    Ich fragte sie, wo sie das Kind zur Welt bringen wolle, ob ich etwas für sie tun könne, aber Sophie war

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