Einfach sueß, diese Janey
Wut gepackt, die ihn selbst überraschte.
"Soweit ich das beurteilen kann, ist sie eine Klassefrau."
"Ein weiblicher Zimmermann? Ha." höhnte Melanie. "Du würdest Klasse nicht erkennen, wenn du darüber stolpern würdest, Vic."
"Das erzählst du mir schon seit Monaten", erwiderte er eisig. Erneut erkannte sie, dass sie zu weit gegangen war, und versuchte es mit einem gekränkten Augenaufschlag. "Du findest die Kleine wohl süß?"
Ja, dachte Vic. Er zuckte die Schultern.
"Melanie, du bist nicht die einzige schöne Frau auf der Welt, und du solltest lieber hoffen, dass ich dich nicht nur deshalb mag."
"Und? Tust du es?" fragte sie herausfordernd.
Er sah sie schweigend an, unfähig, ihre Frage zu beantworten. Melanie holte hörbar Luft und wandte sich ab. Vic sah ihr nach, als sie hüftschwingend zum Wagen zurückging, aber sie schien ihm plötzlich nicht mehr ganz so schön wie noch kurz zuvor. Und als sie einen Augenblick später mit Vollgas und quietschenden Reifen davonbrauste, war alles, was ihm einfiel, dass sie damit Reifen strapazierte, die er bezahlt hatte.
Er ging dem Hügel hinauf.
"Was gibt es da zu gaffen?" fuhr er Moose an, der ihm grinsend entgegenblickte.
"Morgen gibt's wieder 'ne dicke Blumenrechnung, was, Boss?"
"Yeah", sagte Vic resigniert. "Über Blumen und Lufthaken gehe ich am Ende noch bankrott. Okay, ist die Wand bereit."
Er war jedenfalls bereit für die Wand. Seine Kraft daran zu messen erschien ihm ein gutes Mittel, sein erschüttertes Selbstvertrauen wiederzugewinnen.
Es war eine große Wand. Janey und Tuffy wurden an den Ecken platziert, Vic und Moose übernahmen die Mitte, wo sich das größte Gewicht konzentrierte. Sie hockten sich hin und fassten zu.
"Und auf!" kommandierte Vic.
Ächzend hob sich die Wand. Sie war unglaublich schwer.
Vier paar Hände drängten sie langsam höher und höher. Janey gab alles, was sie hatte, doch für den Bruchteil einer Sekunde fürchtete sie, es sei nicht genug und die Wand würde auf sie alle zurückstürzen
Dann erhaschte sie aus dem Augenwinkel einen Blick auf Vic, der neben ihr arbeitete, und plötzlich wusste Janey, dass die Wand nicht umfallen würde. Weil Vic es nicht zu ließ.
Sämtliche seiner Muskeln waren gespannt. Er schien seine ganzen Kraftreserven zu sammeln, um sich dann mit einem befreienden Schrei gegen die Wand zu stemmen. Die Wand richtete sich auf und rastete ein.
Janey wischte sich mit dem Ärmel den Schweiß von der Stirn und schaute zu Vic. Noch keuchend von der Anstrengung stand er da. Sein blondes Haar glänzte in der Nachmittagssonne, die blauen Augen blitzten triumphierend. Er sah glücklich aus. Zufrieden. Das war seine Welt.
Und plötzlich hatte Janey kein gutes Gefühl bei dein Gedanken, dass es ihr Herzenswunsch war, diese Welt zu zerstören.
5. KAPITEL
"Die Blumen haben wohl nicht viel geholfen", bemerkte Clarence, als er am nächsten Morgen seine Lunchbox neben Janeys stellte.
Sie waren gerade auf der Baustelle eingetroffen. Ein leichter Frühdunst lag noch über der Landschaft, den die Morgensonne jedoch rasch vertrieb, und es versprach ein wunderbarer Tag zu werden. Janey streifte ihre Arbeitshandschuhe über und tat, als bewundere sie den Ausblick. Vic kam den Hang herauf. Seine Miene verhieß Sturm.
Clarence hatte vermutlich recht. Vic sah aus wie jemand, der einen höchst unangenehmen Abend verbracht hatte.
Janey lächelte ihm freundlich zu. "Ein wunderschöner Tag, nicht wahr?"
"Wenn Sie ihn so wunderschön finden, warum packen Sie sich dann nicht ein wunderschönes Lunchpaket und machen irgendwo ein wunderschönes Picknick? Und vergessen hoffentlich zurückzukommen."
"Sie würden mich vermissen", neckte Janey.
"Yeah, so wie man einen Stachel vermisst, sobald man ihn aus der Wunde gezogen hat. An die Arbeit. Ich will, dass die Außenwände heute stehen."
"Ja, Sir, Mr. Sonnenschein."
"Verdammt, was sind Sie für ein vorlautes kleines Ding! " Er stapfte an ihr vorbei, schrie Clarence etwas zu und stieg die Leiter hoch. Janey beobachtete, wie er oben auf einer der Wände entlangging, gewandt und trittsicher wie ein Straßenkater. Eine merkwürdige Vorahnung beschlich sie, und sie wünschte sich plötzlich, er würde sofort von dort herunterkommen.
"Ist er noch nie heruntergefallen?" fragte sie Clarence in beiläufigen Ton.
"Doch, klar. Bei unserem letzten Bau is' er vom Dach runter. Auf Sägemehl ausgerutscht. Junge, was hat der da geflucht. So was haben Sie in Ihrem ganzen
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