Einfach sueß, diese Janey
ihre Hand halten?" Er blickte Vic flehentlich an. "Ich hab' noch nicht mal was anzuziehen. Nur die Arbeitsklamotten." Nervös stand er wieder auf. "Nein, ich kann es nicht. Ich muss ihr absagen. Ja, das wird das beste sein, stimmt's, Boss?"
Noch vor einer Woche hätte Vic ihm beigepflichtet und die Sache damit als erledigt betrachtet. Plötzlich aber hatte er das Gefühl, als habe man ihm die Scheuklappen von den Augen genommen. Er sah Clarence an und erkannte die tiefe, quälende Einsamkeit und die Angst, nicht gut genug zu sein, ein Außenseiter, nur weil er nicht dem gängigen Schönheitsideal entsprach.
Mit einem mal begriff Vic, warum er und Clarence schon sieben Jahre zusammenarbeiteten. Ohne dass er es gemerkt hatte, waren sie im Lauf dieser Jahre Freunde geworden.
Clarence's Wohl lag ihm am Herzen. Das war eine Entdeckung, die Vic verblüffte.
"Heute abend, also? Na, dann bleibt uns nicht mehr viel Zeit. Los, wir werden dir eine neue Jeans und ein flottes Hemd kaufen." Clarence sah ihn ungläubig an.
"Jetzt, Boss? Mitten in der Arbeit?"
"Pass auf, sag es bloß nicht weiter, aber gelegentlich gibt es Wichtigeres als Arbeit. Außerdem hat Janey die Sache hier im Griff."
"Das is' wahr. Sie is' echt gut, stimmt's?"
"Nicht schlecht für einen Zwerg", brummte Vic. "Warst du eigentlich schon einmal bei einem Friseur?"
"Meinen Sie, das is' nötig? Normalerweise schneide ich mir die Haare selbst."
Vor einer Woche hätte Vic geantwortet: "Das sieht man."
Heute aber sagte er nur: "Ich denke, ein so besonderer Anlass sollte dir die zehn Dollar wert sein."
Clarence strahlte glücklich. "Ich hoffe, die Freundin kann auch Kekse backen!"
Und Vic zuckte zusammen.
Es war fast sechs, als Vic wieder auf die Baustelle zurückkehrte. Clarence freudige Erwartung, seine hoffnungsvolle Stimmung, hatten in ihm ein Gefühl der Leere geschaffen, das er hoffte, mit Arbeit ausfüllen zu können. Es würde eine Herausforderung sein, mit links den Hammer zu führen.
Vic blieb unten an der Straße stehen und betrachtete den Rohbau, so weit er fertiggestellt war. Nicht schlecht. Einwenig hinter dem Zeitplan zurück, aber daran ließ sich nichts ändern.
Dann hörte er das Pochen eines Hammers und erkannte den Schlagrhythmus. Janey war tatsächlich noch da.
Langsam stieg Vic den Hang hinauf und betrat das Haus über die Bretterrampe. In einer Woche würde sich hier schon die Eingangstreppe befinden. Vic schaute sich um und bemerkte zufrieden, was während seiner Abwesenheit geschafft worden war. Vor Janey hätte er noch nie jemanden eingestellt, der Eigeninitiative entwickelte. Warum? überlegte Vic.
Wahrscheinlich gab er die Dinge nicht gern aus der Hand. Sein Job hatte ihm schon seit langem als Lückenbüßer für alles mögliche gedient. Je mehr er zu tun hatte, desto besser fühlte er sich. Vic war sich nicht sicher, ob ihm diese Selbsterkenntnis gefiel.
"Hallo, halbe Portion!" rief er, um Janey nicht zu erschrecken.
Sie warf einen Blick über die Schulter, ließ sich aber nicht stören. Vic beobachtete sie fasziniert. Das Licht der Abendsonne schien durch das Holzgerüst des Rohbaus und tauchte Janey in ein sanftes goldenes Licht, das sich schimmernd in ihren seidigen Locken fing.
"Feierabend ist schon vorbei", bemerkte Vic leise.
Janey sah ihn bewusst nicht an. Ihr flüchtiger Blick hatte ihr verraten, wie unwiderstehlich Vic in dem stimmungsvollen Abendlicht aussah.
"Ich habe die Zeit vergessen, denn ich mag diesen Abschnitt beim Hausbau besonders gern."
"Ich auch. Man sieht, wie es vorwärtsgeht."
"Wohin ist Clarence heute nachmittag verschwunden?"
"Ach, er musste etwas Persönliches erledigen." Nach seiner groben Zurechtweisung am Morgen würde Vic Janey ganz bestimmt nicht verraten, dass er den Nachmittag damit verbracht hatte, dem verängstigten Clarence die nötigen Tips zu geben, wie man einen Abend mit einem weiblichen Wesen überlebte.
"Vic, ich habe heute nachmittag einen schlimmen Fehler begangen." Janey schob den Hammer in die Schürze und drehte sich langsam zu Vic um. Ihr war anzusehen, dass ihr das Herz klopfte.
Wieder schaute Vic unwillkürlich zur Kreissäge. "Kann ich Sie endlich doch noch feuern?" fragte er hoffnungsvoll.
"Ich glaube nicht, dass das in Ihrem Interesse wäre. Ihnen fehlt bereits ein Mann." Sie holte tief Luft. "Als gestern die Wand umgefallen ist, habe ich versucht, Tuffy ein paar Fragen dazu zu stellen. Er wollte aber nichts sagen."
"Tuffy sagt nie etwas. So ist er
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