Einfach sueß, diese Janey
rasch.
"Weiter östlich. Wie auch immer, ich hatte drei Brüder und wurde deshalb ein ziemlicher Wildfang. Meine Brüder arbeiteten in den Ferien immer auf den Baustellen meines Vaters, deshalb fing ich auch damit an. Meinem Dad hat das zuerst gar nicht gefallen..."
"Wie mir", warf Vic ein.
"Aber mir gefiel es. Auf dem Bau konnte ich viel mehr Geld verdienen als die anderen Mädchen mit Babysitting oder Autowaschen, und ich mochte die Arbeit. Es gefiel mir, draußen zu sein und mich körperlich zu betätigen. Genau das, wovon Sie eben gesprochen haben. Ich fühlte mich stark und gesund:"
"Woher genau aus dem Osten stammen Sie?"
Janey hatte plötzlich jeden Appetit verloren. Das war das Vertrackte an Lügen, wenn man einmal damit anfing, musste man immer weiterlügen. "Toronto", sagte sie rasch, obwohl sie die Stadt nur von der Postkarte einer Freundin kannte.
"Wirklich? Aus welchem Teil von Toronto?"
Sie biss in ihren Hamburger, um Zeit zu gewinnen.
"Wildwood", sagte sie dann, obwohl sie keine Ahnung hatte, ob es in Toronto ein Wildwood gab. Sie konnte nur hoffen, dass Vic es auch nicht wusste. Nein, sie hasste Lügen und war immer besonders stolz auf ihre Aufrichtigkeit gewesen. "Was ist mit Ihnen, Vic?" versuchte sie abzulenken. "Warum sind Sie ins Baugeschäft eingestiegen?"
"Ich wollte Geld verdienen", antwortete er schlicht.
Also doch, dachte Janey seltsam enttäuscht. Aber hatte sie nicht von vornherein gewusst, dass Vic Hamilton ein Mann war, der für Geld alles tat?
"Na ja", fuhr er fort. "Außerdem halte ich es auch in einem Büro nicht aus. Ich fühle mich wie ein Tiger in einem Käfig. Können Sie sich mich hinter einem Schreibtisch vorstellen?"
"Nein", sagte sie sofort.
Er seufzte. "Melanie kann es. Sie meint, ich sollte mich nur noch auf die Geschäftsführung und Organisation konzentrieren und die Arbeit am Bau an Subunternehmer vergeben. Auf diese Weise könnte ich viel mehr Häuser bauen."
"Dann ist es also nicht nur das Geld, was für Sie zählt, richtig?" bemerkte Janey und wollte gar nicht darüber nachdenken, warum sie das so froh stimmte.
"Erzählen Sie das bloß nicht herum", warnte Vic lächelnd. "Ja, ich denke schon. Wo sollte ich sonst meine überschüssige Energie lassen? Ich konnte noch nie stillsitzen und habe es tatsächlich geschafft, mit dieser Eigenschaft, die meine Lehrer zur Verzweiflung brachte, meinen Lebensunterhalt zu verdienen."
Sie lachte. "Und das nicht schlecht!"
"Ich komme ganz gut zurecht. Aber ich hatte noch nie hochtrabende Ambitionen . . ." Sein Blick schweifte zur Uhr. "Oh verdammt! Ich war heute abend mit Melanie zum Essen verabredet."
Janey sah ebenfalls auf die Uhr und schrie auf. "O nein! "
"Sie auch, ja?" fragte Vic belustigt.
"Ich wollte mich mit Jonathan im ,Timber's` treffen. Vor acht Minuten."
"Ich kann Sie in fünf Minuten dort hinfahren."
"So, wie ich angezogen bin? Unmöglich."
"Stimmt. Das ,Timber' ist etwas exklusiver als das hier."
Vic sah sie unergründlich an. "Ich wollte Melanie hierher ausführen. Sie hasst diesen Laden."
"Und warum wollen Sie sie dann hierher ausführen?"
"Weil ich nicht aufgebe, sie dazu zu bringen, mich so zu mögen, wie ich bin."
"Aber sind Sie ihr denn nicht das gleiche Entgegenkommen schuldig?" Warum verteidigte sie diese Frau? Was ging sie das eigentlich an? Nein, sie wollte nichts über Vic's Beziehung zu dieser Melanie wissen. Ohne seine Antwort abzuwarten, stand Janey auf. "Entschuldigen Sie mich. Ich muss mal schnell telefonieren."
Sie rief Jonathan an. Der war natürlich wütend. Sie bot ihm an, sich später auf einen Drink mit ihm zu treffen. Er lehnte ab.
"Sie können ihm ja morgen Blumen schicken", bemerkte Vic, als sie in seinem Laster zur Baustelle zurückfuhren, damit Janey ihren Wagen abholen konnte.
Janey sah ihn von der Seite an. Es schien ihm richtig Vergnügen zu bereiten, dass Jonathan wütend auf sie war. "Was hat Melanie denn gesagt, als Sie angerufen haben?"
"Oh, sie sagte, ich sei ein egoistischer, selbstsüchtiger Schuft und solle an meinem Hamburger ersticken."
Janey lachte. "Bekümmert Sie das?"
"Nun, im Grunde stimmt es. Die feineren Dinge wie Rücksichtnahme liegen mir nicht besonders."
"Das ist nicht wahr", widersprach sie sofort, ohne zu überlegen, dass sie damit den Mann verteidigte, den sie doch eigentlich hassen musste. "Vielleicht haben Sie nur noch nicht den richtigen Menschen getroffen, auf den Sie Rücksicht nehmen wollen. Ich glaube nicht, dass die Liebe
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