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Einfach sueß, diese Janey

Titel: Einfach sueß, diese Janey Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Quinn Wilder
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deshalb sollte ich sie ins Kino einladen. Aber wir haben über alles mögliche gesprochen und sind nicht mal in die Nähe eines Kinos gekommen."
    Vic hörte Clarence nur mit halbem Ohr zu. Er sah Janey an.
    Ihre Augen waren gerötet, als habe sie die halbe Nacht durchgeweint. Mr. Zahnarzt hatte ihr anscheinend wegen dieser dummen verpassten Verabredung die Hölle heiß gemacht.
    Diesem kleinen Frettchen gehörten einmal die Augen geöffnet.
    Aber sicher, Vic, dachte er. Von dir vielleicht? Dem Experten in Liebesdingen, der gestern abend nach Hause kam und ein sorgsam in Fetzen geschnittenes pinkfarbenes Kleid auf seiner Türschwelle fand? Schön, es wäre vielleicht klüger gewesen, zu lügen, als Melanie ihn gefragt hatte, ob er zufällig mit seinem "Neuling" Überstunden gemacht habe. Aber Vic war es nicht gewohnt, zu lügen, und jetzt hatte er das unbestimmte Gefühl, als würde es doch keine Hochzeit im Dezember geben.
    "Wirst du sie wiedersehen?" fragte er Clarence.
    "Darauf können Sie wetten, Boss. Sie will mich am Samstagabend in ihre Tanzgruppe mitnehmen."
    Zwar konnte Vic sich Clarence nur schwer beim Tanzen vorstellen, aber er sah das Leuchten in seinen Augen und schwieg. Vor einer Woche noch hätte er dem Burschen geraten, um sein Leben zu rennen. Wann hatte sich in ihm der Wunsch festgesetzt, an ein Happy-End zu glauben?
    Janey gab sich redlich Mühe, ihre Niedergeschlagenheit und Müdigkeit zu überspielen. "He, Clarence, Sie sehen toll aus", begrüßte sie den großen Bauarbeiter freundlich lächelnd.
    "Danke. Ich war auch in'nem richtigen Friseursalon. Zum ersten mal." Er lachte vergnügt. 
    "Wie ist es denn gelaufen?" 
    "Ich glaube, Mabel mag mich", vertraute er ihr an. Janey lächelte.
    "Und Sie? Mögen Sie sie auch?" 
    "0 ja!"
    Sie wartete insgeheim darauf, dass Vic sie jeden Moment anbrüllen würde weiterzuarbeiten. Er beobachtete sie und Clarence schon eine ganze Weile, sagte aber kein Wort.
    Clarence betrachtete sie plötzlich mit besorgter Miene. "Aber Sie scheinen heute nicht so gut drauf, Janey."
    "Mein Vater ist sehr krank", antwortete sie zu ihrer eigenen Überraschung ehrlich. "Deshalb bin ich manchmal einfach traurig."
    "Ach herrje, Janey, das tut mir leid. Was hat er denn?"
    "Herzprobleme, schon seit einigen Jahren. Und jetzt liegt er wieder im Krankenhaus."
    "Das is' hart, Janey." Clarence' Mitgefühl kam von Herzen. "Sagen Sie mir, wenn ich was tun kann, okay?"
    "Danke." Ihr Blick schweifte zu Vic. Er war der einzige, dem es vielleicht noch möglich war, ihren Vater von dem Abgrund zurückzuholen, in den er zu stürzen drohte, und das auch nur, indem er, Vic, selber hinabstürzte.
    Clarence hatte sich wieder seiner Arbeit zugewandt. "Das war schon super, wie der Boss mir gestern geholfen hat", erzählte er leutselig weiter.
    Janey horchte auf. "Was hat Vic getan?"
    "Na, gestern nachmittag, da is' er mit mir in die Stadt gefahren, und wir haben 'ne neue Jeans und 'n gutes Hemd für mich besorgt. Und dann hat der Boss mir auch noch 'n paar Tips gegeben, wie man sich benimmt, was man sagt und so . . ."
    "Vic hat Ihnen geholfen, sich auf die Verabredung mit Mabel vorzubereiten?" fragte sie ungläubig. Vic Hamilton, der skrupellose Bauhai? Andererseits, war das nicht insgeheim schon seit längerem ihre größte Angst? Dass Vic Hamilton nicht nur schlechte, sondern auch gute, liebenswerte Seiten besaß?
    Diese Vorstellung gefiel ihr gar nicht, denn sie verwirrte sie und erschwerte ihr die konsequente Durchführung ihres Vorhabens. Wer genau war Vic Hamilton?
    Ihr Blick schweifte erneut in seine Richtung. Ein Ingenieur von der Bauaufsicht, der den Bau vor ein paar Tagen schon einmal besichtigt hatte, kam den Hang hinauf, und Vic ging ihm entgegen. Janey beobachtete fasziniert, wie sein blondes Haar in der Sonne schimmerte und seine sonnengebräunten, muskulösen Arme wie Goldbronze glänzten. Doch dann spähte sie genauer und wollte nicht glauben, was sie sah. Das war es, worauf sie die ganze Zeit gewartet hatte. Aber seltsamerweise empfand sie keinen Triumph, sondern nur maßlose Enttäuschung.
    Vic hatte die Brieftasche gezückt. Dort, am helllichten Tag und vor Janeys Augen, steckte er dem Ingenieur von der Bauaufsicht ein paar Geldscheine zu. Janey drehte sich zu Clarence um, ob er es vielleicht auch gesehen habe, aber er war völlig in seine Arbeit vertieft. Auch Janey nahm jetzt die Arbeit wieder auf, doch sie fühlte sich plötzlich, als läge eine zentnerschwere Last auf ihren

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