Einfach verliebt!: Roman (German Edition)
nachgiebig im Umgang mit ihren Kindern.
Bens spürte seinen Magen. Er konnte Trisha und Todd den Collegebesuch ermöglichen, denn er verfügte über einen Treuhandfonds, den er eigentlich nie angerührt hatte. Für Henrys Kinder würde er es tun, keine Frage. Das Problem war nur, ob er es packte, zwei wilde Halbwüchsige zu disziplinieren. Und vom Prinzip her wollte er das auch gar nicht.
Was er wollte, war indes nebensächlich.
»Ich werde mit ihnen reden«, erbot er sich.
»Wirklich?«
»Klar doch.« Er zögerte. »Als Henry und ich zuletzt über die Kinder sprachen, hatte er ihnen noch nicht gesagt, dass er als verdeckter Ermittler arbeitete. Wissen sie es mittlerweile?«
Rita seufzte. »Nein. Er wollte es ihnen sagen, aber« – ihre Stimme versagte – »es war ihm zu riskant.«
»Mist.«
Meist wusste der engste Familienkreis – Ehefrauen, Eltern, Kinder – von der Undercover-Tätigkeit oder zumindest davon, dass er ein Cop war. Darüber hinaus gab ein verdeckter Ermittler seinen Undercover-Status zu erkennen, wenn er es für erforderlich hielt. Aber manche Cops, so wie Ben, fanden es besser, Privat- und Berufsleben streng voneinander zu trennen. Henry hatte es genauso gesehen und seine Kinder nicht informiert. Kinder konnten sich verplappern oder sich bewusst in Szene setzen und damit das Leben eines Undercover-Cops gefährden.
Henry hatte dieses Risiko ausschalten wollen.
Ben respektierte den Wunsch seines verstorbenen Partners. Was es natürlich schwierig machte, den beiden Heranwachsenden Einzelheiten aus dem Leben ihres Vaters zu erzählen, damit sie ihn als positives Vorbild in Erinnerung behielten.
»Wann können Trish und Todd vorbeikommen?«, fragte Ben.
Rita sah zu seinem Bein, das er steif ausgestreckt hielt. »Was hältst du von kommendem Freitag nach der Schule? Dann kannst du dich sicher wieder … normal bewegen – zumindest geht es dir dann schon besser.«
Das hatte er gar nicht bedacht. »Mir geht es gut, wirklich. Aber ich stimme dir zu, die Kinder müssen nicht unbedingt daran erinnert werden, dass ihr Dad erschossen wurde. Freitag ist okay.«
Rita blickte zur Küchenuhr. »Ich muss gehen, sonst komme ich zu spät ins Büro.«
»Danke, dass du den Computer vorbeigebracht hast.«
Sie umarmte ihn kurz, blinzelte verschämt ihre Tränen weg und lief zur Tür.
Ben rührte sich nicht. Rita hatte Recht, dass er die Kinder noch nicht sehen sollte. Er fühlte sich körperlich wie mental hundeelend. Sein Bein schmerzte, sobald er es belastete, und das brauchten Trisha und Todd wirklich nicht mitzubekommen. Aber bis kommenden Freitag müsste er wieder topfit sein.
Er wollte den Laptop aufbauen, verwarf den Gedanken aber wieder. Julia sollte von seiner geplanten Recherche nichts wissen. Also nahm er den Koffer und ging zurück ins Gästezimmer. Er hob seinen eigenen Computer vom Schreibtisch sowie stapelweise Papier, auf dem er sich Notizen gemacht hatte. Ihm fehlte weiterhin ein Anhaltspunkt, wo Henry nach Drogendealern gesurft haben könnte. Aber vielleicht fand er auf dem Notebook seines Partners nähere Hinweise.
Henrys Password hatte er schon nach wenigen Versuchen ermittelt. Ben wusste so ziemlich alles über seinen langjährigen Partner. Und wie die meisten Computeranfänger hatte Henry einen Begriff benutzt, den er sich leicht merken konnte.
Das Password war sein zweiter Vorname.
Nach zwei Versuchen war Ben im Programm und nach zwei weiteren hatte er die E-Mails aufgerufen. Als ihm Henrys Bildschirmschoner ins Auge sprang, musste Ben schlucken.
Es war ein Foto von Henry und seiner Familie aus glücklichen Tagen, alle lächelten. Ihre Welt war mit dem Tag zerbrochen, als Henry tot in jener dunklen Seitenstraße aufgefunden worden war.
Ben hatte die Leiche gesehen, da er kurz darauf am Tatort eingetroffen war. Sein Partner war regelrecht exekutiert worden. Und Ben hatte sich fest vorgenommen, den Mörder zu stellen.
Er überflog Henrys E-Mails. Außer den Spams der letzten zwei Monate fand er nichts, auch keine Namen im Adressverzeichnis.
Als Nächstes suchte er auf der Festplatte nach Cookies und temporären Internetdateien. Nichts. Entweder hatte Henry noch kurz vor seinem Tod alles gelöscht, oder ein auf der Festplatte installierter Virus hatte jede heikle Information beseitigt.
Ben nahm sich vor, den Computerspezialisten bei der Polizei um eine nähere Prüfung zu bitten.
Danach inspizierte er sorgfältig Henrys Dateien, fand aber nichts Ungewöhnliches. Er rieb
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