Einfach verliebt!: Roman (German Edition)
trägt?«
»Dieser Bursche ist ein Produkt deiner Fantasie.«
»Vielleicht, vielleicht auch nicht. Genau das soll ja den Erfolg der Show ausmachen. Die Zuschauer sind doch ganz heiß darauf zu erfahren, ob das mit der Verwandlung klappt! Sie werden sich fragen: Wird sie Erfolg haben? Kann sie es schaffen? «
»Wenn sie aber selber nicht davon ausgehen, dass ein Mann erfahren, gut aussehend, sympathisch und sensibel sein kann, weshalb sollten sie enttäuscht sein, falls du es nicht schaffst?«
»Weil sie glauben wollen , dass es machbar ist. Es ist wie mit einem Happy End. Die Show appelliert an die unterbewusste Hoffnung der Frau, dass Mr. Wonderful irgendwo da draußen ist.«
Er schüttelte den Kopf. »Und wie stellst du dir den Ablauf vor?«
Julia legte die Fingerspitzen aneinander. »Ich werde die einstündige Sendezeit in vier Abschnitte unterteilen. Nachdem der Primitivling vorgestellt ist, kümmere ich mich im ersten Segment um Frisur, Kleidung, Körperpflege …«
Ben zog eine Grimasse.
»Ich werde mir diesen ungepflegten Typen vorknöpfen und ihn auf Vordermann bringen. Und das Publikum wird bereits einen großen optischen Unterschied erkennen.«
»Nachdem ich die meisten deiner Interviewpartner gesehen habe, hast du dir da aber einiges vorgenommen.«
Julia bedachte ihn mit einem vielsagenden Blick, woraufhin ihm siedend heiß einfiel, dass er sich zwei Tage nicht mehr rasiert hatte.
»Okay, okay«, seufzte er. »Und dann?«
»Im zweiten Abschnitt sprechen wir über Manieren.«
»Manieren, wie beispielsweise die Wahl des richtigen Bestecks zum Essen oder so?«
»Ja, aber auch Fragen der Etikette wie tanzen, Sitzplatz anbieten, Türen öffnen, zwanglose Unterhaltungen – also ganz allgemein, wie man sich gegenüber einer Frau verhält.«
»Also, wenn du mich fragst, schlitterst du damit geradewegs in die Pleite.«
»Wie kannst du so was sagen?«
»Man kann niemanden verändern.«
»Kann man doch. Es ist etwa so, als würde man ein Pferd zur Tränke führen.«
»Ich glaube, dir entgeht der Sinn dieses Sprichworts.«
»Bestimmt nicht, denn meine Kandidaten sind zu blöd zum Saufen. Deshalb hab ich in meinen Interviews ja besonders darauf geachtet, ob die Männer kurz vor dem Verdursten standen, wenn du verstehst, was ich meine.«
Im ersten Moment begriffsstutzig, lachte Ben unvermittelt auf. »Du bist einfach genial.«
Früher hätte sie sich kokett aufgeplustert, aber jetzt bremste sie sich, obwohl Ben sie gern ein bisschen aus der Reserve gelockt hätte. Am liebsten hätte er sie auf seinen Schoß gezogen. Doch er hielt sich zurück.
»Nach dem Manieren-Teil«, fuhr Julia fort, »fahre ich zum Haus oder Apartment des Typen und mach da klar Schiff.«
»Das ist aber eine ganze Menge in einer Stunde.«
»Und das ist längst nicht alles. Du musst bedenken, wir filmen Stunden über Stunden und bringen letztlich nur die Highlights. So werden Reality-Shows eben gemacht. Es wird gedreht, bearbeitet, geschnitten. Kommen wir zum letzten Punkt der Show. Bis dahin ist der Primitivling ein blütenfrischer, höflicher und komplett neu ausstaffierter Mensch, und seine Wohnung ist für das große Finale mit seinem Date präpariert.«
»Und dann zeigst du, wie sie miteinander ins Bett gehen?«
Sie funkelte ihn vernichtend an. »Nein! Er wird seiner Glücklichen ein fantastisches Dinner servieren. Mit Vorspeise, Champagner und allem Drumherum. Nach Thanksgiving will ich die ganze Episode im Kasten haben.«
Ben war beeindruckt. Und das sagte er ihr auch.
»Danke für das Kompliment«, strahlte sie.
Einige Augenblicke lang saßen sie ganz entspannt da.
»Und«, fragte er nach einer Weile, »hast du dich schon für einen der Typen entschieden?«
Sie sah ihn spitzbübisch an. »Das habe ich in der Tat.«
»Wieso kann ich mich des Eindrucks nicht erwehren, dass mir der glückliche Gewinner nicht zusagen wird?«
»Weil es Rocco ist.«
»Du machst Witze.«
»Nö. Er ist einfach optimal.«
»Und wieso?«
»Weil er am Verdursten ist.« Sie lächelte schelmisch.
»Woher willst du das verflucht noch mal wissen?«
»Er hat es mir gesagt. Er hat mir erzählt, dass es da eine Frau gibt, die aber leider nichts von ihm wissen will. Ich werde ihn in den Mann verwandeln, der sie für sich gewinnt. Er ist der optimale Kandidat.«
»Er ist ein Fehlgriff.«
»Wenn du so überzeugt bist, dass er der Falsche ist, dann sei du doch mein Primitivling.«
»Ich bin kein Primitivling«, erregte er sich. »Und ich
Weitere Kostenlose Bücher