Einfach verliebt!: Roman (German Edition)
funktioniert es nicht.«
Er verließ das Bad und eilte zu den Gärtnern zurück. Von da an zermarterte Julia sich das Hirn. Hatte der Junge Recht? Und wahr oder nicht, was machte man in einer derartigen Situation? Sollte sie Ben davon erzählen, auch wenn sie wusste, dass Todds Mutter es nicht wollte?
Gegen zwei Uhr am Nachmittag beendete sie ihre Putzaktion und begann mit dem Streichen. Zum Glück hatte das Malergeschäft rücksichtsvollerweise zusätzlich zu den Anstreichutensilien gleich zwei Auszubildende mitgeschickt. Um sechs Uhr hatten sie Wohnraum und Küche fertig. Am nächsten Morgen wollten sie weitermachen, ehe am Nachmittag die neuen Möbel einträfen.
Um halb sieben sah Julia sich im Haus um. Sie war vollkommen geschafft.
Nachdem sie sich für den kommenden Morgen erneut bei Rocco verabredet hatten, fuhren Rob, Todd und Julia nach Hause.
Es war dunkel im Meadowlark Drive. Nachdem sie Licht gemacht hatte, stellte Julia ihre Handtasche ab, goss sich ein Glas Wein ein und freute sich auf ein ausgiebiges Bad.
In den letzten zwei Tagen hatte sie Ben kaum zu Gesicht bekommen. Sie fand es immer noch ungewöhnlich, dass er als verdeckter Ermittler arbeitete. Insofern sie um seine vornehme Familie in St. Louis wusste, verwunderte und beeindruckte es sie, dass er das alles aufgegeben hatte.
Ben Prescott hätte es sich einfach machen und ein privilegiertes, sorgenfreies Leben führen können, indem er für seinen Bruder arbeitete. Oder er hätte es so machen können wie seine Schwester Diana, die definitiv gar nicht arbeitete.
Julia dachte darüber nach, ob sie wohl ebenso charakterfest und diszipliniert wäre wie Ben. Konnte sie sich über ihre begüterte Vergangenheit hinwegsetzen und in diesem neuen Leben Fuß fassen?
Ihr fiel sein »Date« mit Sonja ein, das völlig in die Hose gegangen war. Julia fühlte sich verantwortlich für die Katastrophe, zumal die Friseurin auf keinen ihrer Anrufe reagierte.
Sie zog eine Grimasse. Die Liste der Problemfälle wurde von Tag zu Tag länger. Erst Sonja. Dann Todd. Ganz zu schweigen von Henry und seinen Frauengeschichten.
Bens Zimmertür war geschlossen, schwacher Lichtschein fiel durch den Bodenspalt. Sie wollte klopfen, ließ die Hand aber unverrichteter Dinge wieder sinken. Nein, noch nicht. Sie musste das Ganze erst durchdenken.
Sie ging weiter.
Bevor sie sich ein Bad gönnte, nahm sie eine heiße Dusche und schrubbte sich gründlich ab. Dann steckte sie den Stöpsel in die Wanne, goss Badeschaum zum Wasserstrahl und sank endlich hinein. Sie schloss die Augen, nippte an ihrem Wein und hoffte darauf, dass die Schmerzen und Sorgen vergingen.
Sie verhielt sich so still, als wäre sie eingeschlafen. Das erklärte vermutlich auch, warum Ben ohne anzuklopfen ins Badezimmer kam.
Sie riss die Augen auf, und Ben blieb wie versteinert in der Tür stehen.
Solange er bei ihr wohnte, war die Badbenutzung nie ein Problem gewesen. Sie standen zu unterschiedlichen Zeiten auf, und Julia vergaß zugegebenermaßen nie, die Zwischentür zu seinem Zimmer abzuschließen. Bis auf den heutigen Abend.
»Entschuldigung«, sagte er schroff. »Ich dachte, du duschst nur kurz und bist längst wieder weg.«
Sie sank tief in die Wanne, so dass der Schaum ihre Brüste bedeckte, und versuchte das erotische Prickeln zu ignorieren, das sie bei seinem Anblick überkam. Siedend heiß fiel ihr seine Voraussage wieder ein, dass sie sich irgendwann lieben würden. Diese Arroganz war zwar absto-ßend, doch im Grunde ihres Herzens wusste Julia, dass sie sich haarscharf dieser Möglichkeit näherten. Die Geschichte mit Sonja war nur der hilflose Versuch gewesen, das Ganze noch zu stoppen.
Aber heute Abend verströmte er weitaus mehr als arrogante Sinnlichkeit. Er wirkte müde, seine Züge waren herber als sonst. Und er hatte etwas Unberechenbares an sich, als könnte er sich im nächsten Augenblick auf jemanden stürzen.
Ben wich zurück und schloss die Tür hinter sich.
Julia erhob sich aus der Wanne, schnappte sich ein Badetuch und zwang sich zur Besonnenheit. Sie zog ein T-Shirt an und eine Jogginghose. Aus reiner Höflichkeit schaute sie kurz bei ihm hinein, um ihm zu sagen, dass das Bad jetzt frei sei.
Sein Anblick war geradezu Mitleid erregend.
Er saß auf der Kante des Schreibtischstuhls, die Hände vors Gesicht geschlagen, die Ellbogen auf die Knie gestützt. Als sie die Tür öffnete, setzte er sich ruckartig auf.
Er sagte nichts; er sah sie nur mit dunklen, gefühlvollen Augen
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