Einfach verrückt!: Roman (German Edition)
Maßnahmen der Verzweiflung. Und Chloe war verzweifelt.
Nach zwei weiteren Folgen, in denen die Rosen ihr Bestes gegeben hatten, um den Frauenschwarm für sich zu gewinnen, und dieser weitere Herzen gebrochen hatte, war sie jetzt eine von zwei noch verbliebenen Frauen im Wettbewerb. Am Abend zuvor, in der Montagssendung, hatte Trey ihr erneut eine weitere Rose überreicht. Sie war zur Finalistin in einem Wettstreit geworden, den sie gar nicht gewinnen wollte, im Gegensatz zur anderen Finalistin, Mindy, die Trey derart verzweifelt begehrte, dass das bloße Zuschauen schon fast Schmerzen bereitete. Chloe hatte nur noch bis Freitag Zeit, dann sollten die beiden letzten Folgen aufgezeichnet werden.
Während sie am Schreibtisch saß und ihr Computermonitor in der Dunkelheit leuchtete, konnte Chloe es nicht fassen, dass sie je etwas für einen Mann empfunden hatte, der in Wirklichkeit Sterling Prescott war. Außerdem war es ihr unbegreiflich, wie sie ihn auch nur eine Sekunde lang für gütig hatte halten können.
Aber genau das hatte sie ja glauben sollen – er hatte seinen Verführungsfeldzug mit der Präzision eines Generals geplant. Oder eines Unternehmensaufkäufers, um einen noch günstigeren Preis für einen Fernsehsender zu erzielen, der sehr gut in seine Sammlung passte.
Treys Motive waren ihr klar geworden, als sie seinen Namen und sein Unternehmen gegoogelt hatte. Was sie da alles erfahren musste, hatte sie ganz fassungslos gemacht. In den vergangenen sechs Monaten hatte er Sender in Albuquerque und Tuscon zu Tiefstpreisen aufgekauft. Kein Wunder, dass er so viel über die demografischen Gegebenheiten der Stadt wusste, von der Region ganz zu schweigen. Endlich begriff sie, was er plante. Er wollte die drei Märkte verbinden, was ihm eine eindrucksvolle Ausgangssituation verschaffen würde, um an die nationalen Werbekunden heranzukommen, die sich Rabattpreise für regionale Produkte wünschten.
Und er trieb dieses Spiel, um sicherzugehen, das er auch bekam, was er wollte.
Er war genau die Art von Mann, vor der ihre Großmutter sie immer gewarnt hatte. Seine Handlungsweisen gaben den rigorosen Grundsätzen ihrer Großmutter Recht, und das konnte Chloe am wenigsten ausstehen. Sie hatte stets an der Hoffnung festgehalten, dass es da draußen einen Mann gäbe, der einen nicht verlassen, nicht betrügen und nicht belügen würde.
» Sieh doch, was deiner Mutter widerfahren ist, nachdem dein Vater sie verlassen hat. Sie ist an gebrochenem Herzen gestorben. Danke deinem Glücksstern, dass du keine Schönheit bist, Chloe-Liebes. Dein Geschenk ist es, klug und vernünftig zu sein. Bleib immer so. «
Doch seit dem Tag, als Julia ihr den Test zugeschickt hatte, hatte Chloe sich weder vernünftig noch klug benommen. Alles hatte sich verändert. Oder hatte sie bloß in einem Kartenhaus gelebt, das nun eingestürzt war?
Sie schloss die Augen; sie hasste diese Augenblicke, in denen ein verheißenes Glück sich ihr wieder entzog. Diese Augenblicke, in denen sie ihre Mutter vor sich sah, wie sie in ihrer kleinen Wohnung in einem etwas heruntergekommenen Teil der Stadt tanzte, umherwirbelte, lachte. Sie erinnerte sich, wie schön ihre Mutter gewesen war, an die Männer, die sie geliebt hatte, die sie mit Geschenken überhäuft hatten. Und sich dann immer aus dem Staub gemacht hatten. Genauso wie ihr Vater. Doch Chloe fand keinen Weg oder vielleicht auch nicht den Mut, das Thema ihm gegenüber anzuschneiden, um zu erfahren, warum er die Familie verlassen hatte. Aber würde die Begründung etwas an der Tatsache ändern? Konnte sie mit ihrem eigenen Leben weitermachen, wenn sie die Antwort darauf wusste?
Chloe bemerkte, dass sie feuchte, klamme Hände hatte. Sie musste raus aus der Show, unbedingt. Wenn sie den Frauenschwarm dazu zwänge, sie hinauszuwerfen, dann behielte sie die Kontrolle, wie ihr dunkel bewusst war. Dann würde er sie nicht wirklich zurückweisen und, was noch wichtiger war: nicht verlassen.
Ihr sollte es nicht so ergehen wie ihrer Mutter.
Sie schüttelte den Gedanken ab. Tatsache war: Sie war nicht wie ihre Mutter, egal, was geschah. Sie musste aus der Show raus, damit sie ihre ganze Aufmerksamkeit der Frage widmen konnte, wie sie sich gegen Sterling Prescott wehren konnte. Er lenkte sie ab. Er lockte sie in sein Netz, um sie verletzlich, gefügig zu machen. Seine Strategie war gut gewesen, zu gut. Jetzt war es an der Zeit, dass sie selbst mit einer Strategie aufwartete, die ihn aus der Fassung
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