Eingesperrt - Jessica Daniel ermittelt (German Edition)
nahm. Die Beamten telefonierten und taten wie gewohnt ihre Arbeit. Sie wusste selbst nicht, warum sie erwartet hatte, dass plötzlich alles anders sein sollte.
Rowlands kam auf sie zu. »Alles klar?«
»Ja, wie sieht’s aus?«
Er berichtete, dass sie Scott Barry, einen der drei ehemaligen Schüler, gefunden hatten und ausschließen konnten. Er war kurz nach der Schule mit seiner Familie in die Gegend von Bristol gezogen und arbeitete heute als Auktionator. Ein Kollege hatte einfach seinen Namen im Internet recherchiert und Glück gehabt. Nach einem kurzen Anruf war klar, dass er nicht der Richtige war. Seine Eltern lebten in Portugal und waren gesund und munter.
Es blieben also noch Scott Hesketh und Scott Harris. Sie hatten Beamte zu beiden Adressen aus den Schulunterlagen geschickt. Bei Scott Harris’ Adresse hatte niemand aufgemacht, aber laut Grundbucheintrag gehörte das Haus Paul und Mary Keegan. Die Leutebei der anderen Adresse kannten niemanden mit dem Namen Hesketh. Aber sie wohnten selbst erst seit wenigen Monaten dort.
»Hat irgendjemand James Christensen aufgespürt?«, fragte Jessica.
»Was glaubst du?«
Jessica ging nach oben zu Aylesbury, um ihm von dem Morgen zu berichten. Cole war auch schon da. Das meiste hatte sie Aylesbury schon telefonisch mitgeteilt, aber sie musste noch ihren offiziellen Bericht abgeben. Während ihrer Besprechung klingelte das Telefon. Die Kollegen hatten endlich James Christensen ausfindig gemacht. Er war nur deshalb nicht erreichbar gewesen, weil er Vorlesungen gehabt und sein Handy ausgemacht hatte. Seine Kommilitonen hatten sicher gestaunt, als er aus der Vorlesung geholt wurde, um von der Polizei verhört zu werden.
Der Anruf war zu Aylesbury durchgestellt worden, aber er überließ Jessica das Telefon. »Ist dort James?«, fragte sie.
»Ja. Wer spricht denn da? Niemand sagt mir hier irgendwas.«
»James, ich bin Detective Sergeant Jessica Daniel. Ich ermittle im Mordfall Ihrer Mutter.«
»Ach so«, sagte er in düsterem Ton und dann hastig: »Meinem Dad ist doch nichts zugestoßen, oder?«
»Nein, Ihrem Vater geht es gut, aber ich muss Ihnen ein paar Fragen stellen. Es geht um eine Angelegenheit von vor ein paar Jahren.«
»Okay …«
»Sagt Ihnen der Name Nigel Collins etwas?«
Schweigen.
»James?«
»Nein«, sagte er.
»James, die Sache ist ernst. Wir können später noch mal auf Nigel zurückkommen, aber ich habe eine Frage in Bezug auf Ihren Freund Scott. Wie hieß Scott mit Nachnamen?«
»Scott? Oh Gott …«, sagte er mit bebender Stimme.
Jessicas Herz raste und sie sprach ganz schnell: »Bleiben Sie bitte ganz ruhig, ja? Können Sie sich noch an Scotts Nachnamen erinnern?«
»Oh Gott … Harris. Scott Harris. Bekomme ich … bekomme ich jetzt Ärger?«
Jessica reichte Aylesbury das Telefon, der James erklären würde, dass noch nichts entschieden worden war, er aber gut daran täte, sich einen Anwalt zu besorgen. Immer zwei Stufen auf einmal nehmend eilte Jessica die Treppe hinunter und weiter zur Einsatzzentrale.
»Er heißt Harris«, rief sie. »Vergesst Hesketh und konzentriert euch auf Harris.«
Sie wussten, dass das Haus, wo er früher gewohnt hatte, jetzt einer Familie Keegan gehörte. Sie mussten unbedingt herausfinden, wo die Leute arbeiteten. Der Beamte, den sie zu der Adresse geschickt hatten, war vor dem Haus postiert und wartete auf die Rückkehr der Bewohner.
Plötzlich hatte Jessica eine Idee und ging zu Rowlands, der in der Nähe an einem Computer arbeitete. »Hat jemand die Namen und Adressen mit den Datenbanken der Standesämter abgeglichen? Geburten, Hochzeiten, Todesfälle …?«, fragte sie.
»Wir haben die Geburtsurkunden von den dreien.«
»Und Heiratsurkunden?«
»Nein, warum?«
»Sieh doch mal nach, ob in den letzten sechs oder sieben Jahren jemand namens Harris geheiratet hat.« Rowlands gab die Suchanfrage in den Computer ein, und eine Liste mit mehreren hundert Namen wurde angezeigt. »Jetzt sieh mal nach, ob einer von denen jemanden namens Keegan geheiratet hat.«
Rowlands machte eine weitere Eingabe, und diesmal wurde nur ein Name angezeigt. Er klickte darauf, um den Eintrag komplett zu öffnen, aber Jessica wusste bereits, welche Adresse auftauchen würde.
Denn dort stand schon seit zwei Stunden ein Polizist vor der Tür.
D REISSIG
Als sie endlich herausgefunden hatten, dass die Keegans die Leute waren, die sie suchten, ging alles ziemlich schnell. Ob er nun Scott Harris oder Scott Keegan hieß, der
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