Eingesperrt - Jessica Daniel ermittelt (German Edition)
an dem Tisch. Ihre Eltern hatten schon seit ein paar Jahren Internet, entdeckten aber erst jetzt so langsam all die Möglichkeiten, die es bot. Da Jessica so viel zu tun hatte und sie nicht mehr so häufig miteinander telefonierten, schrieb ihre Mutter jetzt öfter E-Mails. Ihr Vater konnte sich noch nicht so recht mit der modernen Technik anfreunden, deshalb schrieb ihre Mutter in ihrer beider Namen. Sie verfasste ihre E-Mails in makellosem Englisch. Während sich die Sprache dank SMS und Internet veränderte, weigerte sich Jessicas Mutter, Abkürzungen zu verwenden. Rechtschreibung und Grammatik waren perfekt. Das gefiel Jessica besonders an den E-Mails ihrer Mutter, denn es erinnerte sie an ihre Jugend zu Hause.
Es klingelte und Caroline rief: »Machst du bitte auf?«
Als Jessica die Tür öffnete, grinste Randall sie breit an, umarmte sie, küsste sie auf die Wange und sagte: »Hi.« Dann ging er, gefolgt von seinem Freund, hinein. Jessica machte die Tür zu und drehte sich zu ihnen um. Sie nahm den anderen erst jetzt so richtigwahr. Er war ein bisschen größer als sie, hatte kurze, schwarze Haare und einen gepflegten Stoppelbart. Er trug modische dunkelblaue Jeans und ein locker sitzendes Leinenhemd, an dem er einen Knopf mehr als vielleicht unbedingt nötig geöffnet hatte, so dass seine dichte, schwarze Brustbehaarung zu sehen war. Er beäugte sie nervös mit einem frechen Grinsen im Gesicht und den Händen in den Taschen.
»Wie geht’s dir, Jess? Das ist Ryan«, sagte Randall.
»Hi.« Sie schüttelten sich die Hände.
»Am besten wartet ihr im Wohnzimmer«, sagte Jessica. »Caz zieht sich gerade um und ich habe Küchendienst.«
Jessica ging zurück in die Küche. Sie hörte, wie Caroline aus ihrem Zimmer kam und die Gäste begrüßte. Dann kam sie zu Jessica in die Küche. Sie hatte sich wirklich große Mühe mit ihrer Erscheinung gegeben. Sie trug ein kurzes, tief ausgeschnittenes, rotes Cocktailkleid und dazu Schuhe mit hohen Absätzen, obwohl sie gar nicht ausgehen wollten. Sie hatte ihr Haar aus dem Gesicht gekämmt und zusammengebunden und sich kunstvoll geschminkt. Sie sah erwachsen und elegant aus. Jessica kam sich daneben in ihrer Arbeitskleidung etwas lächerlich vor. »Du siehst toll aus«, sagte Jessica.
Caroline deutete einen Knicks an. »Danke. Meinst du, ich gefalle Randall so?«
»Aber natürlich.«
»Hast du Ryan schon kennengelernt?«
»Ja.«
»Und?«
»Und was?«
Caroline sah sie von der Seite an. »Na ja, wie findest du ihn?«
Jessica lächelte. »Ganz okay.«
»Weißt du, dass er Tierarzt ist?«
»Na und?«
»Du weißt schon … geschickte Hände, gut zu Tieren, netter Typ …«
Jessica ignorierte die Anspielung. »Wann gibt’s was zu essen?«
»Bald. Geh und kümmere dich um die Jungs.«
»Okay, aber zuerst machen wir den Wein auf.«
Jessica ging mit ihrem vollen Glas ins Wohnzimmer. Randall und Ryan sahen sich eine Fernsehsendung über amerikanische Trucker an. Nicht gerade ein Programm nach Jessicas Geschmack. Randall saß auf dem Fernsehsessel, deshalb hatte sie keine andere Wahl, als sich neben Ryan auf die Couch zu setzen. Wenn sie wieder allein waren, musste sie mal ein Wörtchen mit Caroline reden. Wenn sie und Randall versuchten, sie zu verkuppeln, könnten sie ruhig ein bisschen diskreter vorgehen.
»Alles klar?«, sagte sie, als sie sich aufs Sofa fläzte. »Caz sagt, dass Essen ist bald fertig.«
»Ich schau mal, ob sie Hilfe braucht«, sagte Randall, stand auf und ging in die Küche.
Noch plumper geht’s ja wohl nicht
, dachte Jessica, sagte aber nichts. Ganz plötzlich fand sie die Fernsehsendung wahnsinnig interessant, merkte aber, dass Ryan sie anschaute, und deutete ein Lächeln an.
Ryan reagierte mit einem jungenhaften Grinsen. »Soll ich Jess oder Jessica sagen?«
»Egal.«
»Also gut, Jess. Randy sagt, du bist bei der Polizei?«
»Ja … Woher kennt ihr euch eigentlich?«
»Wir haben uns irgendwo in der Stadt kennengelernt, genau weiß ich das nicht mehr.« Darauf folgte eine peinliche Redepause. »Er ist ein netter Typ. Und er ist ganz verrückt nach Caz.«
»Das will ich auch hoffen.«
»Ich glaube, er hatte vorher noch nie eine Freundin.«
»Im Ernst?«
»Na ja, ich habe ihn noch nie so eng mit einem Mädchen gesehen wie mit Caroline.«
Wieder schwiegen beide und nur das Plärren des Fernsehers war zu hören. »Aha … du bist also bei der Polizei«, begann Ryan noch einmal.
»Ja.«
»Und was machst du da?«
»Ich bin beim
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