Eingesperrt mit der Versuchung
sein, oder aber es handelte sich hier um einen sehr gekonnt eingefädelten Betrug. Doch warum sollte April auf ihrem Totenbett gelogen haben? Wenn sie daraus keinen Nutzen mehr ziehen konnte?
„Himmel“, stieß er leise hervor, „du bist wirklich ein Blackstone.“
„Nein, ich bin kein Blackstone!“, widersprach Jake empört, aber dann stützte er das Gesicht in die Hände. „Was soll ich nur tun?“
Den ganzen Nachmittag saßen sie zusammen, tranken und redeten. „Solltest du nicht einen DNA-Test machen, um wirklich auszuschließen, dass April deine leibliche Mutter ist?“, schlug Quinn schließlich vor.
„Das habe ich bereits getan. Die Ergebnisse erwarte ich in ein paar Tagen.“
Ganz sicher sollte Jake sich mit seinen Anwälten und Finanzberatern besprechen, in dem Punkt waren sich beide einig. Allgemein war bekannt, dass Howards geändertes Testament in einem Passus von einer Zeitdauer von sechs Monaten sprach. Erst wenn James in der Zeit nicht aufgefunden werden konnte, wurden die Erbberechtigten bedacht. Jake vermutete, dass Aprils Exmann Bill Kellerman von der Suche Wind bekommen und sie deshalb unter Druck gesetzt hatte. Daraufhin hatte sie beschlossen, Jake endlich die Wahrheit zu sagen.
Wahrscheinlich würden die Blackstones den lange vermissten Erben nicht unbedingt mit offenen Armen aufnehmen. Und auch was Matt Hammond mit Blackstone Diamonds vorhatte, erleichterte die Situation nicht gerade. „Du musst Matt auf deine Seite bringen, für den Fall, dass sie alle gegen dich sind“, warnte Quinn. „Und pass auf, dass man nicht hinterrücks gegen dich arbeitet. Ryan und Ric Perrini sind eng mit dem Unternehmen verwachsen. Du solltest niemandem trauen. Irgendwo gibt es bei Blackstone nämlich eine undichte Stelle.“
Als Dani nach Hause kam, steckte sie den Kopf durch die Tür. „Soll ich euch einen Kaffee machen?“
Wenn man von der leeren Cognacflasche ausging, hätten beide gut einen Kaffee vertragen können, aber sie schüttelten den Kopf. „Nein, danke.“
Quinn fiel auf, dass der Freund noch die Tür betrachtete, als Dani schon längst gegangen war. „Keine Sorge, ich sage nichts“, versicherte er ihm schnell.
Langsam wandte Jake sich ihm wieder zu. „Wie ernst ist es dir mit ihr?“
Die Frage aller Fragen. Quinn lehnte sich zurück und verschränkte die Arme vor der Brust. „Was verstehst du unter ernst?“
Jake lachte. „Glaubst du wirklich, dass ich das in meinem Zustand noch definieren kann?“
Die Frage nach der Ernsthaftigkeit hatte Quinn sich selbst schon mehrfach gestellt, allerdings ohne eine Antwort zu finden. Als Jake auf der Beerdigung seiner „Mutter“ über das Thema Familie gesprochen hatte, hatte Quinn darüber nachgedacht, welche Beziehungen für ihn wirklich wichtig waren. Auf Lucy war er stolz wie auf eine echte Schwester, weil sie aus eigener Kraft etwas geschafft hatte.
Auch den Werdegang von Jake zu begleiten hatte Quinn große Freude gemacht. Jake hatte es seinem eigenen Können zu verdanken, dass er mittlerweile erfolgreich ein großes Unternehmen führte. Und Quinn war fest davon überzeugt, dass der Freund sich den Auseinandersetzungen mit den Blackstones stellen und letzten Endes daraus als Sieger hervorgehen würde.
Und seine Eltern? Ihnen war er ganz besonders zugetan, weil sie nie aufgaben in dem Bemühen, etwas für ihre Mitmenschen zu tun. Momentan sammelten sie Spenden für einen großen Wohnwagen. Den wollten sie später in besonders gefährdeten Gegenden der Innenstadt aufstellen, um den Straßenkindern eine Zuflucht bieten zu können.
All diese Menschen liebte Quinn, und er war stolz, an ihren Erfolgen teilhaben zu können. Doch Teilhaben und Teilen waren nichts Besonderes für ihn, das hatte er sein ganzes Leben lang getan, bis Laura starb. Aber danach? Da hatte er sich von allem abgeschottet. Nach wie vor tat er das, was nötig war. Er liebte seine Arbeit, war auch finanziell erfolgreich, aber hatte er sich persönlich wirklich weiterentwickelt? Er lebte genauso wie schon vor fünf Jahren, während er das Gefühl hatte, dass alle Menschen um ihn herum sich veränderten, neue Erfahren machten, vorankamen.
Quinn starrte an dem Freund vorbei, als er sagte: „Ich war immer der Meinung, dass es unfair ist, durch die Welt zu jetten, während die Frau zu Hause sitzt und wartet.“
„Pah!“, machte Jake, „da machst du dir aber gewaltig etwas vor. Du hast doch noch nicht einmal im Traum daran gedacht, eine Frau wenigstens zu
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