Einklang der Herzen
Frühlingsluft mild durch das offene Fenster wehte, dann setzte sie sich in einen großen Lehnstuhl und legte den Kopf zurück. Paddy würde am nächsten Tag zurückkommen, was sie tröstlich fand. Sie würde dann nicht mehr so viele Stunden allein sein, nicht mehr so viele Stunden Zeit haben, nachzudenken. Travis kreiste ständig durch ihre Gedanken, und ihn Tag für Tag zu sehen war gleichermaßen schön wie quälend.
Sie blickte in das knisternde Feuer und ließ die Gedanken treiben, dann begann sie mit geschlossenen Augen von ihm zu träumen.
»Dee.« Sie zuckte zusammen, als eine Hand durch ihr Haar strich. »Dee, wachen Sie auf.«
Langsam öffnete sie die von Schlaf verschleierten Augen, sah Travis vor sich und hob die Hand, um seine Wange zu berühren, bevor sie endgültig wach wurde. »Oh.« Sie ließ die Hand sinken, setzte sich auf, warf die Haare zurück und starrte ihn an. »Travis.« Sie zog den Kragen ihres ausgewaschenen blauen Bademantels enger zusammen. »Ich muss wohl eingeschlafen sein.«
»Wenn ich mir hätte vorstellen können, dass diese Position bequem wäre, hätte ich Sie weiterschlafen lassen.« Lächelnd erhob er sich von den Knien und setzte sich auf die Armlehne.
Sich seiner Nähe verzweifelt bewusst, quetschte sie sich so gut es ging in die Ecke des Stuhls und faltete die Hände über dem Schoß. »Ich habe gerade darüber nachgedacht, dass Onkel Paddy morgen nach Hause kommt«, erklärte sie halbwegs ehrlich.
»Stimmt. Ich wäre ja gerne mit ihm gefahren, aber ich konnte hier nicht weg.« Mit einem Finger hob er ihr Kinn an. Der Schein des Kaminfeuers tanzte auf ihren Haaren. »Sie vermissen ihn.«
»Ja.« Ihr Lächeln wurde wärmer, als sie den Blick über sein Gesicht gleiten ließ. »Und Majesty auch.« Schweigend sahen sie einander an, und als sie es nicht mehr aushielt, fuhr sie fort: »Es tut mir leid, dass Majesty das Rennen nicht gewonnen hat.« Sie zupfte am Saum ihres Morgenmantels.
»Hmm?« Seine Hände erforschten das Funkeln in ihrem Haar, und hastig wiederholte sie ihre Worte.
»Ach ja, er war platziert und hat ein gutes Rennen geliefert. Gewinnen dauert seine Zeit, Dee.« Lachend verstrubbelte er ihr Haar. »Zeit, Erfahrung und eine Strategie … Sehen Sie, ich habe etwas für Sie.« Er zog die Kette aus seiner Hosentasche. »Ich hatte heute Morgen keine Gelegenheit, es Ihnen zu geben.«
»Oh, Travis, danke!« Sie sah ihn erfreut an. »Das bedeutet mir sehr viel.«
»Ich weiß.« Statt ihr die Kette zu reichen, öffnete er den Verschluss und legte sie ihr vorsichtig um den Hals. Seine Berührung war warm und leicht, Adelia senkte den Blick und versuchte, nicht zu zittern. »Besser?«, fragte er schließlich. Sie musste schlucken, bevor sie sprechen konnte.
»Viel besser, danke, Travis.«
Er betrachtete ihren gesenkten Kopf, dann ergriff er ihre Hand und zog sie auf die Beine. »Na los, schließen Sie die Tür hinter mir ab und gehen Sie ins Bett. Sie sind müde.« An der Tür blieb er mit der Hand auf der Klinke kurz stehen. »Sie sehen aus wie ein Kind.« Ihr kastanienrotes Haar fiel in schweren Locken über ihre Schultern, noch einmal strich er darüber. »Und ein Kind schickt man nicht ohne Gutenachtkuss zu Bett«, sagte er leise. Bevor sie zurückweichen konnte, legte er eine Hand in ihren Nacken, beugte sich vor, und sie öffnete erwartungsvoll und sehnsüchtig die Lippen. Doch er küsste sie nur auf beide Wangen. Wie in einem Traum sah sie, dass er sich wieder aufrichtete, sich umdrehte und leise die Tür hinter sich schloss …
Nach Paddys Rückkehr drehte sich alles auf Royal Meadows um Majestys Training für das Blue Grass Stakes, ein Vorbereitungsrennen für das wichtigste Turnier des Landes: das Kentucky Derby. Majestys Erfolge waren beeindruckend, und sein guter Auftritt in Florida hatte die Hoffnungen in ihn noch geschürt.
Adelia stützte sich auf den Zaun, legte das Kinn auf die gekreuzten Arme und beobachtete Steve Parker, den jungen Jockey, der auf Majesty über die große Rundbahn jagte. Sie und der kleine Mann hatten sich sofort gemocht. Sie teilten dieselbe Liebe für die Pferde.
Paddy drückte den Knopf seiner Stoppuhr und jubelte auf, bevor er sie Travis weiterreichte. »Wenn er so in Kentucky läuft, kann ihm kein anderes Pferd mehr in die Quere kommen. Er nimmt die Kurven großartig.«
»Und man merkt, wie viel Spaß es ihm macht«, murmelte Adelia und seufzte leise, als Steve das Pferd langsam zu ihnen führte.
»Wir können nur
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