Einklang der Herzen
Gesicht, dann drückte er wieder seine große Hand auf ihren Mund. Mit der anderen Hand packte er ihre entblößte Brust und knetete sie schmerzhaft. Ihre Kraft ließ langsam nach. Sie wusste, dass sie gegen ihn nichts ausrichten konnte. Er zog an ihrer Jeans, fummelte mit betrunkenen Fingern am Reißverschluss herum. Adelia bekam kaum noch Luft. Ihr wurde schwarz vor Augen.
Hilfe! dachte sie noch, irgendjemand muss mir doch helfen!, als plötzlich ein schweres Gewicht von ihr gerissen wurde. Sie vernahm unterdrücktes Fluchen und dumpfe Schläge. Sie krabbelte auf die Stalltür zu und atmete tief durch, um gegen die Übelkeit anzukämpfen. Travis, dachte sie benommen, als sie seinen muskulösen Körper in der schwach beleuchteten Stallgasse erkannte.
Er prügelte auf den kleineren Mann mit unnachgiebiger Verbissenheit ein, schlug ihn zu Boden, riss ihn am Kragen wieder hoch, nur um ihn erneut zu Boden gehen zu lassen. George wehrte sich nicht. Er konnte sich nicht wehren, wie sie bemerkte, als ihre Benommenheit langsam nachließ, denn er war bereits bewusstlos. Er bringt ihn um, dachte sie auf einmal, sprang auf die Füße und rannte auf die beiden Männer zu.
»Nein, Travis!« Sie packte seinen harten, muskulösen Arm. »Um Himmels willen, Travis – Sie bringen ihn um!«
Er zuckte zurück, und einen Moment lang hatte sie die Befürchtung, er würde sie mit einer Handbewegung wegwischen wie eine lästige Fliege und dann beenden, was er begonnen hatte. Sie trat verängstigt einen Schritt zurück. Sein Gesicht wirkte wie gemeißelt, als er sie mit seinem stahlblauen Blick durchbohrte. Sie begann zu zittern. Hoffentlich würde sich diese tödliche Wut niemals gegen sie richten.
»Geht es Ihnen gut?« Seine Stimme klang scharf.
»Ja.« Sie schluckte mehrmals und senkte den Blick. »Ach Travis, Ihre Hände!« Ohne darüber nachzudenken nahm sie seine Hände in ihre. »Sie bluten. Wir müssen sie verarzten. Ich habe eine Salbe, die …«
»Verdammt, lassen Sie das, Dee.« Er entzog ihr die Hände, umfasste ihre Schultern und bog ihren Kopf so weit zurück, dass sie wieder in seine wutentbrannten Augen sehen musste. Dann betrachtete er ihre zerrissene Bluse, die sich bereits bildenden blauen Flecken auf ihrer weißen Haut und das zerzauste, lockige Haar. »Wie schlimm hat er Sie verletzt?«
Adelia zwang sich, so ruhig wie möglich zu sprechen und sich die Angst, die noch immer in ihr tobte, nicht anmerken zu lassen.
»Nicht schlimm – er hat mich nur einmal geschlagen.« Sie sah, wie sein Gesicht bei ihrer Antwort dunkel wurde und sich der Griff um ihre Schultern verstärkte. »Lebt er noch?«, fragte sie leise. Travis atmete aus, ließ sie los und drehte sich zu dem gekrümmt auf dem Boden liegenden Körper um.
»Leider ja. Und das wäre weiß Gott nicht der Fall, wenn Sie mich nicht aufgehalten hätten. Jetzt wird sich die Polizei um ihn kümmern.«
»Nein!«, schrie sie auf.
»Adelia«, begann er langsam. »Der Mann hat versucht, Sie zu vergewaltigen, begreifen Sie das nicht?«
»Ich begreife sehr gut, was er vorhatte.« Sie schlang die Arme um sich, weil ihr Körper wieder unkontrollierbar zu zittern begonnen hatte. »Aber wir dürfen nicht die Polizei rufen.« Als Travis protestierte, fügte sie hastig hinzu. »Ich will nicht, dass Onkel Paddy davon erfährt. Ich will nicht, dass er sich meinetwegen Sorgen macht. Ich bin nicht verletzt, und wie gesagt – ich will nicht, dass Onkel Paddy sich aufregt. Auf keinen Fall!« Sie hatte nun lauter gesprochen, und er legte ihr beruhigend einen Arm um die Schulter.
»Schon gut, Dee, schon gut«, murmelte er. »Ich werde ein paar Männer rufen, die ihn hier wegschaffen. Keine Polizei.« Er schob sie vorsichtig auf die Tür zu. »Kommen Sie, ich bringe Sie nach Hause.«
Der Raum begann sich zu drehen, lautes Getöse füllte ihren Kopf, das schummrige Licht schien immer dunkler zu werden, bis sie kaum noch etwas sehen konnte. »Travis.« Ihre Stimme klang fremd und weit entfernt. »Entschuldigen Sie, aber ich glaube, ich werde ohnmächtig.« Dann schloss sich die Dunkelheit um sie.
Adelia öffnete versuchsweise die Augen. Sie spürte etwas wunderbar Kühles auf ihrer Stirn, außerdem streichelte jemand ihre Wange und sagte ihren Namen. Seufzend schloss sie die Augen wieder und genoss die Berührung. Dann sah sie auf.
Der Raum war sanft beleuchtet, die Wände elfenbeinfarben gestrichen und mit dunklem Holz verziert. Sie entdeckte einen Schaukelstuhl, einen
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