Einklang der Herzen
dunklen Mahagonitisch mit einer antiken Lampe darauf. Dann wanderte ihr Blick zu dem Mann, der neben ihr kniete.
»Ich bin im Haupthaus«, stellte sie fest. Auf Travis besorgtem Gesicht breitete sich ein amüsiertes Lächeln aus.
»War ja klar, dass Sie nicht wie alle anderen in einer solchen Situation ›Wo bin ich?‹ fragen.« Er nahm das feuchte Tuch von ihrer Stirn und setzte sich neben sie auf das große Sofa. »Ich kenne auch niemanden, der sich ganz ruhig entschuldigt, verkündet, dass er nun ohnmächtig werden würde und das dann auch wird.«
»Ich bin noch nie zuvor ohnmächtig geworden«, teilte sie ihm verwundert mit. »Und ich muss zugeben, dass es mir nicht besonders gut gefällt.«
»Nun, wenigstens haben Sie jetzt wieder etwas Farbe im Gesicht. Ich habe nämlich noch niemanden gesehen, der so bleich geworden ist wie Sie. Sie haben mich zu Tode erschreckt.«
»Tut mir leid.« Sie schenkte ihm ein schwaches Lächeln und setzte sich auf. »Das war dumm von mir und …« Sie unterbrach sich plötzlich, fasste an ihren Hals und stellte fest, dass das Kreuz fehlte. »Mein Kreuz«, stammelte sie. »Das habe ich bestimmt im Stall verloren. Ich muss es finden.« Er drückte sie entschlossen wieder zurück.
»Sie sind noch nicht in der Lage, aufzustehen, Dee«, sagte er, doch sie wehrte sich.
»Ich muss es finden. Ich darf es auf keinen Fall verlieren.« Wieder wurde sie ganz blass.
»Dee, um Himmels willen, Sie werden garantiert umkippen.«
»Lassen Sie mich los. Ich muss es finden.«
Er versuchte, mit ruhiger Stimme auf sie einzureden. Ihre aufsteigende Panik machte ihn hilflos. Er hatte sie schon zornig oder zutiefst ergriffen gesehen, aber niemals so verzweifelt. »Dee«, bemerkte er knapp und schüttelte sie leicht. »Nehmen Sie sich zusammen. Es ist nur ein Kreuz.«
»Es gehörte meiner Mutter. Ich muss es finden! Es ist alles, was ich von ihr noch habe.« Sie zitterte am ganzen Körper. Travis zog sie in eine zärtliche Umarmung und wiegte sie tröstend hin und her. »Ich werde das Kreuz finden, keine Sorge. Heute Nacht noch.«
Als sie so an seiner breiten Brust lehnte, fühlte sie sich merkwürdig zufrieden. »Versprochen?«
»Ja, Dee, versprochen.« Er rieb seine Wange an ihrem seidigen Haar, und sie fragte sich, warum sich die Umarmung eines Mannes so gut anfühlte – oder lag es nur an diesem einen Mann? Seufzend erlaubte sie es sich noch etwas länger, das Gefühl auszukosten.
»Es geht mir wieder besser, Mr. Grant.« Sie richtete sich so weit es seine Arme zuließen wieder auf. »Ich möchte mich für mein Verhalten entschuldigen.«
»Das brauchen Sie nicht, Dee.« Er strich ihr das volle lockige Haar aus dem Gesicht. »Und Sie haben mich vorher Travis genannt, dabei sollten wir es belassen. Ich mag es, wie Sie den Namen aussprechen.«
Sie spürte, wie ihr Herz auf seine sanften Worte und seine zärtliche Berührung reagierte, sie war sich seiner Nähe so bewusst, dass sie glaubte, sie müsste unter der Anspannung bersten.
»Ich – wollen Sie damit etwa andeuten, dass ich einen Akzent habe?« Spöttisch hob sie den Blick, um sich gegen die plötzlich gefährliche Atmosphäre zu stählen.
»Nein. Ich bin derjenige mit dem Akzent.«
Sie erwiderte sein Lächeln, was ihre Verwirrung nur noch mehr steigerte, sie spürte, wie ihre Wangen heiß wurden, sie senkte den Blick, bis ihre langen Wimpern die Haut berührten. Diese für sie untypische Schüchternheit ließ ihn grinsen, dann erhob er sich und steuerte auf eine kleine Bar in der Ecke des Zimmers zu.
»Ich glaube, Sie könnten einen Drink gebrauchen, bevor ich Sie nach Hause bringe.« Er hob eine Kristallkaraffe. »Brandy?«
»Mit Brandy kenne ich mich nicht aus, aber wenn Sie irischen Whiskey hätten …« Sie setzte sich aufrecht, froh über den Abstand zwischen ihnen.
»Selbstverständlich. Sonst würde mir Paddy bestimmt die Leviten lesen.« Er schenkte ein Glas voll. »Das sollte Ihnen guttun und verhindern, dass Sie mir wieder in die Arme sinken.«
Sie nahm das Glas und trank es in einem Zug aus, ohne zu schaudern, was Travis mit erhobenen Augenbrauen beobachtete. Dann sah er auf das leere Glas, das sie ihm hinhielt, und brach in lautes Gelächter aus.
»Was genau finden Sie so komisch?« Sie neigte den Kopf und betrachtete ihn mit neugierigen Augen.
»Dass ein Winzling wie Sie einfach ein Glas Whiskey herunterschüttet, als wäre es Tee.«
»Wahrscheinlich saugt man das als Irin schon mit der Muttermilch ein. Ich
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