Einklang der Herzen
Seufzen sah er Travis an. »Dieses Mädchen macht sich immerzu Sorgen. Bitte, nimm sie mir ab, damit ich meinen müden alten Knochen etwas Ruhe gönnen kann.«
Mit verständnisvollem Nicken wandte sich Travis an Adelia. »Seien Sie in einer Dreiviertelstunde fertig«, sagte er nur. »Ich komme nicht gern zu spät.«
»Tun Sie dies, tun Sie das«, ärgerte sie sich. »Niemals ein ›könnten Sie‹ oder ein ›bitte‹. Wir sind jetzt nicht im Stall, Travis Grant, und ich schätze es überhaupt nicht, herumkommandiert zu werden.« Sie blies sich die wilden Locken aus der Stirn und verschränkte die Arme vor der Brust.
Travis hob spöttisch eine Augenbraue. »Ziehen Sie dieses grüne Ding an, Dee. Es gefällt mir.« Bevor es zu einem weiteren Zornesausbruch kommen konnte, schloss er die Tür hinter sich.
Nachdem ihr Onkel sie überredet hatte, ihn allein zu lassen und Majestys Sieg mit Travis zu feiern, war Adelia pünktlich fertig. Während sie das grüne Kleid überstreifte, redete sie sich ununterbrochen ein, dass sie nur mit diesem arroganten Kerl ausging, um Onkel Paddy einen Gefallen zu tun. Es klopfte. »Wenn man vom Teufel spricht«, schimpfte sie leise vor sich hin und riss mit düsterem Blick die Tür auf.
»Guten Abend, Adelia«, begrüßte Travis sie, offenbar unbeeindruckt von ihrer feindseligen Haltung. »Sie sehen wundervoll aus. Sind Sie fertig?«
Sie schenkte ihm einen weiteren erbosten Blick, hatte aber leider nichts griffbereit, das sie ihm an den Kopf hätte werfen können. Sie trat auf den Gang und knallte mit Wucht die Tür hinter sich zu. Auch während der Taxifahrt schwieg sie eisern, doch Travis blieb gelassen, plauderte fröhlich vor sich hin und machte sie hier und da auf eine Sehenswürdigkeit aufmerksam. Es war für Adelia nicht leicht, ihre Wut am Kochen zu halten.
Das Restaurant war prachtvoller, als sie in ihren kühnsten Träumen erwartet hätte. Mit großen Augen betrachtete sie die Gäste in ihrer teuren Abendgarderobe. Sie folgte einem Oberkellner zu einem ruhigen Ecktisch, zutiefst beeindruckt von seiner Eleganz. Durch das Fenster hatte man einen wunderschönen Blick auf die pulsierende Stadt; die aufblitzenden Lichter der Autos bildeten einen verwirrenden Kontrast zu der ruhigen Atmosphäre des Restaurants. Sie sah erst auf, als der Ober fragte, ob sie einen Aperitif wünsche. Hilflos sah sie Travis an, der daraufhin Champagner bestellte.
»Zu schade, dass wir Majesty nicht mitnehmen konnten«, bemerkte sie und begann zu lachen. Alle Abneigung war vergessen. »Er hat hart gearbeitet, und wir trinken den Champagner.«
»Ich bezweifle sehr, dass er Champagner zu schätzen wüsste, selbst wenn wir ihm eine Flasche mitbringen würden. Für so ein nobles Ross hat er einen ziemlich schlichten Geschmack. Und deshalb«, er legte seine Hand auf ihre, »ist es nun an uns, auf seinen Sieg zu trinken. Wussten Sie, Adelia, dass Ihre Augen im Kerzenschein golden leuchten?«
Überrascht von dieser Beobachtung wusste sie nichts zu sagen. Sie war sehr erleichtert, als der Champagner serviert wurde, sodass es ihr erspart blieb, zu antworten.
»Wie wäre es mit einem Toast, Dee?«
Sie hob das schlanke Glas und lächelte. »Auf Majesty, den Sieger des Belmont Stakes.«
Auch Travis erhob sein Glas. »Auf den Sieg.«
»Hunger?«, fragte er kurze Zeit später. »Worauf hätten Sie Lust?«
»Irish Stew gibt es hier wohl eher nicht«, murmelte sie geistesabwesend und seufzte über das merkwürdige Schicksal, das ihr Leben so grundlegend verändert hatte. Dann öffnete sie die Speisekarte, hielt inne und sah ihn mit erstaunten Augen an.
»Stimmt etwas nicht?«
»Das ist ja Beutelschneiderei! Etwas anderes fällt mir dazu nicht ein!«
Er beugte sich vor, nahm ihre Hände in seine und grinste sie an. »Sind Sie sicher, dass in Ihren Adern nicht auch schottisches Blut fließt?« Adelia wollte zutiefst beleidigt etwas entgegnen, doch er hob ihre Hände an seine Lippen, und sie verstummte. »Regen Sie sich nicht schon wieder auf, Dee.« Er lächelte ihr über die Hände hinweg zu. »Und achten Sie gar nicht auf die Preise. Ich kann es mir leisten.«
Sie schüttelte den Kopf. »Ich kann da nicht mehr reinschauen – sonst wird mir ganz schwindelig. Ich nehme einfach dasselbe wie Sie.«
Er bestellte. Als sie wieder allein waren, studierte er ihre Handflächen und ignorierte ihren Versuch, sie zurückzuziehen.
»Sie kümmern sich jetzt besser um sie«, murmelte er.
»Ja«, gab sie zurück,
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