Einklang der Herzen
ihre Blicke trafen. Sie trat erschrocken einen Schritt zurück, bis sie an den Türrahmen stieß. Er kam näher, scheinbar ohne sich zu bewegen. Er schob eine Hand unter ihr Haar und streichelte zart ihren Nacken. Stumm sahen sie einander an, dann senkte er sehr langsam den Kopf. Sein Kuss war so zart wie eine Sommerbrise, ganz anders als die Küsse zuvor, und zugleich unendlich verheerender. Sie schmiegte sich an den Kragen seines Jacketts, um sich zu beruhigen, doch dann gab sie auf, schlang die Arme um seinen Hals und stellte sich auf die Zehenspitzen.
Seine Lippen wanderten über ihr Gesicht, über ihre Wangen und geschlossenen Augenlider. Statt wilder Leidenschaft ergriff sie eine fast schmerzhafte Schwäche, ein Schwindel, der nicht vom Champagner herrühren konnte. Sie griff in sein Haar, während ihr Körper mit seinem verschmolz, bereit, ihm alles zu geben, was er forderte, ihm alles zu geben, was er zu nehmen bereit war.
Sie spürte seine Leidenschaft, als er sie wieder küsste, sein Körper drängte sich hart an sie. Mit einem genüsslichen Stöhnen zog sie ihn noch fester an sich. Die Sehnsucht, von ihm in Besitz genommen zu werden, jagte durch ihren Körper, lärmend und hartnäckig und hallte in ihren Ohren.
Plötzlich löste er sich abrupt von ihren Lippen, streichelte ihr leicht über die Wange, ließ die Hand einen Moment lang verweilen, und als sie die Augen wieder schloss und einladend den Kopf hob, sagte er: »Gute Nacht, Dee.« Er schob sie in ihr Zimmer und schloss die Tür hinter ihr.
Adelia legte eine Hand an ihre brennende Wange und starrte auf die Tür. Sie konnte sich nicht rühren, war wie betäubt von ihrer noch nie da gewesenen Hingabe und von seiner Zurückweisung. Sie hatte ihm alles angeboten, doch er hatte abgelehnt. Egal, wie unerfahren sie sein mochte, sie wusste, dass ihr Verhalten nicht hatte missverstanden werden können. Doch er hatte sie nicht gewollt, jedenfalls nicht ganz. Ihre eigenen Prinzipien hatten sich in seinen Armen in Luft aufgelöst, doch er war einfach davongegangen und hatte sie allein gelassen. Und wie hätte es auch anders sein können? Sie schloss die Augen, um ihre aufsteigenden Tränen zurückzudrängen. Ich werde niemals mehr für ihn sein als seine Pferdepflegerin, dachte sie. Jemand, der ihn ab und an zu amüsieren scheint. Er war einfach nett zu mir, er wollte mir einen schönen Abend bereiten. Sie erschauerte. Ich sollte mich damit zufriedengeben und damit aufhören, mich nach etwas zu sehnen, was ich niemals haben kann. Sie blickte an ihrem Kleid herab und rief sich in Erinnerung, dass sie nicht Aschenputtel hieß, sondern Adelia. Und außerdem war es schon weit nach Mitternacht.
Am nächsten Morgen, als sie zum Flughafen fuhren, fiel ein leichter, warmer Nieselregen. Wieder jagten Reporter hinter ihnen her. Adelia überließ es den Männern, sich mit ihnen zu beschäftigten, und eilte die Flugzeugtreppe hinauf. Sie setzte sich, schüttelte die Regentropfen aus dem Haar und von ihrem cremeweißen Rock, presste das Gesicht ans Fenster und sah, wie Travis sich von der Journalistengruppe löste.
Während des Fluges blätterte sie eine Zeitschrift durch, um einem Gespräch aus dem Weg zu gehen. Travis benahm sich ihr gegenüber sehr zwanglos und freundlich, schien aber auch ein wenig zerstreut, und die nagende Sehnsucht, die noch immer in ihr nachklang, machte es ihr schwer, sich genauso zu verhalten.
Als er mit Steve vorne in der Kabine verschwand, atmete sie erleichtert auf und begann, sich die Beine zu vertreten. Was soll ich nur tun, fragte sie sich verzweifelt. Wie kann ich nur meine Gefühle für ihn unter Kontrolle halten? Ich will mich auf keinen Fall blamieren. Er darf nicht merken, dass ich ihn liebe. Dann wird er Mitleid mit mir haben, und das könnte ich nicht ertragen. Ich muss einfach nur einen Weg finden, ihn künftig auf Abstand zu halten.
Sie ließ den Blick hinüber zu ihrem Onkel wandern, und als sie seine ungewöhnlich ungesunde Gesichtsfarbe bemerkte, vergaß sie all ihre Sorgen.
»Onkel Paddy.« Sie nahm sein Gesicht in beide Hände und musterte ihn eindringlich. »Dir geht es nicht gut. Was hast du?«
»Nichts, Dee.« Als sie die Anspannung in seiner Stimme hörte, runzelte sie die Stirn. »Ich bin einfach nur müde.«
»Du bist ja eiskalt.« Sie kniete sich vor ihn hin. »Sobald wir zu Hause sind, werde ich einen Arzt rufen. Es dauert nicht mehr lange. Ich hole dir eine Decke und eine Tasse Tee.«
»Ach Dee, ich spüre
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