Einklang der Herzen
bückte sich nach ihrer heruntergefallenen Kappe. »Ich mag es nicht, wenn sich die Reporter auf mich stürzen. Ich warte draußen und nehme Majesty mit, sobald der Trubel vorbei ist.«
»Ist gut«, sagte Travis. »Aber heute Abend wird gefeiert. Was meinst du, Paddy?«
»Ich meine, dass ich gerade eine unüberwindliche Lust auf Champagner entwickelt habe.« Die beiden Männer grinsten einander an.
An diesem Abend starrte Adelia in den großen Spiegel in ihrem Zimmer. Das rotbraune Haar fiel ihr üppig über die Schultern, glänzte wie frisch poliertes Kupfer und bildete einen wunderschönen Kontrast zu ihrem grünen Kleid.
»Sieh dich bloß an, Adelia Cunnane!« Zufrieden lächelte sie ihrem Spiegelbild zu. »In Skibbereen würde dich kein Mensch in diesem Kleid wiedererkennen!« Sie hörte ein Klopfen an der Tür und schnappte sich den Schlüssel von der Kommode. »Ich komme, Onkel Paddy.«
Doch als sie mit einem strahlenden Lächeln die Tür aufriss, stand dort nicht etwa ihr vergnügter Onkel, sondern ein unfassbar gut aussehender Travis in einem dunklen Anzug und einem strahlend weißen Hemd. Stumm standen sie voreinander. Travis ließ seinen Blick von ihrem glänzenden Haar über die sanften Rundungen ihres Körpers wandern, die von dem weichen grünen Jerseystoff betont wurden. Dann sah er ihr wieder ins Gesicht. Er lächelte noch immer nicht.
»Adelia, Sie sind wunderschön.«
Ihre Augen weiteten sich vor Freude, während sie nach einer passenden Antwort suchte. »Danke schön«, brachte sie schließlich hervor. »Ich dachte, Sie wären Onkel Paddy.« Nervös fuhr sie sich mit der Zungenspitze über die Lippen.
»Paddy und Steve warten unten auf uns.«
Die Intensität seiner Blicke raubte ihr fast den Verstand, hastig sagte sie: »Gut, dann sollten wir zu ihnen gehen.«
Travis nickte nur, doch obwohl sie einen Schritt nach vorne trat, rührte er sich noch immer nicht von der Stelle. Sie hob den Blick von seinem Kragen zu seinem Gesicht, wollte etwas sagen, doch ihr Kopf war ganz leer. Er sah sie eine Ewigkeit lang an, dann drückte er ihr eine rote Rose in die Hand. »Die lässt Majesty schicken. Er sagt, Sie mögen rote Rosen.«
»Oh.« Trotz seiner launigen Worte lächelte er noch immer nicht. »Ich wusste nicht, dass Sie mit Pferden sprechen.«
»Ich lerne es langsam«, entgegnete er nur, dann strich er mit einer Hand über ihre Schulter. »Meine Lehrerin ist eine Expertin.«
Sie blickte auf die Rose in ihrer Hand. Bisher hatte sie zwei Mal in ihrem Leben Blumen geschenkt bekommen – beide Male von Travis. Und immer waren es rote Rosen gewesen. Sie lächelte, weil sie nie mehr eine rote Rose würde betrachten können, ohne an ihn zu denken. Dieses Geschenk erschien ihr wertvoller als Diamanten. Sie lächelte ihm offen zu.
»Danke, Travis.« Ohne nachzudenken stellte sie sich auf die Zehenspitzen und küsste ihn auf die Wange.
Er sah sie an, und einen Augenblick lang glaubte Adelia, ein Zögern in seinen Augen zu sehen, bevor er endlich den Mund zu einem Lächeln verzog.
»War mir ein Vergnügen, Dee. Nehmen Sie die Rose mit, sie steht Ihnen gut.« Er nahm ihr den Schlüssel aus der Hand, steckte ihn in seine Tasche und begleitete sie zum Fahrstuhl.
Das feierliche Abendessen war eine ganz neue Erfahrung für Adelia. Das elegante Restaurant, das ungewöhnliche Essen und ihr erstes Glas Champagner – das alles schien ihr unwirklich. Im Gegensatz zu dem kurzen Moment an ihrer Zimmertür war Travis jetzt sehr umgänglich und behandelte sie mit ausgesuchter Höflichkeit, gerade so, als hätte es den kurzen Moment an ihrer Zimmertür zwischen ihnen gar nicht gegeben. Der Abend verging wie hinter einer Wand aus Nebel.
Kurz darauf jedoch war Adelia wieder in Maryland, steckte in ihren Jeans, ging eifrig ihren Pflichten nach und schob jeden Gedanken an elegante Restaurants und schöne Kleider zur Seite. Stundenlang pflegte und trainierte sie die Pferde und hatte wenig Zeit, über die Gefühle nachzudenken, die Travis in ihr geweckt hatte. Ansonsten ging sie den Reportern aus dem Weg, die oft vor den Ställen oder auf der Trainingsbahn herumlungerten. Nachts jedoch gelang es ihr nicht, die Träume zu verdrängen, die auf ihre neu erwachten Sinne einstürmten.
Aus Tagen wurden Wochen, und obwohl Adelia allen Pferden des Gestüts ihre Liebe und Aufmerksamkeit schenkte, war Majesty nach wie vor ihr Liebling.
»Werde nur nicht überheblich, nur weil dein Foto in ein paar eleganten Zeitschriften
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