Einklang der Herzen
verlegen und aufgebracht zugleich. »Inzwischen sind sie nicht mehr ganz so schwielig wie die eines Bauarbeiters.«
Er sah sie einen Moment lang schweigend an. Dann sagte er: »Ich habe Sie an diesem Abend gekränkt. Das tut mir leid.« Sein milder Ton besänftigte sie.
»Das macht nichts«, sagte sie stockend, zuckte mit den Schultern und versuchte erneut, ihre Hände zurückzuziehen. Doch er ließ sie nicht los.
»Sie haben faszinierende Hände. Ich habe sie recht ausführlich studiert. Klein, schmal und so unglaublich tüchtig – normalerweise passt das nicht zusammen. Tüchtige Adelia«, murmelte er, bevor er sie mit einer Intensität betrachtete, die sie erbleichen ließ. »Sie hatten es nicht leicht auf dieser Farm, oder?«
»Ich … nein. Nein, wir kamen schon zurecht.«
»Zurecht?«, wiederholte er, und sie spürte, wie er ihr Gesicht erforschte auf der Suche nach den Worten, die sie nicht aussprach.
»Wir haben getan, was zu tun war.« Sie sprach fast beiläufig, sie wusste nicht, was er von ihr wollte. »Tante Lettie war eine willensstarke Frau. Sie ließ sich nicht so leicht unterkriegen. Ich habe mich oft gewundert, dass sie meinem Dad überhaupt nicht ähnlich war«, fuhr sie fort. »Und jetzt weiß ich, dass sie auch Onkel Paddy nicht ähnlich war. Vielleicht lag es einfach an der Verantwortung für die Farm und für mich, dass sie kaum Zeit hatte für die schönen Dinge des Lebens. Für solche Kleinigkeiten wie einen Gutenachtkuss oder ein freundliches Wort … Ein Kind kann vor einem gefüllten Teller verhungern.«
Sie schüttelte sich, um in die Realität zurückzukehren, verwundert über ihre Worte und unruhig unter seinem steten Blick. »Ich musste mich nur um die Farm kümmern, während sie die Verantwortung für alles hatte. Und ich fürchte, dass ich ihr die meisten Sorgen bereitete.« Sie lächelte, in der Hoffnung, seinen düsteren Gesichtsausdruck vertreiben zu können. »Sie hat mir ein oder zwei Mal gesagt, dass ich zu temperamentvoll bin, aber inzwischen habe ich mich ja recht gut im Griff.«
»Tatsächlich?« Endlich lächelte er ein wenig.
»Aber ja.« Sie sah ihn ernst und arglos an. »Ich bin ein sehr sanfter Mensch geworden.«
Aus seinem Lächeln wurde ein breites Grinsen. In diesem Moment wurde das Essen serviert, und sie plauderten über dies und das. Das Gespräch war angenehm und leicht wie der Wein, den sie tranken.
»Kommen Sie«, sagte er schließlich. »Tanzen Sie mit mir.«
Bevor sie zustimmen oder ablehnen konnte, zog er sie bereits auf die Tanzfläche und nahm sie in seine allzu vertrauten Arme. Zunächst ein wenig steif schmiegte sie sich schnell an ihn, passte sich seinen Bewegungen und dem Rhythmus der langsamen Musik an. Jeder Mensch hatte ein Mal ein Stück vom Himmel verdient, auch sie. Den heutigen Abend wollte sie nur genießen. Der nächste Tag würde noch schnell genug kommen.
Als ob eine Fee ihr einen Wunsch erfüllt hätte, verlief der ganze Abend geradezu märchenhaft. Sie verwahrte alle Empfindungen in ihrem Gedächtnis, um die Erinnerungen bis an ihr Lebensende hegen und pflegen zu können.
Als sie in die warme Nacht hinaustraten, fühlten sich ihre Lider zwar schwer an, und doch wünschte Adelia, der Abend würde erst beginnen. Und als Travis sie im Taxi an sich zog, wehrte sie sich nicht.
»Müde, Dee?«, murmelte er. Seine Lippen berührten ihre Stirn so sanft, dass sie fast glaubte, es sich nur einzubilden.
»Nein«, seufzte sie, während sie darüber nachdachte, wie gut es sich anfühlte, den Kopf an seiner Schulter auszuruhen.
Er lachte leise, dann streichelte er ihr zärtlich durchs Haar, bis sie in eine Welt der Halbträume davonschwebte.
»Dee?« Sie hörte ihren Namen, fand die Vorstellung aber unerträglich, sich aus dieser himmlischen Position aufzurichten. Sie protestierte schwach. »Wir sind da«, sagte Travis, dann legte er einen Finger unter ihr Kinn.
»Da?« Sie öffnete die schweren Lider. Sein Gesicht war so nah, dass Traum und Wirklichkeit sich vermischten.
»Beim Hotel«, erläuterte er und strich ihr das zerzauste Haar aus der Stirn.
»Oh.« Sie setzte sich auf. Der Traum war vorüber.
Während sie mit dem Fahrstuhl nach oben fuhren, sprach er kein Wort, und Adelia nutzte die Gelegenheit, wieder in der Wirklichkeit anzukommen. Vor ihrer Zimmertür zog Travis ihren Schlüssel aus seiner Tasche, schloss auf, und sie sah ihn lächelnd an. Eigentlich hatte sie ihm nur danken wollen, doch ihr Lächeln erstarb, als sich
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