Einladung in den Palast des Prinzen
ihn geschüttelt und sich vergewissert, dass er gesund und unversehrt war.
„So, das wäre geschafft. Ich habe die Leute gebeten, die beiden Männer ins Krankenhaus zu bringen. Sie sollen auf Drogen untersucht werden. Wenn der Test positiv ausfällt, muss die Polizei eingeschaltet werden.“ Rics Stimme klang ruhig, doch Mel spürte, dass er sich über die Dummheit und Unvernunft der beiden immer noch aufregte und ärgerte. An das Rettungsteam gewandt fügte er hinzu: „Mir ist nichts passiert, wie Sie sehen, Sie können also ohne mich und meine Begleiterin ins Krankenhaus fahren.“ Rasch streifte er die Ausrüstung ab, die er benutzt hatte, und reichte sie dem Leiter der Mannschaft. „Hier, nehmen Sie die mit, sie gehört dem einen der beiden Unglücksraben.“ Dann packte er Mel am Arm und führte sie den Bergpfad hinunter.
„Ich bin froh, dass alles vorbei ist. Du scheinst ein geübter Bergsteiger zu sein, und ich würde dir gern einmal zuschauen, wenn du mit der richtigen Ausrüstung an einer Steilwand hochkletterst.“
Die Worte klangen ihm noch im Ohr, als er seinen Sportwagen über die kurvenreiche Straße hinauf zu seinem Haus in den Bergen lenkte. Sie waren wie Balsam für seine Seele, denn der Ärger über die Dummheit der Touristen saß tief, er hatte ihn längst noch nicht überwunden. Fast hätte man glauben können, die beiden wären darauf aus gewesen, sich umzubringen. Jedenfalls hatte der eine gar nicht begriffen, in welcher Gefahr sein Freund schwebte, und auf Rics diesbezügliche Fragen nur geantwortet, es sei doch alles in Ordnung.
Irgendwann verdrängte Ric die Gedanken und konzentrierte sich aufs Fahren. Er kannte die Straße in- und auswendig, jede Kurve war ihm vertraut, sodass er genau wusste, wann er Gas geben konnte und wann er das Tempo drosseln musste.
Er fährt viel zu schnell, dachte Mel immer wieder. Natürlich wusste sie, dass Ric den Wagen perfekt beherrschte und die Strecke gut kannte. Auch war die Fahrbahn breit genug, um Gegenverkehr passieren zu lassen. Trotzdem hatte sie Angst, auch wenn ihnen bis jetzt noch kein anderes Fahrzeug begegnet war. Sie schienen die Einzigen, die auf dieser Straße unterwegs waren.
Sie hielt sich krampfhaft an der Sitzkante fest, ihr Puls raste, und sie hatte nur noch den einen Wunsch, heil und unversehrt aus dem Auto zu kommen.
„Halt bitte an.“ Sie wusste nicht, ob Ric sie überhaupt gehört hatte, aber sie wollte aussteigen, und zwar sofort und keine Sekunde später.
„Melanie, es tut mir leid“, entschuldigte er sich reumütig und nahm den Fuß vom Gaspedal. „Ich habe nicht geahnt, dass du dich nicht wohlfühlst.“
Ich fühle mich wohl, es geht mir gut, du brauchst nicht langsamer zu fahren, ich beruhige mich gleich wieder, hätte sie am liebsten geantwortet. Aber sie bekam ihre Nerven nicht in den Griff. Sie bemühte sich, tief durchzuatmen, um nicht hysterisch zu werden. Am liebsten hätte sie die Tür aufgestoßen und sich ohne Rücksicht auf die Folgen hinausfallen lassen. Über ihre heftige Reaktion war sie selbst entsetzt, so kannte sie sich gar nicht. Sie brachte kein Wort mehr heraus, konnte kaum noch klar denken und sich nicht erklären, was mit ihr los war.
Ric fuhr im Schritttempo weiter und nahm ihre Hand. „Soll ich anhalten, Melanie? In wenigen Minuten sind wir am Ziel. Kannst du so lange noch durchhalten? Schaffst du das?“
Das Dröhnen in ihren Ohren ließ etwas nach, sie hatte sich jedoch noch längst nicht beruhigt und umklammerte seine Finger. „Ich habe keine Ahnung, wie das geschehen konnte, und komme mir ziemlich dumm und hysterisch vor.“
„Das bist du ganz bestimmt nicht“, versicherte Ric ihr sanft, während er den Wagen in die Auffahrt zu seinem Privathaus lenkte und vor dem Eingang zum Stehen brachte. Da er sich gern hierher zurückzog, um seine Ruhe zu haben, verzichtete er weitgehend auf Personal, sodass sie hier allein waren und Melanie sich ungestört erholen konnte.
Unterwegs musste irgendetwas geschehen sein, das sie so aufgewühlt und verstört hatte, und er nahm an, dass sie froh war, jetzt unbeobachtet zu sein.
Konnte sie dem Druck, den er auf sie ausgeübt hatte, nicht mehr standhalten? Wurde ihr das, was sie auf sich zukommen sah, zu viel? Die Aussicht, für einige Monate überzeugend seine Frau zu spielen und seinen Vater glauben zu lassen, sie hätten eine Ehe für das ganze Leben geschlossen, musste erdrückend sein.
Außerdem war es sicher schwierig für sie, sich in der
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