Einladung zum Mord - Reunion in Death (Death 14)
übereifriger Junganwalt, eine allzu beflissene Bürokraft oder jemand von der Putzkolonne überraschend im Büro erschien.
Also brächte sie die Sache besser sofort hinter sich und nutzte dann den Rest des noch jungen Tages für andere Dinge. Eine solche Effizienz fände Henry Moutons Beifall, davon war sie überzeugt.
Der Gedanke amüsierte sie derart, dass sie leise kicherte, während sie das Gift in seinen Kaffee gab.
»Es hätte auch schon vor neun Jahren so weit sein können, Henry«, murmelte sie leise und verrührte sorgfältig das Zyanid. »Nur, dass eben damals das Los auf jemand anderen gefallen ist.« Sie strich sich über das kurze, dunkle Haar. »Eigentlich ein bisschen schade. Es hätte dir wahrscheinlich Spaß gemacht, mit mir verheiratet zu sein. Zumindest für eine kurze Zeit.«
Sie trug den dickwandigen, praktischen Becher zurück in sein Büro.
Während hinter dem Fenster ein Hubschrauber der Verkehrswacht vorüberratterte, spuckte Henrys Computer bereits etwas über irgendeinen juristischen Präzedenzfall aus.
Julianna stellte den Kaffee vorsichtig auf den Schreibtisch und trat dann höflich einen Schritt zurück. »Kann ich sonst noch irgendetwas für Sie tun, Mr Mouton?«
Gedankenverloren griff er nach dem Becher und hob ihn, während er weiter der Computerstimme lauschte, an seinen Mund.
»Nein, ich habe alles, was ich brauche, Miss …«
»Drake«, sagte sie freundlich und bedachte ihn, als er erneut an seinem Kaffee nippte, mit einem kalten Blick. »Janet Drake.«
»Tja, nun, viel Glück an Ihrem ersten Tag, Miss Drake. Lassen Sie die Tür einfach offen, wenn Sie gehen.«
»Sehr wohl, Sir.«
Sie trat in den Korridor, blieb abwartend stehen und kehrte, als sie ihn erst keuchen und dann entsetzt um Atem ringen hörte, mit einem teuflisch schönen Lächeln in den Raum zurück.
Sie sah ihren Opfern gern beim Sterben zu, wenn sie die Gelegenheit dazu bekam.
Sein Gesicht war puterrot und seine Augen quollen aus den Höhlen. Er hatte verzweifelt mit den Armen durch die Luft gerudert und dabei seinen Kaffeebecher umgeworfen, dessen Inhalt einen dunkelbraunen Fleck auf dem grauen Teppich hinterließ.
Er starrte sie entgeistert an, und sein Schmerz und seine Angst füllten den Raum mit ihrem Leben, als er starb.
»Haben Sie sich etwa verschluckt?«, fragte sie ihn fröhlich und schlenderte, als er mit einem lauten Krachen auf den Boden fiel, gemächlich auf ihn zu. »Es hat eine kleine Änderung in deinem Terminplan gegeben, Henry.« Sie legte ihren Kopf ein wenig auf die Seite und verfolge fasziniert,
wie er sich einem Wurm gleich vor Schmerzen auf dem Teppich wand. »Du wirst heute sterben.«
Es war, dachte Julianna, einfach ein unglaubliches Gefühl, mit ansehen zu dürfen, wie jemanden der Tod ereilte, und dabei noch zu wissen, dass der Tod durch ihre Hand gekommen war.
Es war wirklich überraschend, dass es nicht viel mehr Menschen mit diesem Hobby gab.
Als er aufhörte zu röcheln, warf sie ihm noch eine freche Kusshand zu, spazierte gemächlich aus dem Zimmer und zog die Tür hinter sich zu. Schade, dass die Geschäfte noch nicht geöffnet hatten, ging es ihr auf dem Weg in Richtung Fahrstuhl durch den Kopf. Sie hätte jetzt gerne einen ausgedehnten Einkaufsbummel gemacht.
Eve beugte sich über den toten Henry Mouton und schwankte zwischen Zorn, Frustration und Schuldgefühlen hin und her. Nichts davon jedoch würde ihr bei ihrer Arbeit helfen und so kämpfte sie nach Kräften gegen diese Gefühle an.
»Das war ihr Werk«, stellte sie mit mühsam ruhiger Stimme fest. »Wie zum Teufel hat sie es bloß angestellt, einfach hier hereinspaziert zu kommen und den Kerl dazu zu bringen, dass er den vergifteten Kaffee trinkt? Offensichtlich hat sie sich mal wieder hervorragend an ihre Umgebung angepasst. Ist mit ihr verschmolzen. Nach dem Motto, ich werde einfach die sein, die ich sein muss. Sie muss gewusst haben, dass er um diese Zeit allein hier oben ist. Das kann unmöglich ein Zufallstreffer gewesen sein. Und ich habe die ganze Zeit irgendwelchen verdammten Schafen hinterhergejagt.«
»Lieutenant. Mouton ist französisch und bedeutet Schaf.« Peabody hob den Kopf von ihrem Taschencomputer und sah ihre Vorgesetzte an. »Das habe ich eben nachgeguckt.«
»Super, klasse. Dann hat Loopy also tatsächlich Recht gehabt. Und es hat ihm wirklich viel genützt.« Wütend auf sich selbst straffte sie die Schultern und wies ihre Assistentin an: »Lassen Sie ihn rüberschaffen in
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