Einladung zum Mord - Reunion in Death (Death 14)
erschien Mouton jeden Morgen um Punkt sieben in seinem Büro. Er war ein Gewohnheitsmensch, und Julianna hatte seine Gewohnheiten bestimmt genauestens erforscht. Das wahrscheinlichste Szenario ist, dass sie sich ihm als Aushilfskraft vorgestellt und ihm möglichst großen Arbeitseifer vorgegaukelt hat. Damit hat sie ihm in dem Bereich geschmeichelt, der ihm besonders wichtig war - seiner Firma, seiner Arbeit, seiner Arbeitsmoral. Sie bietet ihm an, ihm einen Kaffee holen zu gehen, kehrt zurück in den Pausenraum, füllt dort einen Becher mit Kaffee und gibt das Gift dazu. Bestimmt ist sie geblieben, um ganz sicherzugehen, dass er das Zeug auch trinkt und dass es seine Wirkung nicht verfehlt. Sie führt ihre Arbeit gerne bis zum Ende durch. Um sieben Uhr achtzehn verlässt sie das Büro.«
Eve ließ die Diskette weiterlaufen, bis man Julianna aus dem Fahrstuhl treten sah. »Sie strahlt über das ganze Gesicht«, stellte sie tonlos fest. »Die Taten geben ihr einen regelrechten Kick. Verlässt das Haus durch den Notausgang im zweiten Stock, damit sie sich nicht noch mal mit dem Wachmann unterhalten muss. Von dort aus könnte sie das Gleitband Richtung Straße nehmen und zum Brunch zu Hause sein.«
»Sie ist von ihrem bisherigen Muster abgewichen«, warf plötzlich Feeney ein. »Sie ist in New York geblieben und bringt Typen um die Ecke, zu denen sie keinerlei persönliche Beziehung hat. Aber ein paar Gewohnheiten sterben anscheinend langsam. Sie sucht sich weiterhin denselben Typ Mann aus und nimmt noch immer keine dauerhafte Veränderung an ihrem Aussehen vor.«
»Sie wird auch weiterhin hier bleiben.« Mehr aus Gewohnheit als aus echtem Durst hob Eve ihre Kaffeetasse
an den Mund. »Dr. Mira ist der Meinung, dass ich ein Teil des Spiels für sie geworden bin - die einzige Frau, mit der sie je gekämpft hat. Sie muss besser sein als ich, und das hofft sie dadurch zu erreichen, dass sie hier in meinem Territorium mordet, während ich mich hoffnungslos im Kreis bewege, ohne dass es mich ihr auch nur einen Zentimeter näher bringt.«
»Gut«, meinte McNab. »Dann wird es ihr umso weher tun, wenn Sie sich am Ende auf die Hinterbeine stellen und ihr an die Kehle gehen.«
»Versuchen Sie etwa, sich bei mir einzuschleimen, Detective?«
»Natürlich, Madam.« Er bedachte sie mit einem Grinsen, das genauso leuchtete wie die drei Ohrringe, die er an diesem Mittag trug. »Aber man wird doch wohl die Wahrheit sagen dürfen. Und die ist schlicht und einfach die, dass sie ganz bestimmt nicht besser ist als Sie.«
»Im Augenblick gibt es zwei tote Männer, die sicher anderer Meinung wären. Wir müssen weiter die Kisten durchsuchen, die von uns in Dockport beschlagnahmt worden sind. Ich bin mir völlig sicher, dass sie hier irgendwo eine Wohnung hat.«
Klassisch elegant in irgendeinem noblen Viertel oder trendig und modern in irgendeiner teuren Straße. Irgendwo in dieser riesengroßen Stadt.
»Ein schickes Haus oder Apartment, möglichst in der City. Entweder hat sie es gekauft, während sie im Knast war, oder hat in dieser Zeit dafür gesorgt, dass dort jemand für sie nach dem Rechten sieht.« Sie trank den nächsten Schluck Kaffee und wartete ein paar Sekunden, bis er seine Wirkung tat. »Wir müssen einfach irgendwas in den Computern finden. Bestimmt war sie
so schlau und hat für die meisten Transaktionen ihren eingeschmuggelten Handcomputer benutzt, aber vielleicht ist sie irgendwann ja nachlässig gewesen. Sie hat sich ausführlich mit ihren Opfern befasst. Ich bin völlig sicher, dass es irgendwelche Daten geben muss.«
»Falls es was zu finden gibt, werden wir es finden«, versicherte ihr Feeney. »Nur sind wir augenblicklich noch dabei, die Geräte von den ganzen überflüssigen Dateien zu befreien.«
»Ich hoffe, das geht schnell. Ich habe Kopien von Dr. Miras Bericht für jeden hier erstellt. Ich bin ihrer Meinung, dass nichts weiter dran ist an Juliannas Behauptung, ihr Stiefvater hätte sie sexuell missbraucht. Ich muss ihn noch vernehmen. Vielleicht erzählt er mir ja, wie es damals wirklich war. Ich werde, so bald es geht, zu ihm nach Texas fliegen. Je mehr wir über sie wissen, desto schneller werden wir sie finden, und außerdem ist es durchaus möglich, dass er selbst ein potenzielles Opfer ist.«
»Nehmen Sie mich mit?«, wollte ihre Assistentin von ihr wissen.
»Nein, Sie brauche ich hier.« Ich kann Sie nicht mit nach Dallas nehmen. Das kann ich nicht riskieren. Das hielte ich nicht aus. »Sie
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